Speyer „Sie haben eine Gute hier, die Isabel“

„Anstrengend, aber super schön“ sei der Wahlkampf, sagt Isabel Mackensen (rechts): Schützenhilfe gibt’s von Ministerin Andrea Na
»Anstrengend, aber super schön« sei der Wahlkampf, sagt Isabel Mackensen (rechts): Schützenhilfe gibt’s von Ministerin Andrea Nahles.

Da hat sich SPD-Bundestagskandidatin Isabel Mackensen eine richtige Vorzeige-Wahlkämpferin eingeladen. Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles war am Freitag im Schifferstadter Pfarrzentrum Herz Jesu eine gute Fürsprecherin der jungen Bewerberin. Das einzige, was Mackensen brauchte, war Geduld.

Da steht sie nun und überlegt. Wie soll Mackensen mit der Situation umgehen? 15 Minuten ist Andrea Nahles jetzt schon überfällig. Also anfangen – oder doch auf den Polit-Promi warten? Nach und nach tröpfeln derweil noch immer Zuhörer im Pfarrzentrum Herz Jesu ein. Auch die Schifferstadter sind an diesem Freitagabend nicht alle ganz pünktlich. Zwischen 30 und 40 Personen werden es letztlich sein. Weitere 15 Minuten vergehen. Dann fasst sich Mackensen ein Herz. „Ich bin ja auch auf dem Plakat drauf – also rede ich jetzt ein bisschen“, sagt sie. Selbst ist die Frau. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass sie diesen Moment meistern muss. Statt der Arbeits- und Sozialministerin steht plötzlich sie im Mittelpunkt. Die 30-Jährige spricht über ihren Wahlkampf als Direktkandidatin, den sie als anstrengend, aber auch super schön empfindet. Über die Pfalz natürlich und ihren Wunsch, auch als Abgeordnete stets nah bei den Bürgern zu bleiben. Das Thema des Abends nennt sie eine große Herausforderung: „Gute Arbeit – gute Rente“. Draußen fährt ein Streifenwagen vor. „Wenn die Polizei da ist, kann Frau Nahles nicht mehr weit sein“, sagt Mackensen und lächelt. Aber bis die schwarze Minister-Limousine ankommt, vergehen noch ein paar Minuten. „Ich bin eine von 299“, sagt Mackensen inzwischen, aber der wichtigste Kandidat für die Bundestagswahl im September, das sei Martin Schulz, der Kanzleranwärter. Kurz darauf betritt Andrea Nahles den Saal, es ist 18.43 Uhr. Eine herzliche Umarmung. Eine Entschuldigung – vorher ein Termin in Zweibrücken, später in Rockenhausen, volles Programm. Ein selbstbewusstes Lob für die eigene Arbeit, den Mindestlohn zum Beispiel oder die Angleichung der Rente in Ost und West, dann beginnt der wilde Ritt durch das Wahlprogramm der Sozialdemokraten. Leiharbeit, die „Teilzeitfalle“, prekäre und befristete Arbeitsverhältnisse, Altersvorsorge und Rentenniveau, darum geht`s. „Ich bin mit meinem Ehrgeiz nicht am Ende“, sagt Nahles. Sie ist so etwas wie das soziale Gewissen ihrer Partei und präsentiert sich in Schifferstadt gewohnt angriffslustig. Kanzlerin Angela Merkel schwebe über den Dingen statt anzupacken. „Es läuft gut in Deutschland, aber nicht für alle“, entgegnet Nahles. Es ist 19.35 Uhr. „Ich muss jetzt echt los, Leute. Ich habe eine Stunde versprochen“, sagt Nahles. Kurz darauf steht Mackensen wieder alleine hinter dem Mikrofon. „Jetzt haben wir so lange gewartet. Und dann ist es so schnell vorbei“, sagt sie. Aber sie klingt nicht traurig, sondern ziemlich zufrieden. Vielleicht auch wegen des letzten Satzes der Ministerin: „Sie haben eine Gute hier, die Isabel.“

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