Speyer Stefans Woche: Steter Wandel

weltfrauentag

Weltfrauentag: Steter Tropfen

In den sozialen Netzwerken hatte ich in dieser Woche einen Hinweis entdeckt, der an das längste Experiment der Welt erinnert hat. Seit 1927 wird dabei das Fließverhalten von Pech erforscht. Ein Stoff, der bis dahin als starr gegolten hatte. In 83 Jahren tröpfelten bisher ganze acht Tropfen Pech aus dem oberen Trichter in das untere Glas. So zäh sich dieses Experiment streckt, so zäh muss sich für Frauen auch der Kampf um Gleichberechtigung in der Gesellschaft anfühlen. Gebetsmühlenartig muss Jahr um Jahr immer wieder darauf hingewiesen werden, dass es noch immer Unterschiede gibt, etwa bei der Bezahlung von Frauen. Das liegt natürlich auch daran, dass Berufe, in denen vor allem Frauen arbeiten – etwa im sozialen Bereich – generell schlechter bezahlt werden. Keine Neuigkeiten.Die sozialen Netzwerke und Nachrichtenmedien waren unter der Woche entsprechend intensiv angereichert mit diesem Thema, und auch der Speyerer Veranstaltungskalender bot mehrere Aktionen dazu an. Und was ist mit den Männern? Es konnte der Eindruck entstehen, dass der Ausgang des Champions-League-Spiels zwischen dem FC Chelsea und Borussia Dortmund am Mittwoch für mehr Gesprächsstoff gesorgt hatte als der Weltfrauentag. Da schließe ich mich nicht aus. Viele Männer reden halt doch lieber über die Ungerechtigkeiten auf dem Spielfeld. Dabei ist es doch seltsam, dass es Berufe gibt, zu denen Frauen aufgrund ihres Geschlechts keinen Zugang haben.

Soziale Gerechtigkeit in allen Bereichen zu schaffen, dürfte wohl das längste gesellschaftliche Experiment sein. Die Uno-Frauenrechtskommission teilte Anfang der Woche mit, dass die weltweite Gleichstellung zwischen Frauen und Männern noch 300 Jahre entfernt sei. Es ist wohl keine gewagte Prognose, dass sich nicht jede Ungerechtigkeit jemals ganz aus der Welt schaffen lassen wird. Das heißt aber nicht, dass nur dabei zugeschaut werden muss, wie andere um ihre Rechte kämpfen. Wenn sich nicht mehr Männer ernsthaft mit dem Thema auseinander- und dafür einsetzen, wird es wieder ein paar Jahre dauern, bis der nächste Tropfen aus dem Trichter nach unten plumpst. Das Pech aus dem Experiment tropft immer mit derselben zähen Fließgeschwindigkeit. Bei der Gleichberechtigung ginge das schneller, würden sich mehr Teile der Gesellschaft darum bemühen, wirklich etwas zu verändern.

Klimaschutz: Steter Widerspruch

Pech hatte die Stadt Speyer auch in dieser Woche, wenn es um das richtige Timing geht. Sollen neue Bäume an Stellen angepflanzt werden, wo die Stadt sie – wie in der Vergangenheit mehrfach festgestellt wurde – dringend bräuchte, dann ist es kompliziert und langwierig und bedarf vieler Diskussionen. Denn die Maximilianstraße kann natürlich nicht so einfach aufgerissen werden – um ein Beispiel zu nennen. Wie lange wird dort schon gefachsimpelt und diskutiert?Geht es aber darum, Bäume zu opfern, weil ein rostiges U-Boot in ein Museum gebracht werden soll, ist plötzlich alles ganz unkompliziert. Das bisschen Ufergebüsch da, das wächst doch schon wieder nach.

Der Vergleich mit der Maximilianstraße mag nicht ganz fair sein, aber er verdeutlicht doch das Spannungsfeld, in dem sich die Stadt bewegt, um wirtschaftliche und Umweltschutz-Interessen miteinander vereinbaren zu können. Es ist aber bezeichnend, dass es in der Domstadt genau in der Woche, in der die Oberbürgermeisterin den Eintritt in den Kommunalen Klimapakt der rheinland-pfälzischen Landesregierung unterzeichnet, eine Diskussion über zerstörte Natur gibt.

Die Stadt argumentiert damit, die Bäume vor dem Ergebnis von Prüfverfahren gefällt zu haben, weil man nun noch in jener Jahreszeit sei, in der Rückschnitte erlaubt sind. Man stört also Vögel nicht in der wertvollen Brutzeit, nimmt ihnen aber vorab ein paar Brutmöglichkeiten weg. Da passt es ja gut, dass die Stadt ab April einen neuen Kurs an der Volkshochschule anbietet, wie sie in dieser Woche mitgeteilt hat. Dieser heißt „Klimafit – Klimawandel vor der Haustür! Was kann ich tun?“ und richtet sich an alle, die lernen möchten, wie Klimaschutz vor Ort geschieht. Wahrscheinlich wird dort nicht gezeigt wird, wie man sich auf eine Straße klebt, um den Transport eines U-Boots zu blockieren.

Einbrüche: Steter Schaden

In größeren Städten sind Einbrüche und Einbruchsversuche leider nichts Außergewöhnliches. Dass es aber in Speyer, meist in der Innenstadt, seit Monaten regelmäßig zu Einbruchsdiebstählen und -versuchen kommt, überrascht dann doch. In vielen Fällen ist der Schaden höher als die erbeutete Summe Bargeld. In dieser Woche hat es eine Apotheke erwischt, in die erst im Februar versucht worden war, einzubrechen. Dass die Täter mit ihren plumpen Methoden – Fenster oder Türen aufhebeln – so oft leichtes Spiel haben, erschreckt ein wenig.

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