Speyer Super-Vögel in Sangeslaune

Gehört, gesehen, gestaunt: Jürgen Walter (Mitte) zeigt den Teilnehmern der Wanderung einen gefiederten Auwald-Bewohner.
Gehört, gesehen, gestaunt: Jürgen Walter (Mitte) zeigt den Teilnehmern der Wanderung einen gefiederten Auwald-Bewohner.

Los geht es für die circa 15 Teilnehmer der gebührenfreien Führung kurz nach 9 Uhr am Start des Auwald-Wegs, nur wenige Meter von der Anlegestelle der Rheinhäuser Fähre entfernt. Angelika Damerau aus Speyer ist zum ersten Mal bei einer Vogelstimmenwanderung dabei: „Ich liebe die Natur und bin viel mit dem Fahrrad unterwegs. ,Waldbaden’, wie man heute sagt, das mache ich schon lange“, erzählt sie auf dem Weg. „Ih, Ih, Ih“ – so tönt es durch den per Stadtratsbeschluss zum Naturwald erklärten Forst entlang des Rheins. Jürgen Walter bestimmt kurz vor 9.30 Uhr den Urheber des eintönigen Gesangs als Mittelspecht. „Er sieht ähnlich wie ein Buntspecht aus, der eigentlich Großer Buntspecht heißt. Nur ist er, wie sein Name sagt, etwas kleiner“, erklärt der Fachmann. Kurz darauf ist ein „Kührr, Kührr, Kührr“, gefolgt von einem „Öhöhöhöhöh“ zu hören. „Das ist ein Schwarzspecht“, weiß Walter. Den ersten Laut lasse der Höhlenbrüter im Flug, den zweiten kurz nach der Landung hören. Mönchsgrasmücke, Buchfink, Kohlmeise, Kleiber und Zaunkönig – fast auf Schritt und Tritt erkennt Walter einen weiteren gefiederten Sänger. Das freut insbesondere Brigitta Sattler aus Dudenhofen. „Ich bin an der Vogelwelt interessiert“, sagt sie. Zusammen mit Sigrid Kandler aus Speyer hat sie sich der Führung angeschlossen. Eine jüngst im Umweltausschuss vorgestellte Studie hat nachgewiesen, dass die Anzahl der Vögel, sowohl was die Arten als auch die Individuen angeht, im Auwald zugenommen hat (wir berichteten). Dann hat der Kleiber seinen großen Auftritt. „Da läuft er den Baum runter, das kann sonst kein Vogel“, sagt Walter und zeigt auf einen wenige Meter entfernten Stamm. Schließlich singt die Spechtmeise, an der Brigitta Sattler das graue Gefieder von Kopf und Flügeln sowie den rostroten Bauch bewundert. „Ich denke, dass die Jungen haben“, sagt der BUND-Experte, weil sie so oft im Loch ihrer Baumhöhle verschwinden und bald wieder rauskommen. Walter bestätigt die Vermutung eines Teilnehmers, dass Singvögel zur Balz, also Partnersuche, und zur Revierabgrenzung trällern. Gegen 10 Uhr bereitet der Kleinspecht mit seinem „Ip, Ip, Ip“ quasi den „Höhepunkt der Führung“ (Walter) vor: den Schwarzspecht in seiner Höhle. „Ganz super“ findet es Monika Steegmüller, die Schwester des Mitorganisators Hermann Steegmüller, als sich der größte heimische Specht mit seinem feuerroten Scheitel an einer dicken Buche zeigt. Die Teilnehmer zücken ihre Fotoapparate – der Schwarzspecht ist der „Star“ im Auwald. „Sein Revier ist sehr groß, deshalb gibt es nicht so viele“, weiß Hermann Steegmüller. Kurz darauf fliegt der Höhlenbewohner aus und intoniert sofort „Kliöh, Kliöh, Kliöh“. „Das habe ich noch keine zehn Mal gehört“, zeigt sich Walter begeistert. Kurz vor dem Ziel lässt der Ruf einer Mönchsgrasmücke Brigitta Sattler und Hermann Steegmüller verzückt lächeln. „Ich mag ihren melodischen und lauten Gesang“, sagt der BUND-Aktivist. Für Kollege Walter ist es aus drei Gründen eine tolle Tour gewesen: interessierte und disziplinierte Teilnehmer, gutes Wetter und sehr präsentierfreudige Vögel. Die Serie Für diese Serie, eine Momentaufnahme aus dem Alltag, sind wir jede Woche gezielt in der Stadt unterwegs.

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