Speyer Speyerer Schriftsteller Christoph Lode über Corona: „Damals die Juden, heute Bill Gates“

Von Verschwörungstheoretikern erschreckt: Schriftsteller Christoph Lode alias Daniel Wolf, hier bei einer Lesung im vergangenen
Von Verschwörungstheoretikern erschreckt: Schriftsteller Christoph Lode alias Daniel Wolf, hier bei einer Lesung im vergangenen Februar in der Speyerer Stadtbibliothek.

Der Speyerer Schriftsteller Christoph Lode sieht Parallelen zwischen der Corona-Pandemie und der Pest im Mittelalter. In einem Gespräch mit dem „Weltbild Magazin“ hat der 43-Jährige, der unter dem Pseudonym Daniel Wolf schreibt, darüber hinaus etwas angedeutet, das für Speyerer von ganz besonderem Interesse sein dürfte.

„An Corona sieht man leider, dass ein Teil der Menschheit in den letzten 600 Jahren nicht wesentlich klüger geworden ist“, sagte Lode dem Magazin des Augsburger Verlags-, Versand- und Buchhandelsunternehmens „Weltbild“. Anlass des Gesprächs war die Veröffentlichung seiner bisher vierbändigen Romanreihe um die mittelalterliche Lothringer Kaufmannsfamilie Fleury in einer neuen Edition des Verlags.

Das vor vier Jahren erschienene vierte Buch der Serie, „Die Gabe des Himmels“, spielt vor dem Hintergrund der großen Pest-Pandemie in Europa. Lode zufolge wäre der historische Roman mit seinem heutigen Wissen anders geworden. „Ich hätte Pest-Leugner eingebaut, die die Seuche für eine Verschwörung der Regierung halten und die bei ihren Versammlungen auf dem Marktplatz fahrlässig eine Ansteckung riskieren, weil in ihren Augen die Pest nicht schlimmer ist als ein gewöhnlicher Katarrh“, so der Speyerer.

Suche nach dem Sündenbock

Auch wenn sich nach seiner Wahrnehmung die allermeisten Menschen vernünftig und solidarisch verhielten, erschrecke ihn als Verfasser historischer Romane, dass auch 2020 Leute angesichts einer Pandemie wirren Verschwörungstheorien anheimfallen könnten und verzweifelt nach einem Sündenbock suchten. „Im Mittelalter waren es die Juden, heute ist es Bill Gates. Aber zum Glück ist das eine kleine Minderheit“, erklärte der Pfälzer Autor.

Lode bekräftigte in diesem Zusammenhang, das von ihm geschilderte Judenbad in „Die Gabe des Himmels“ sei fast eins zu eins der Speyerer Mikwe nachempfunden. Zwar trage die erfundene lothringische Handelsstadt Varennes-Saint-Jacques als Schauplatz der Fleury-Romane Züge verschiedener deutscher und französischer Städte. Am größten sei aber die Verwandtschaft mit Speyer.

Autor schließt Speyer-Roman nicht aus

„Würden meine Romane in Speyer spielen, hätte das die Recherche sicher erleichtert“, räumte der Autor in dem Gespräch mit Blick auf den geschichtsträchtigen Charakter seiner Heimatstadt ein. Er fügte hinzu: „Aber wer weiß, vielleicht schreibe ich ja in Zukunft einen historischen Speyer-Roman.“ Material dafür gäbe es aus Lodes Sicht reichlich.

Die Fleury-Saga von Christoph Lode alias Daniel Wolf besteht aus den Romanen „Das Salz der Erde“, „Das Licht der Welt“, „Das Gold des Meeres“ und „Die Gabe des Himmels“. Im vergangenen Februar veröffentlichte der 43-Jährige seinen jüngsten historischen Roman „Im Zeichen des Löwen“. Auch die Erzählung spielt im Mittelalter, ist allerdings in Friesland angesiedelt, hat die Seefahrt als Schwerpunktthema und ist als Auftakt einer neuen Reihe konzipiert.

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