Speyer Mensch braucht Computer, Computer braucht Mensch

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Stundenplan-Machen fängt nicht erst am Ende eines Schuljahres an. Schon seit den Osterferien sind die Zuständigen der Speyerer Gymnasien damit beschäftigt. Der Ablauf ist an allen Schulen ähnlich. Ohne PC läuft da heute gar nichts mehr. Die Zeiten der Pinnwände, an denen Stundenpläne früher per Hand erstellt wurden, sind längst vorbei.

Doch man muss kein Informatiker oder Mathematiker sein, um die Stundenpläne für eine ganze Schule zu erstellen. Spaß am Knobeln sollte man haben. Martin Storck ist stellvertretender Leiter am Gymnasium am Kaiserdom, er unterrichtet Englisch und Französisch und ist vor zwei Jahren buchstäblich „ins kalte Wasser geworfen“ worden, wie er sagt. Die bisherigen Stellvertreter von Schulleiter Peter Zimmermann, die für die Ausarbeitung des Stundenplanes zuständig waren, hätten beide die Stelle gewechselt. Glück für Storck: das Stundenplan-Programm erhielt ein Update, verbunden mit einer Schulung für die Stundenplanmacher. Storck wird vom neuen zweiten Stellvertreter Andreas Kotulla (Fächer Französisch und Religion) unterstützt. Los geht es jedes Jahr mit dem Planen der Kurse für die neuen Oberstufenschüler der künftigen Klassenstufe elf. Die mussten bis zu den Osterferien ihre drei Leistungskurse und die entsprechenden Grundkurse wählen. Die Schwierigkeit für Storck ist nun, diese so zu verteilen, dass die Wünsche der Schüler erfüllt werden. Dazu müssen sogenannte Bänder festgelegt werden. Kurse, die auf einem Band liegen, laufen parallel. Schüler können also pro Band nur einen Kurs belegen. Angenommen, ein Schüler will Latein, Englisch, Mathe als Leistungsfächer belegen, dann geht das nur, wenn diese Kurse nicht auf dem gleichen Band liegen. „Die Leute sagen immer, an kleinen Schulen wie dem ,GaK’ muss das doch viel einfacher gehen, das stimmt aber nicht“, erklärt Storck. Denn wenn ein Jahrgang viele Schüler habe, werde meist mehr als ein Leistungskurs pro Fach angeboten. Wenn es also je zwei oder drei Latein-, Englisch- und Mathekurse gebe, sei das einfacher zu organisieren. Doch es gehe nicht nur um Schülerwünsche, auch die Raumsituation sei entscheidend. Ein Beispiel: Bei zwei Sporthallen können nicht drei Sportkurse gleichzeitig stattfinden. Storck gibt die Kurswünsche der Schüler in das Programm „Davinci“ ein. Ergebnis: „Das Programm startet die Automatik, und dann kommt Murks raus“, sagt Storck lachend. Naja, so schlimm sei es auch nicht, aber am Ende spucke das Programm eine Reihe Schüler aus, die umwählen sollen. Ab dann knobelt der Lehrer. „Im Idealfall bleibt eine Handvoll Schüler übrig, bei denen es nicht klappt. Das betrifft aber in der Regel nicht die Leistungskurse.“ Wenn der Oberstufenplan fertig ist, geht es an die Personalplanung: Welcher Lehrer übernimmt welche Klassen und Kurse im nächsten Schuljahr? Darum kümmert sich Schulleiter Zimmermann. Wenn kein Lehrer in Pension oder Mutterschutz geht, niemand länger krank wird oder den Arbeitsplatz wechselt, dann ist das einfach – doch das ist eher die Ausnahme. Kurz vor den Sommerferien geht es für Storck und Kotulla weiter. Dann müssen die Stunden für alle Klassen verteilt werden. Auch das geschieht zuerst am PC und erfordert dann am Ende doch noch einige Geistesblitze der Stundenplanmacher. „Wir fangen mit den fünften Klassen an und arbeiten uns dann hoch bis zur zehnten. Auch die Zeiten der Oberstufenkurse werden dann festgemauert“, erklärt Storck. Angefangen wird mit Fächern, die zwei Klassen gemeinsam haben, oder die auf Fachsäle angewiesen sind. Dann gibt es vieles zu beachten: Die Stunden müssen so liegen, dass ein Fach nicht mehr als zweimal an einem Tag stattfindet, oder nicht immer nur zur letzten Stunde. Auch an die Kollegen muss Storck denken. Es mache etwa keinen Sinn, eine Teilzeitkraft an fünf Tagen einzuteilen. Der Nachmittagsunterricht dürfe nicht nur aus Nebenfächern bestehen. Eins ist aber unmöglich: auch noch die Zeitwünsche der Oberstufenschüler zu berücksichtigen. Die hätten zugegebenermaßen teils recht zerrissene Stundenpläne. Die ersten Wochen der Ferien planen Storck und Kotulla für die Stundenpläne ein. „Unser Ziel: Wir fahren ab der dritten Ferienwoche in den Urlaub.“ In der Hoffnung, dass bis dahin nicht ein Lehrer kurzfristig die Stelle wechselt ...

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