Speyer Kirchen kümmern sich gemeinsam

Menschen, die in Speyer arm und allein versterben und um die sich – selbst wenn überhaupt vorhanden oder zu ermitteln – keine Angehörigen mehr kümmern wollen, sollen dennoch künftig noch menschenwürdiger bestattet werden. Die Protestantische Gesamtkirchengemeinde und die katholische Dompfarrei Pax Christi haben sich darauf verständigt, diese sogenannten Sozialbestattungen ab diesem Jahr ökumenisch zu tragen. Rund 40 Fälle davon im Jahr gibt es in der Stadt, wie der Abteilungsleiter Standesamt, Hartmut Jossé, gestern auf Anfrage der RHEINPFALZ informierte.

Die Geistlichen haben im ökumenischen Stadtkonvent beschlossen, im monatlichen Wechsel der Konfessionen den jeweiligen Leichnam aus- und die Grabstätte einzusegnen. Einzige Ausnahme: der Verstorbene oder seine Angehörigen haben die kirchliche Begleitung ausdrücklich abgelehnt. Bisher war laut Jossé nur die Aussegnung gängige Praxis. „Wir sind damit sehr einverstanden, das gibt den Menschen ein Stück mehr Würde auf dem letzten Weg mit“, so Jossé zur Neuregelung. Das Standesamt informiert die Kirchenmänner von den Terminen. Die evangelischen Geistlichen übernehme in ungeraden Monaten die Aufgabe, die katholischen in geraden. Rund 1200 Bestattungen müssen im Jahresdurchschnitt in Speyer durchgeführt werden. Etwa die Hälfte der Verstorbenen sind Speyerer Bürger. Die andere Hälfte sind Menschen, die in Seniorenheimen, Kliniken oder in Einrichtungen wie dem Hospiz das Zeitliche segnen. „Zwischen 30 und 40 davon sterben allein, arm, haben nichts für die Bestattung zurückgelegt oder die Angehörigen wollen nicht für die Bestattungskosten aufkommen“, schilderte Jossé die Problematik aus Sicht seiner Behörde. Das Bestatttungsgesetz regele, wer im Normalfall zu zahlen habe. Die Rangfolge reiche von Ehepartnern über Kinder, Eltern zu Geschwistern bis zu weiteren Personen. „Die demografische Entwicklung, Zersiedelung von Familien und wachsende Altersarmut verschärfen das Problem spürbar.“ Jahr für Jahr steige die Anzahl der Fälle. Immer öfter müsse das Standesamt aufwendig nach Angehörigen suchen, prüfen, ob und warum diese das Begleichen der Kosten verweigern, ob ein Härtefall vorliegt und wirklich nicht gezahlt werden kann. 2004 wurde das Sterbegeld, das Krankenkassen bis dahin bezahlt hätten, ersatzlos gestrichen. Seitdem laufe die Stadt immer öfter Gefahr, auf den Kosten sitzen zu bleiben. „In etwa der Hälfte der Fälle ist das so“, weiß Jossé aus der Statistik. Sozialbestattungen werden in Speyer in ein Rasenreihengrab gebettet. Rund 1900 Euro kostet eine Bestattung. Sieben Tage Zeit lässt die Bestattungspflicht. Die Ermittlungen des Kostententrägers können wesentlich länger dauern. Inzwischen hat es in Speyer auch schon eine Sozialberatung nach jüdischem Ritus gegeben, teilte Jossé mit. Die jüdische Kultusgemeinde habe die Kosten übernommen. (ell)

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