Speyer Wochenchronik:

Weihnachten macht sich breit. Wenn auch noch keine Weihnachtsgefühle. Dafür war es diese Woche zu warm. Aber die ersten Schneeflocken haben sich ja für heute angekündigt. Die ersten Weihnachtsfeiern beginnen jetzt auch schon. Beim SPD-Ortsverein Speyer-Nord steht die Feier zum Beispiel für den 29. November, 14.30 Uhr, im Siedlergemeinschaftshaus auf dem Programm. Indes hat die Post schon ihre Weihnachtsgrüße an die Redaktion verschickt. Darin enthalten ist auch ein Hinweis: „Die Adresse des Nikolaus lautet: An den Nikolaus, 66351 St. Nikolaus.“ Was der Nikolaus dann wohl liefert? Schließlich ist er in Zeiten der sozialen Netzwerke noch besser als früher über die Kinder informiert, Facebook sei Dank ... Sicher erwartet Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU) keine großen Geschenke vom Nikolaus. Auch wenn der Mann mit Rauschebart ganz genau weiß, was wer macht. Eger hat freimütig in der Stadtratssitzung am Donnerstag zugegeben: „Ich habe mich nicht an meine eigenen Vorgaben gehalten.“ Schöne Bescherung. Eigentlich sollten vakante Stellen ein halbes Jahr lang unbesetzt bleiben. Es ging aber vieles schneller als geplant, auch weil neue Aufgaben bei ihm hinzukamen. Ob die Regel vielleicht für den Nachfolger des Stadtarchivleiters Joachim Kemper gilt? Die Personalie steht nach dessen offiziellem Abschied am 1. November aus. Die Zeit läuft! Unterdessen wird die CDU ganz grün. Nein, nicht im Gesicht. Es ist mehr eine Frage der Haltung – der inneren. Bei der Diskussion über eine eventuelle Streichung der Investitionen in den Radwege-Ausbau in der Stadtratssitzung sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Gottfried Jung: „Nur über unsere Leichen.“ Eger geriet bei diesem Punkt schon ganz durcheinander. Die CDU, CSU und Grünen hätten den Investitonsmaßnahmenplan erarbeitet, sagte er. Kurze Pause. Dann die Korrektur: „Die SPD natürlich.“ Es ist aber auch nicht einfach in diesem schwarz-rot-bunten Chaos. Weniger chaotisch ging es beim Gedenken an die Opfer der Terroranschläge in Paris zu. Es war bedächtig, einträchtig am Mittwoch am Altpörtel. Dort hatten sich auf Einladung des Bündises für Demokratie und Zivilcourage zahlreiche Menschen versammelt. Darunter auch Muslime und Flüchtlinge. „Die Terroristen haben keine Religion“, haben die Muslime gesagt. Pastoralreferent Markus Lamm stimmte mit einem Satz nachdenklich: „Wir haben vor drei Jahren das Interreligiöse Forum gegründet. Wer hätte gedacht, dass es mal so wichtig wird.“ Stimmt. Ebenso wie das Bündnis für Demokratie und Zivilcourage oder das Projekt „Speyer ohne Rassismus – Speyer mit Courage“. Die Bedeutung dieser Gruppen wächst. Dort arbeiten Menschen verschiedener Religionen und Nationalitäten zusammen, um ein Zeichen zu setzen für und in Speyer. Am Mittwoch war vor allem eines wichtig: Das Zeichen, das die Muslime gesetzt haben. Sie haben betont, dass der Islam eine Religion des Friedens sei, der nicht zu Terror aufrufe. Und sie haben darum gebeten, nicht mehr verurteilt zu werden aufgrund ihres Äußeren oder ihrer Religion. Sie stehen an unserer Seite. Als Speyerer. Die Reise einer Pfälzer Gruppe, organisiert vom Hanhofener Unternehmen Palatina Kunst und Kultur, durch Rom und den Vatikanstaat hat einige Erkenntnisse gebracht. Es gibt dort viel zu sehen bei rund 400 Kirchen, wie Stadtführer Ugo Martorelli berichtet hat. Die Italiener sind ein ehrfürchtiges Volk. In jedem Kiosk, jedem Restaurant hängen mindestens zwei Bilder von Päpsten. Aber die Römer hängen auch an den Reliquien. In ihrer Stadt soll es unter anderem Ketten geben, mit denen Petrus gefesselt wurde oder sich das Petrusgrab unter dem Petersdom befinden. Die Geschichtsforschung ergibt das aber einige Ungereimtheiten. Die Forscher ernten Schulterzucken von den Römern. „Wir sind da nich so pingelisch“, wiederholte Martorelli immer wieder. Nur eines nehmen die Römer sehr ernst: „Paris ist nicht die Stadt der Liebe. Das ist Rom. Macht ja auch Sinn, denn wenn man ,Roma’ rückwärts liest, ergibt das Amor“, betonte er augenzwinkernd.

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