Speyer Münzfälscher aus Speyer führt sogar Goethe hinters Licht

Vom Rhein an die Spree: Die gefälschten Münzen Carl Wilhelm Beckers verlassen Speyer und gehen nach Berlin. Von links: Wolfgang
Vom Rhein an die Spree: Die gefälschten Münzen Carl Wilhelm Beckers verlassen Speyer und gehen nach Berlin. Von links: Wolfgang Dreher (Numismatische Gesellschaft Speyer), Thomas Reiß (Sparkasse Vorderpfalz), Rainer Albert (Numismatische Gesellschaft), Andrea Gorys und Bernhard Weisser (Münzkabinett Staatliche Museen zu Berlin.

Ein Speyerer ist mit dem Fälschen antiker und mittelalterlicher Münzen und Medaillen weithin bekannt geworden: Carl Wilhelm Becker (1772 – 1830). Die Sparkasse Vorderpfalz hat jetzt mehrere Dutzend dieser Falsifikate sowie die Tagebücher des Gauners ans Münzkabinett Staatliche Museen zu Berlin übergeben.

In der Pfälzischen Landesbibliothek verwahrte Werke von Helfried Ehrend, bis 1988 zwei Jahrzehnte Vorsitzender der Numismatischen Gesellschaft Speyer, sowie des Briten Sir George Hill schildern das schillernde Leben des Fälschers, der sich für seine Untaten nie vor einem Gericht verantworten musste – weil ihm ein Hochadliger vertraute.

Carl Wilhelm Becker, dessen erster Vorname mitunter auch mit einem „K“ angeben ist, wurde auf Anordnung seines in Speyer als Weinkaufmann wirkenden Vaters in Bordeaux zum Weinhändler ausgebildet. Nach der Lehre war er vorübergehend in diesem Beruf tätig, versuchte dann aber in Mannheim, Frankfurt, Offenburg, Isenburg, München, Wien, Berlin, in der Schweiz und in Oberitalien zu Geld zu kommen. Und zwar als Tuchhändler, Goldschmied, Medailleur und Bibliothekar.

Begnadeter Fälscher antiker Münzen

Während dieser Tätigkeiten erkannte Becker, dass er mehr Talent als Geldfälscher hatte, kopierte etwa 20 Jahre lang über 500 antike Münzen und Medaillen und ließ sie von Mittelmännern als „Echtstücke“ verkaufen – 1815 in Weimar auch an den Geheimrat und später als „Dichterfürst“ bekannten Johann Wolfgang von Goethe. Sogar ein echter Fürst fiel auf den Fälscher herein. Der Westerwälder Hochadlige Carl zu Isenburg war von dem Spitzbuben derart angetan, dass er den Speyerer zu seinem Kunstberater ernannte und ihn mit dem Titel „Hofrat“ versah. Für die Justiz war Becker damit unantastbar.

Aber irgendwann drohte Becker dennoch die Enttarnung. Daraufhin gab er einen Katalog mit 296 seiner Nachahmungen samt Preisangaben heraus und erklärte sinngemäß, die Münzen „zur Freude von Liebhabern“ geprägt zu haben. Denn diese Leute hätten die seltene Originalmünzen wegen deren Kostbarkeit nie erwerben können. Seine Gaunereien machten den dreimal verheirateten Carl Wilhelm Becker nicht reich. Als er in Homburg vor der Höhe im Taunus starb, galt er als arm.

Nachlass soll erforscht werden

Thomas Reiß, Leiter Revision der Sparkasse Vorderpfalz, merkte zur Übergabe ans Münzkabinett in Berlin an: „Die Sammlung war lange in Privatbesitz und wurde 1995 von der damaligen Kreis- und Stadtsparkasse Speyer im Zusammenspiel mit der Numismatischen Gesellschaft Speyer erworben. Die Arbeiten des Münzfälschers Becker werden auch heute noch in der Numismatik diskutiert und erforscht“.

Rainer Albert, Ehrenvorsitzender der Numismatischen Gesellschaft Speyer, lobte das gelungene Zusammenwirken von Sammlern und Wissenschaft. Bernhard Weisser, Direktor des Münzkabinetts Staatliche Museen zu Berlin, bekräftigte, dass die Sammlung aus den Falsifikaten, den Prägestempeln des Fälschers, sowie den Tagebüchern nun der Forschung und Bildung zur Verfügung stehe und öffentlich zugänglich sein werde.

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