Speyer Türme und Pferde auf dem Kopf

„Hochsteckfrisuren sind meine Leidenschaft“, sagt Emine Funk von sich. Was die Friseurmeisterin und Make-up-Artistin aus Dudenhofen fürs Pferderennen in Dubai gezaubert hat, verdient aber eher das Etikett Frisuren-Kunst. In einwöchiger Arbeit baute sie aus Eigenhaar und Extensions den Burj Khalifa, das mit 828 Metern höchste Bauwerk der Welt, einer Kollegin auf den Kopf. Auch ein scheuendes Pferd konstruierte sie als haariges Kunstwerk, ebenso wie die Silhouette des Luxushotels Burj-al-Arab..

Von 2008 bis Ende 2014 lebte und arbeitete die in Mazedonien geborene Emine Funk in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sie war mit ihrem Mann dorthin gezogen. Für die heute 35-Jährige war es eine aufregende Zeit, in der sie viel gelernt habe und sich vor allem auch kreativ austoben konnte. Alles fing im Emirat Abu Dhabi an. Dort baute sie von 2008 bis 2011 den Fachbereich „Beauty und Health“ (Schönheit und Gesundheit) am Vocational Education und Training Institute aus, das in Zayd City mitten in der Wüste liegt. „Das ist eine Berufsschule für emiratische Jugendliche nach dem deutschen dualen System“, erklärt Funk. Dort unterrichtete die Pfälzerin junge Beduinen, die trotz der Kleidervorschriften ihres muslimischen Glaubens an Mode und Schönheit interessiert seien. „Sie sind alle sehr gestylt unter ihrem Hijab“, dem Kleidungsstück, das Kopf und Hals bedeckt, erzählt Emine Funk. „In der Stadt zeigen sie auch ihre Haare“, denn in Abu Dhabi seien die Frauen bereits ziemlich westlich orientiert. „Sie geben unwahrscheinlich viel Geld aus für die Schönheit“, berichtet die Stylistin. Während eine Frisur in Deutschland praktisch und funktionell im Alltag sein müsse, könne es für die Araberinnen gar nicht auffällig und weiblich genug sein. „Sie wollen in dem Moment schön aussehen“. Zu diesem Zweck zauberte Funk in den Emiraten „Riesenmähnen mit Locken und Monsterhochsteckfrisuren mit Strasssteinen“. An der Berufsschule habe sie „im ersten Jahr Aufbauarbeit geleistet“, erzählt die Friseurmeisterin. „Da ging es gar nicht primär ums Haaremachen, sondern darum, wie heftet man ein, wie erstellt man einen Ordner und solche Sachen.“ Der Schulbesuch sei für die Abiturientinnen, allesamt um die 20 Jahre alt, kostenlos gewesen. „Das ist alles vom Scheich gesponsert.“ Als „kulturelles Highlight“ ihrer Zeit am Arabischen Golf sieht Emine Funk aber ihre Arbeit in Dubai. Dort leitete sie eine private Friseurakademie mit Schülern aus der ganzen Welt leitete, organisierte Modeshootings für Zeitschriften führte und den Salon „VOG color your life“ mit 15 Mitarbeiterinnen. In Dubai, wo sie den Preis „Hair Idol Middle East“ für ein Styling von Kopf bis Fuß gewonnen habe, sei sie nicht nur für ihre Kreativität bekanntgewesen, sondern habe sich als einzige deutsche Friseurin dort einen großen Kundinnenstamm unter den deutschen Residenten aufgebaut. „Ein arabischer Friseur geht mit den europäischen Haaren anders um und nutzt eventuell dieselben Produkte wie für seine anderen Kundinnen.“ Aber das europäische Haar sei feiner, heller und empfindlicher, weiß Funk, weswegen die deutschen Kundinnen ihren Weggang sehr bedauert hätten. Denn Emine Funk ist zurück in Speyer und arbeitet bei Haartrend Reichardt in der Gilgenstraße. „Ich habe zuvor schon sieben Jahre bei Reichardt in der Schwerdstraße gearbeitet – und meine Kundinnen erinnern sich jetzt an mich“, berichtet sie. „Speyer ist auch schön“ , antwortet sie auf die Frage, wie sie sich nach ihrem Ausflug in die arabische Welt hier fühlt. „Ich möchte gerne in Speyer was bewegen und an Auszubildende weitergeben, was ich gelernt habe.“

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