Speyer Schatten und Wasser suchen

„Pflanzen nicht zu viel gießen“

Für Ulf Neumann (41) vom Blumenhaus Neumann in Speyer ist die Arbeit bei erhöhten Temperaturen normal. „Wenn die Luft steht, wird es bestimmt fünf bis sechs Grad wärmer als draußen“, erklärt er die Arbeit im Gewächshaus. Dennoch bedauert er eher Bäcker und Straßenbauer. Seine Arbeit gehe bei der Hitze zwar meist langsamer als sonst vonstatten, aber „Qualität muss man bringen“. Zu beachten sei dabei eine ausreichende Versorgung der Pflanzen, ohne übermäßiges Gießen. Vor allem Schnittblumen seien besonders anfällig für hohe Temperaturen. Sie kämen bei diesem Wetter direkt aus der Kühlung. Man dürfe aber auch sie nicht zu stark wässern, denn Pflanzen könnten trotz der Hitze nicht mehr Flüssigkeit aufnehmen. Wichtiger sei es dagegen, selbst „immer ausreichend zu trinken“. „Der Fächer hilft“ Viel trinken empfiehlt auch Gerda Flory von der Brezelbäckerei Berzel. Ihr Verkaufshäuschen steht allerdings die meiste Zeit des Tages im Schatten der Einhorn-Apotheke in der Maximilianstraße. „Den Sonnenschirm braucht man nur morgens ganz kurz“, berichtet Flory. Ist wegen der Hitze mal etwas weniger los, liest sie Zeitung oder macht Kreuzworträtsel. Ansonsten kämen im Sommer aber auch immer interessante Leute. Einmal habe sie sogar neuseeländische Kunden gehabt, sagt Flory. Sie arbeite gerne im Sommer und habe kaum Probleme mit der derzeitigen Hitze. Nur „wenn es schwül ist. Da leidet ja jeder drunter“. In diesem Fall setzt sie sich in den Luftzug an der Tür oder erfrischt sich mit ihrem Fächer. „Der Fächer hat mir schon über viele Situationen hinweggeholfen“, erklärt Flory und wedelt. „Es gibt schlimmeres Wetter“ Der Stadtführer Peter Ellspermann (68) sieht die heißen Temperaturen ebenfalls gelassen. „Ein Stadtführer präsentiert seine Stadt lieber bei gutem Wetter“, sagt er. Trotzdem wolle er, unabhängig von den äußeren Gegebenheiten, immer das Interesse an der Stadt Speyer wecken. Die Gäste müssten mit einer guten Führung von der Hitze abgelenkt werden. Ellspermann leitet sie dann aber auch an schattige oder zugige Plätze. Davon gebe es einige im Dompark oder in der Altstadt. Auch im Dom oder anderen Kirchen sei es angenehm kühl. Denen, die nach der Stadtführung noch ein schattiges Plätzchen suchen, empfiehlt der Stadtführer auch die Rheinpromenade oder eine kleine Schiffstour. Speyer habe viel zu bieten, so Ellspermann. Für ihn sei seine Arbeit daher eine „schöne Aufgabe bei jedem Wetter“. „26 Grad schon um 6 Uhr“ Eine Herausforderung ist dieser Tage die Arbeit bei der Müllabfuhr. „Wir fangen um sechs an. Da hat man meistens schon 26 Grad“, meint Ulf Garmann (31). Am Morgen und am Vormittag würden er und seine Kollegen daher „Vollgas geben“, um bei den heißeren Temperaturen am Mittag nicht noch mehr zu schwitzen. Gerade hinter dem Müllauto helfe das allerdings wenig. Hier seien es schnell bis zu 40 Grad. Nur während der Fahrt im Auto ließen sich die Temperaturen ertragen. Die Klimaanlage und der Fahrtwind sorgten dann für Abkühlung. Draußen behilft sich Garmann mit einem nassen T-Shirt im Nacken und versucht viel zu trinken. Außerdem ist er froh über die kurze Sommerkleidung der Müllabfuhr. Sie sei zwar „besser als lange Klamotten“, aber nach der Arbeit nehme er trotzdem als Erstes eine Dusche. „Ausziehen geht immer noch“ Auch Paul Stumpf (25) von der Stadtgärtnerei sucht nach der Arbeit zuerst den Weg ins kühle Nass. Mit seinen zwei Kindern erfrische er sich dann im Planschbecken im Garten. Manchmal könne er sich auch beim Gießen im Helmut-Bantz-Stadion schon etwas abkühlen. Ansonsten versuche er sich mit Sonnencreme und einer Mütze gegen die Sonne zu schützen. Er und seine Kolonne strebten derzeit an, ihre schwersten Arbeiten schon am Morgen zu erledigen. Sie hätten aber auf jeden Fall Glück mit ihrem Gebiet, das viel Schatten biete. Nur „wenn es auch noch schwül ist, kommen halt auch die Kopfschmerzen“. Trotz allem ist Stumpf die Arbeit im Sommer lieber als im Winter, denn „ausziehen kann man immer noch was“. Immerhin gebe es dann und wann auch ein wenig Anteilnahme von Passanten. (jxn)

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