Speyer Wochenchronik :

Im Prinzip ja, aber … Die Meinungen zum S-Bahn-Halt Süd gehen auch eine Woche nach der Stadtratssitzung mit den schockierenden Zahlen auf den Straßen und an den Stammtischen nach wie vor auseinander. Anlieger und Gegner befürchten Park-Such-Verkehr, Dreck und Blicke in ihr Wohn- oder Schlafzimmer. S-Bahn-Fans versprechen sich mehr zeitgemäße Mobilität und eine bessere Umwelt. Unbeteiligte Neutrale fragen ganz naiv, ob es Sinn macht, wenige Meter hinter den Hauptbahnhof und kurz vor Römerberg die Bahn schon wieder zu stoppen. Sie komme kaum dazu, Fahrt aufzunehmen. Alle gemeinsam sind jedoch noch immer „beeindruckt“ von der Rechnung, die die Deutsche Bahn im Stadtrat vorgelegt hat. Das Fünf-Millionen-Euro-Projekt trifft die Stadt an ihrer empfindlichsten Stelle – dem ohnehin leeren Geldbeutel. Die Bahn muss nachbessern, lautet die Forderung. Böse Ahnungen bündeln sich in dem Namen, den das Projekt inzwischen bei den Bürgern hat: Speyer 21. Irgendwann, so die Befürchtung, sitzt Heiner Geißler in Speyer in einem großen Saal an einem großen runden Schlichtertisch. „Jede Woche ein Fest. Das wird mir allmählich zu viel“: Genervt von der Veranstaltungsdichte in der Innenstadt ist eine Speyererin mit ihrer Freundin am Samstagnachmittag durch den Besucherstrom auf dem Bauernmarkt Slalom gelaufen. Ein Schaufensterbummel am Wochenende sei schon lange nicht mehr drin, eine gemütliche Einkaufstour schon gar nicht, empörte sich die Seniorin. „Früher war es richtig schön in Speyer“, geriet sie in nostalgische Schwärmerei über Samstage, an denen sie noch ungehindert über die Hauptstraße geschlendert sei. „Heute muss ich aufpassen, dass ich den Weg zum Dom unfallfrei überstehe“, wies sie auf die Menschenmassen um sie herum hin. „Noch nicht mal zum Café Görtz komme ich“, schimpfte sie weiter. Den Einwand der Freundin, diese Bäckereikette betreibe doch gar keine Filiale in der Innenstadt, ließ die Speyererin nicht gelten. „Egal wie. Ich komme jedenfalls nicht hin.“ Die Oktoberfestzeit treibt schon seltsame Blüten. Nun wollen auch noch die Saarländer in den Wettstreit um die meisten Dirndl- und Lederhosen träger einsteigen. Wie die Nachrichtenagentur dpa in dieser Wochen meldete, will das Saarland den Bayern den Trachtenweltrekord abknöpfen und den Titel in den Südwesten der Republik zurückholen. Morgen um 14 Uhr wird der Angriff auf Straubing gestartet. Bei der „7. Homburger Wiesn“ sollen mehr als 2279 Träger und Trägerinnen des einschlägigen Outfits ins Festzelt kommen. Die Veranstaltung soll zu den beliebtesten Oktoberfesten des Saarlandes gehören, wird gemeldet. Ein Angriff aus dem Land der Lyoner und der Schwenker. Diese Meldung hat wohl auch dem Verkehrsverein Speyer die Sprache verschlagen. Der Vorsitzende hat jedenfalls bisher noch keine Stellungnahme dazu abgegeben. Apropos Rekord: Wie viele Einwohner hat das Saarland eigentlich? Speyer ist eine beliebte Wohnstadt. Der Markt ist klein. Die Preise hoch. Potenzielle Interessenten versuchen es auf den erstaunlichsten Wegen, in die Stadt zu kommen und sich hier über längere Zeit aufzuhalten. Als besonders einfallsreich zeigt sich dabei ein Mann, der schon durch seine körperliche Größe auffällt. Immer und immer wieder taucht er in der Stadt auf. Zuletzt war er an einem Tag bei der Deutschen Rentenversicherung, bei den Diakonissen in der Klinik, bei der Beratungsstelle Nidro. Wo er hinkommt, bringt er kleine Geschenke mit. Hier ein paar Milliönchen, da ein Zuschüsslein, dort eine Zusage. So versucht er offensichtlich, das Vertrauen zu gewinnen. Die Rede ist von Alexander Schweitzer, Sozialminister des Landes und quasi von Berufs wegen Wohltäter. Die auffällige Häufigkeit seiner Besuche – außerhalb von Wahlkampfzeiten – muss andere Gründe haben. Der gebürtige Landauer mit Wohnsitz Bad Bergzabern hat (a) einen echten Narren an Speyer gefressen, will (b) deshalb gar nicht mehr weg von hier, ist (c) auf der Flucht oder – was am wahrscheinlichsten scheint, will (d) – hier wohnen. Egal warum. Herr Minister, da gibt es nur wenig Hoffnung. Die Südpfalz gilt nicht als unsicheres Land, in dem politische Verfolgung droht. Und selbst, wenn es für Sie aus beruflichen und persönlichen Gründen angeraten wäre, nach Speyer zu ziehen. Probieren Sie mal, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Hören Sie sich um. Heute kommen Sie ja schon wieder. Als Schirmherr zum Landesmusikfestival der Lebenshilfe Rheinland-Pfalz aufs Geschirrplätzel. Viel Glück und Spaß in Speyer. Man weiß es inzwischen. Das Ende einer Beziehung ist gekommen. Da wird nicht mehr viel Aufhebens drum gemacht. Smartphone raus. Facebook, SMS, Whatsapp und die Nachricht an den oder die Geliebte ist raus. „Es ist Schluss mit Dir.“ So weit war auch eine etwa 16-Jährige dieser Tage in Speyer. Der „Typ“ war wieder einmal nicht zum vereinbarten Treffpunkt vor die Postgalerie gekommen. Das war zu viel. Schluss, Aus, Ende. Jetzt auf der Stelle. Ganz so unpersönlich wollte sie es aber nicht machen. Sie wollte ihn dazu anrufen. Doch der Akku an ihrem Hands war leer. Also bat sie eine Speyererin, die in der Nähe stand, ihr das Handy für das finale Telefonat zu leihen. „Nein“, sagte diese, von der Schlechtigkeit der Welt überzeugt, „dann klauen Sie es“. Die etwa 16-Jährige wirft einen Blick auf das Gerät und sagt verächtlich: „So eins doch nicht.“ Immerhin: Zum Telefonieren hat es gereicht. Die Speyererin durfte das „mobile Endgerät“ der Jugendlichen – ein nagelneues i-Phone 6 – als Pfand behalten, bis das Gespräch beendet war. Es war aber zu kurz, um einen schlimmen Gedanken in die Tat umzusetzen.

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