Speyer Mit der App ins Kino

Frankenthal. Popcorn und Plüschsessel – der Kinobesuch ist für die meisten eine entspannte Angelegenheit. Für Hörbehinderte ist das anders. Sie müssen Vorstellungen suchen, in denen Filme mit Untertiteln gezeigt werden. Eine kostenlose App soll Barrierefreiheit bringen.

Die kostenlose App spielt parallel zum Film Untertitel auf dem Smartphone ab. Wird dadurch Kino barrierefrei? Schüler des Pfalzinstituts für Hören und Kommunikation (PIH) haben das Programm im Frankenthaler Lux getestet – und sind recht angetan. Kinobetreiber Christian Kaltenegger gibt schon seit über 20 Jahren Vorstellungen extra für Hörbehinderte. Jetzt will er auch Datenbrillen anschaffen, die gerade entwickelt werden und die den Kinobesuch mit eingeblendeten Untertiteln jederzeit ermöglichen sollen. Schüler des PIH testen auf Anregung Kalteneggers die App der Firma Greta und Starks, die das Kino barrierefrei machen soll. Wird Inklusion im Kino dadurch erleichtert? „Ich finde schon, denn die App funktioniert überall“, sagt Justin. Er habe während des Films immer nachlesen können, wenn er einen Dialog nicht verstanden habe. Der 14-Jährige möchte das Programm nun zu Hause ausprobieren, denn es funktioniert auch beim Fernseher. Das möchte auch Hakki. Der 17-jährige Schüler des PIH findet die App toll, wie er sagt. Aber es sei doch etwas anstrengend, das Smartphone die ganze Zeit zu halten und zwischen Leinwand und Display hin und her zu schauen. Wäre Lippenlesen nicht einfacher? „Nein, das ist eine sehr komplizierte Sache“, sagt Lehrer Achim Schmuhl. Er ist froh, dass Kinobetreiber Kaltenegger ihn auf die App aufmerksam gemacht habe. „Man muss zwar schnell lesen können, aber es ist eine große Unterstützung für Hörbehinderte“, sagt der Pädagoge. So sieht es auch seine Kollegin Gerda Reinhard, die komplett gehörlos ist. „Ohne die App würde ich gar nicht ins Kino gehen“, sagt die pädagogische Fachkraft in Gebärdensprache, eine Kollegin übersetzt. Die Geschichte der App begann bei einem Gespräch mit einer blinden Sportlerin, über die Seneit Debese eine Reportage machen wollte. Die Frau erzählte ihr, dass sie nie mit ihren Freunden ins Kino gehen kann, weil sie nichts vom Film mitbekommt. „Wir sind zum Mond geflogen, da muss es doch möglich sein, dass Blinde ins Kino gehen können“, dachte sich Debese. Sie entwickelte eine App, die gesprochene Handlungsbeschreibungen zu einem Film abspielt. Die App für Sehbehinderte heißt Greta. Debese merkte, dass Gehörlose das gleiche Problem haben. Und entwickelte Starks. Die Firma Greta und Starks sitzt im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg. Bisher wurde Starks mehr als 45.000-mal genutzt, sagt die gebürtige Mannheimerin. Die App kann kostenlos im Google Play Store oder im App Store heruntergeladen werden. Der Film muss zuvor in der Datenbank der App ausgewählt werden. Das Programm spielt dann automatisch Untertitel auf dem Smartphone ein, es erkennt den Film anhand eines digitalen Fingerabdrucks. Viele aktuellen Filme sind im Katalog zu finden. Derzeit seien es 50, aber es sollen mehr werden, verspricht Debese.

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