Speyer Warum Youtube-Star „Lukas Brawl Stars“ im Eiscafé Del Sole gedreht hat
Saimir Kasemi war ein bisschen überrascht. An einem Sonntagabend, Anfang September, kurz vor Ladenschluss, standen plötzlich zwei junge Männer vor seinem Eiscafé Del Sole in der Speyerer Innenstadt und fragten, ob sie dort drehen dürften. „Das war sehr spontan, aber ich unterstütze so was immer“, sagt Kasemi. „Lukas Brawl Stars“ konnte loslegen mit seinem Videodreh im Eiscafé. Nur wenige Tage später war ein neuer Clip für seinen Youtube-Kanal fertig: „1 Nacht eingesperrt in der Eisdiele (eskaliert)“ wurde bisher mehr als 190.000 Mal angeschaut.
Über 1,8 Millionen Follower
Lukas Brawl Stars heißt im wirklichen Leben Lukas Wolf und ist das, was man einen Internet-Star nennen kann. „Ich will Kinder zum Lachen bringen“, sagt er. Aufgewachsen ist Wolf in Speyer, ist dort zur Schule gegangen und hat am Gymnasium am Kaiserdom Abitur gemacht, mit 2,7. Auch das war schon Thema in seinen Videos. Wer ihm gegenübersitzt, erlebt einen ruhigen und freundlichen Menschen.
Seine Zuschauer lässt er viel an seinem Leben teilhaben. Sie kennen nicht nur seinen Abischnitt, sondern beispielsweise auch sein Haus, zumindest von innen. Noch heute lebt Lukas Wolf in der Region. Wo genau, verrät er nicht, sonst würden ihn Fans zu Hause besuchen. Und Fans hat er einige: Rund 1,8 Millionen Menschen folgen ihm auf Youtube. „Meine Zielgruppe sind Sechs- bis 14-Jährige.“ Die jungen Fans würden ihrem Idol am liebsten ganz nah sein. Für sie nimmt er sich in der Öffentlichkeit gerne Zeit, macht Fotos oder bindet sie in seine Videos ein. Doch das Konzept von Privatsphäre ist einigen von ihnen nur schwer zu vermitteln. „Es klingeln eigentlich täglich Leute, ein paar sind sogar über den Zaun geklettert“, erzählt Wolf.
Schon früher auf Youtube
Seit vier Jahren macht der junge Mann hauptberuflich Videos und ist eigentlich ständig auf Achse. Ideen, wie die aus dem Eiscafé, kommen ihm spontan. „Content Creator“, wie die Berufsbezeichnung dafür lautet, wollte er schon immer werden, wie Wolf erzählt: „Ich habe früher selbst viel Youtube geschaut.“ Mit 13 hatte er schon einmal einen eigenen Kanal auf der Videoplattform. Das war zu der Zeit, als das Computerspiel Minecraft, bei dem eigene Gebäude vom ersten pixeligen Block an errichtet werden können, eine Hochphase auf der Plattform hatte. Auch Wolf spielte das – „mit mäßigem Erfolg“, wie er sagt.
Nach einer längeren Pause kehrte er während der Vorbereitungsphase aufs Abitur zurück. Erst mit Videospielen, die er in Echtzeit auf Youtube übertrug und auch als sogenannte „Let’s Plays“ veröffentlichte. Eines davon hat ihm seinen Künstlernamen gegeben: „Brawl Stars“. Doch irgendwann seien solche Videos immer weniger angeschaut worden, und der Youtuber änderte sein Konzept. „Videos aus dem echten Leben“ seien sein Stil. Es geht in den Clips darum, Dinge lustig zu verpacken. Oft kommen dabei sogenannte Challenges, also Wettbewerbe, heraus. Wer kann den schärfsten Chip essen? Wer kann mehr abnehmen und wer mehr Süßigkeiten ins Kino schmuggeln? Das kommt an bei der jungen Zielgruppe. Seine Videos werden sechsstellig angeklickt.
Jeden Tag ein Video
Einiges entstehe sehr spontan, anderes sei vorgeplanter und mit Organisation verbunden. Videos wie das aus dem Del Sole kosteten zwischen sechs und zehn Stunden Arbeit, von der Idee über den Dreh bis zum Schnitt. Den übernimmt ein externer Videocutter, auch die Thumbnails, die Vorschaubilder auf Youtube, lässt er von einem Profi erstellen. Die sind für die Klicks, für die Währung auf Youtube, immens wichtig. Jeden Tag ein Video – das ist sein Anspruch. „Ich versuche natürlich, für das Wochenende Vorarbeit zu leisten“, erklärt er. Eine längere Pause – beispielsweise mal zwei Wochen Urlaub – gab es noch nie. Der Algorithmus von Youtube, der entscheidet, welche Videos besonders oft angezeigt werden, würde das bestrafen.
Die Videos von Lukas Brawl Stars entstehen oft in der Region. „Im Raum Mannheim gibt es viele Ladeninhaber, die mitmachen wollen“, erklärt er. Wie Saimir Kasemi im Del Sole. Dort habe sich Wolf gut angestellt, erzählt Kasemi. „Ich habe ihm gezeigt, wie das mit den Eiskugeln funktioniert. Er könnte hier als Aushilfe anfangen“, sagt er und lacht. Eine neue Videoidee wird das wohl nicht werden. „Ich achte immer darauf, dass die Drehorte sich abwechseln“, sagt der Internet-Star. Doch an Ideen mangelt es Lukas Wolf nicht. Auch wenn sie mal spontan am Sonntagabend entstehen.
