Speyer Widerstand der Bauhöfe erfolgreich

42 Jahre in 42 Minuten – fast gelang das Otto Reiland, dem Chef der neuen Verbandsgemeinde Waldsee. Wehmut schwang mit bei der Abschiedsfeier der „alten Verbandsgemeinde“ am Mittwochabend in der Pergola des ASV-Rasenplatzes. Viel mehr aber eines: Spannung auf das Kommende.

Am Dienstag wird’s ernst. Die neue Verbandsgemeinde namens Waldsee, zu der dann Neuhofen und Altrip zählen, startet durch. Was waren das für Kämpfe im Vorfeld. Genutzt hat’s nichts, die Zwangsheirat kam. Bei den politischen Wegbegleitern der bisherigen Verbandsgemeinde, den aktuellen und auch den ganz frühen, dämmerte es da. Exakt vor 42 Jahren hat es schon einmal Aufruhr gegeben. „Keiner wollte zusammen gehen, jeder wollte autark bleiben“, erinnerte Reiland an die Zusammenführung von Otterstadt und Waldsee. Gezeter und Gezerre, Aufbegehren und Widerstand – was für 1972 nichts nutzte, blieb auch für 2014 ohne Erfolg. Während Waldsee zum zweiten Mal „verbandsgemeindet“ wird, gibt es die Form in anderen Bundesländern noch nicht, sagte Reiland. Anlaufschwierigkeiten? Gab’s. Allein mit dem Einzug des ersten Verbandsbürgermeisters Hermann Götz (Otterstadt) ins Waldseer Rathaus, wo schon Guido Mohler seinen Platz hatte, ging’s los, so Reiland. Etliche Gäste der Abschiedsfeier bestätigten das mit Kopfnicken und leisem Gelächter. Die Parallelen zur heutigen Umstrukturierung sind auch in anderen Bereichen verblüffend. Stichwort Feuerwehr: Schon 1972 wehrten sich die Floriansjünger gegen die Zusammenlegung, jetzt kommen zwei weitere Wehren dazu. Konsequent war die Haltung bezüglich der Bauhöfe. „Es galt ein Satz: Des mache mer net – und dabei ist es geblieben“, betonte Reiland. Die Eigenständigkeit gibt’s also heute noch. Ein weiteres großes Thema in der damals neuen Verbandsgemeinde: die Abwasserbeseitigung. Dank der ersten Grünen im Rat habe man sich sogar mit der Funktion einer Schilfkläranlage auseinandergesetzt, merkte Reiland an. Dennoch: Der Abwasser-Anschluss an Speyer erfolgte – und das war gut so, ist der Verbandsgemeindechef nach wie vor überzeugt. Einen Beleg dafür liefert Neuhofen: „Dort kostet der Kubikmeter Schmutzwasser doppelt so viel.“ Und in Altrip? „Auch wesentlich mehr.“ Hoffnung macht die Entwicklung der alten Verbandsgemeinde, die „nach der Zusammenlegung besser akzeptiert wurde als davor“. Die Startchancen heute, da ist sich Reiland sicher, sind besser als vor 42 Jahren. Irgendwie scheint es Waldsee geahnt zu haben. Beim Rathaus-Neubau wurde 1990 so viel Raum geschaffen, dass Altrip und Neuhofen 2014 nichts entgegensetzen konnten. Mit rund 45 Ratsmitgliedern von früher und heute verabschiedete Reiland – 1984 erstmals zum Verbandsbürgermeister gewählt – die alte Verbandsgemeinde und die Frauen und Männer, die dem neuen Gemeinderat nicht mehr angehören. Bei Schmackhaftem vom Grill blieb noch Zeit zum Austausch über Spannungen und Entspannungen, Auflösungen und Einführungen sowie allerlei Ereignisse aus den zurückliegenden Jahrzehnten. Musikalisch unterhielten Anika und Nico Hartmann (Gesang und Gitarre) sowie Simon Schneider (Cajon). (xsm)

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