Speyer Von Hindenburg bis zum Internet: 100-Jährige hat alles erlebt

Im hohen Alter noch geistig fit: Eleonore Winkler.
Im hohen Alter noch geistig fit: Eleonore Winkler.

Sie ist geistig fit, organisiert ihren Haushalt, schreibt E-Mails und Einkaufslisten an ihrem eigenen Computer. Wenn Eleonore Winkler am Dienstag runden Geburtstag feiert, ist sie keine typische 100-Jährige – sofern es so etwas überhaupt gibt.

Eleonore Winkler ist eine Jahrhundert-Frau. Sie kann mit der modernen Technik umgehen, aber sie erinnert sich auch noch daran, wie 1930 der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg auf dem Balkon des Speyerer Rathauses stand. Die Jubilarin ist in Speyer geboren und hat auch immer hier gelebt, sogar im selben Haus. Sie erzählt: „Mein Vater war Schmiedemeister und hat die Pferde der Bauern in der Umgebung beschlagen.“ Sie sei ein Einzelkind gewesen.

Nach vier Jahren in der Roßmarkt-Grundschule besuchte sie sieben Jahre das Lyzeum, das später als Frauenoberschule bezeichnet wurde. Im Anschluss wechselte sie an das Staatliche Technikum für Textilindustrie in Reutlingen und hat dort einen Abschluss als Diplom-Textilchemikerin erworben. „Heute wird dies als Diplom-Ingenieurin Fachrichtung Textilchemie bezeichnet“ ergänzt sie.

Mann im Krieg vermisst

Im Kriegsjahr 1943 heiratete sie. Ihr Ehemann war Hans Joachim Heinze, ein promovierter Kunsthistoriker aus Breslau. Der Krieg wurde ihr Schicksal. „Mein Mann war Soldat. Er wird seit 1944 bei der Invasion der Alliierten vermisst und wurde nicht mehr gefunden. 1952 habe ich ihn für tot erklären lassen“, berichtet sie. Aus der kurzen Ehezeit sei Tochter Susanne hervorgegangen. „Sie wurde 1944 geboren, vier Wochen, bevor ihr Vater verschwand“, erzählt die Jubilarin.

1958 habe sie wieder geheiratet, Herbert Winkler aus Speyer. „Nach dem Krieg gab es keine Industrie, daher habe ich drei Jahre bei Kinderarzt Ruppert in Speyer in der Praxis gearbeitet“, erzählt Winkler. Ihre Erfahrung im Sanitätsdienst sei ihr dabei zugute gekommen. Von 1951 bis 1972 war sie bei der Firma Quehl tätig, aus der die Thor Chemie in der Landwehrstraße hervorging. Dort arbeitete sie dann bis zu ihrer Rente 1984. Seit inzwischen drei Jahrzehnten ist Winkler zum zweiten Mal Witwe.

Engagement in „ihrer“ Stadt

Die Ur-Speyererin hat sich gerne in „ihrer“ Stadt engagiert. Sie hat bei der Gründung des Seniorenbüros mitgewirkt, war dort zehn Jahre ehrenamtlich tätig und hat im Besucherdienst des Judenbads 17 Jahre lang ebenfalls ehrenamtlich geholfen. Gerne kümmere sie sich um ihre drei Enkel und drei Urenkel, erzählt Winkler. Sie liest bis heute täglich die RHEINPFALZ – seit einiger Zeit mit Lupe – und beteiligt sich mit ihren Dialekt-Kenntnissen gerne an der Serie „Saach bloß“ in der RHEINPFALZ am SONNTAG.

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