Speyer Wenn der Faun in Fahrt gerät

Reizvolle Dialoge der Ungleichen haben die Freunde der „Kammermusik im Rathaus“ am Freitagabend im Historischen Ratssaal Speyer erlebt. Die Zwiesprache von Harfenist Andreas Mildner und Tuba-Spieler Andreas Martin Hofmeir führte bei deren Duo-Abend auf unterschiedlichen Klangebenen zu witzigen bis spritzigen Ergebnissen.

Die zart-behänd gleitende Harfe und die gemächlich-bullige Tuba: Wie mag das zusammen gehen? So mögen sich viele Musikinteressierte im Historischen Ratssaal vor dem Abschlusskonzert der aktuellen Kammermusik-Reihe gefragt haben. Doch es ging unerwartet gut. Harfenist Mildner vom Kölner WDR-Orchester und Tuba-Professor Hofmeir vom Salzburger Mozarteum zeigten genug Klangfantasie und spielerische Fähigkeiten zu aufschlussreichen Dialogen zwischen Musikern unterschiedlicher Gewichtsklassen. Da war zum einen natürlich nötig, dass beide aufeinander hörten, zum anderen, dass sie sich spielerisch einander annäherten: Das bedeutete resonanzreiches Pizzicato für die Harfe und Stabilität auch in der kleinteiligen Bewegung für die Tuba. In ihren Einzelvorträgen zeigten das beide Solisten: Hofmeir in einer viersätzigen Telemann-Flötenfantasie mit staunenswert wendigen Tonfolgen in den schnellen Sätzen. Mildner seinerseits kam mit seiner Klangfülle in zwei spanischen Sätzen von Isaac Albeniz an das Klavier heran. Mit solchen Arrangements hätten die beiden Solisten weiter machen können. Doch sie loteten ihre Kombinationsmöglichkeiten lieber mit eigens für ihr Duo geschriebenen, modernen Stücken aus. Ihr Favorit war dabei der bayerische Kirchenmusiker Jörg Duda. Im traditionellen Satz-Charakteren arbeitete er die Dialogmöglichkeiten der Ungleichen heraus, indem er der gleitenden Harfen-Arabeske die bullig-knatternde Antwort der Tuba entgegen setzte. In einem schnellen Scherzo-Walzer ließ er die beiden aber ebenso das gleich gerichtete Miteinander suchen und finden. Bei Quinto Maganinis „Nachmittag eines Krokodils“ ergaben sich Anklänge an Debussys sich nachmittags räkelnden Faun, der hier aus der langsam-fließenden Bewegung mit gepfefferter Rhythmik in Fahrt geriet. Noch mehr Tempo legten beide Gäste im Harfe-Tuba-Duo des Babelsberger Filmorchester-Hornisten Gisbert Näther vor: Aus langsamen, melodiösen Sequenzen führte er zu Schnellmarsch-Passagen à la Rossinis „Tell“. Kein so kurzweilig-humorig präsentierter Abend ohne den hier natürlich für das Duo umgeschriebenen Astor Piazzolla mit seinen enervierenden Ostinati – also sich stetig wiederholenden musikalischen Figuren. Den „Absacker“ nach so viel Feuer bildete Massenets „Thais“-Méditation.

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