Speyer Mit breiter Brust

OBRIGHEIM. Mit breiter Brust ist der AV 03 Speyer von den 86. deutschen Gewichtheber-Meisterschaften zurückgekehrt. „Wir waren so erfolgreich wie noch nie bei solchen Titelkämpfen“, freute sich der Ehrenvorsitzende Friedel Hinderberger, der im badischen Obrigheim zwei Tage als „Tippgeber“ für die AV-Athleten und -Athletinnen tätig war.

Die Bilanz des Athletenvereins ist in der Tat bemerkenswert. In den Disziplinen Reißen, Stoßen und Zweikampf je dreimal ganz oben auf dem „Treppchen“ standen Julia Schwarzbach/Gewichtsklasse bis 58 Kilogramm in der Klasse der Frauen (sie gehört zum AV-Bundesligateam, hob aber für ihren Heimatverein NSAC Görlitz), Christina Spindler/-69 kg bei den Juniorinnen und Almir Velagic/+105 kg bei den Männern. Je zweimal Erster für den AV 03 wurden Tom Schwarzbach/-94 kg und Jürgen Spieß/-105 kg: Schwarzbach, der zudem Zweiter im Reißen wurde, siegte im Stoßen und im Zweikampf, Spieß gewann im Reißen und im Zweikampf. Er holte dazu noch einen zweiten Platz im Stoßen. Tom Schwarzbach, Ehemann der Ausnahmeheberin Julia Schwarzbach, hatte mehrmals Grund zum Jubeln. Zum einen packte der mit 86,20 Kilogramm Körpergewicht bei weitem leichteste Mittelschwergewichtler die Norm für die Weltmeisterschaften im kasachischen Almaty, die vom 5. bis 16. November stattfinden. Zum anderen gewann er in zwei Disziplinen vor dem über sechs Kilogramm schwereren Robert Oswald, seinem schärfsten Konkurrenten. Und außerdem war Schwarzbach mit 184,6 Kilopunkten der beste aller Teilnehmer der deutschen Meisterschaften – und somit einer der Garanten für die erfolgreiche Fortsetzung der Erstbundesliga-Runde der Speyerer. Jürgen Spieß versuchte sich nach sehr guten 175 Kilogramm im Reißen an der persönlichen Bestleistung von 180 Kilogramm (steht bei 178 kg), schaffte es aber nicht. Im Stoßen scheiterte er nach 205 an 213 und an 225 Kilogramm. „Er konnte die höheren Lasten zwar gut umsetzen, scheiterte aber zweimal im Überstoß“, sagte Patrick Fassott, Vizepräsident des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber und Chef der rheinland-pfälzischen Heber. Spieß′ Genugtuung: Er setzte sich zweimal gegen den Chemnitzer Robby Behm durch, seinen schärfsten Konkurrenten. Angetan war Fassott von Almir Velagic. Ihm hätte Vereinskollege Alexej Prochorow, dem der Bundestrainer wegen Rückenbeschwerden von einem Einsatz abgeraten hatte, im Reißen vielleicht Paroli bieten können, aber ohne echte Konkurrenz lieferte der „Löwe von Speyer“ vor staunendem Publikum eine Weltklasseleistung ab. „Mit 190 Kilogramm im Reißen, 233 Kilogramm und damit 423 im Zweikampf liegt er nur noch marginal unter seiner Olympialeistung von London 2012“, so Fassott. Damals wurde er Achter (192+234 = 426). Christina Spindler, Anwärterin für die Junioren- und U23-Europameisterschaften in Limassol/Zypern, und dank ihrer DM-Lasten (82+96 = 178 kg) neben ihren drei Juniorinnen-Titeln zweimal Zweite und einmal Dritte in der Frauen-Klasse, wurde noch einmal ausgezeichnet. Mit einem Pokal für die drittbeste Leistung aller Juniorinnen. Nur zu gerne hätte sich der Ehrenvorsitzende Hinderberger „noch ein bissel mehr gefreut“. Nämlich, wenn sein AV die Wertung für den erfolgreichsten Verein gewonnen hätte. Die aber stand nicht auf dem Programm der Titelkämpfe.

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