Speyer Keiner will die Kasse machen

Nicht alles ist rund gelaufen beim ASV Harthausen im abgelaufenen Geschäftsjahr. Das klingt bei der Jahreshauptversammlung am Freitagabend in der Vereinsgaststätte an. Die 50 anwesenden Mitglieder erleben dort den Gipfel des „Unrunden“: die Neuwahlen. Der alte Vorstand kandidiert komplett nicht mehr, ein neuer wird nicht gefunden. Die Wahl wird vertagt.

Das Amt des Kassenwarts ist der Knackpunkt. Michael König, bisher in dem Amt verankert, würde Vorsitzender des 685 Mitglieder zählenden Vereins werden wollen – wenn sich ein Nachfolger findet, der das Geld des ASV verwaltet. Das kommt nach einigen Minuten der Diskussion um den vakanten Posten des obersten Vereinschefs ans Licht. Jürgen Tröster sagt schon als Stellvertreter zu. Der ASV hätte damit eine Leichtathletik-Doppelspitze. Der Hoffnungsschimmer, den Wahlleiter und Bürgermeister Harald Löffler und die Anwesenden sehen, erlischt allerdings schnell. Denn: Keiner will die Kasse, das heißt: kein Amtswechsel für König. Fabian Schwarz, der den Verein damit mit seinem Team kommissarisch weiter führen muss, sagt nach der Versammlung im Gespräch mit der RHEINPFALZ: „Das ist mehr die Angst vor der Verantwortung als vorm Arbeitsaufwand.“ Seit vergangenem Jahr ist es auf dem Vorsitzenden-Posten wackelig zugegangen. Nach dem Rückzug eines Vorgängers war Philipp Jardot als Nachfolger „in die Presche gesprungen“, wie Schwarz berichtet. Bei Jardot sei dann allerdings unter anderem aus beruflichen Gründen auch die Zeit knapp geworden. Für Tobias Schenkel, der damals für Jardot als stellvertretender Vorsitzender einsprang, ist das Engagement ebenfalls schwer: „Ich habe meinen Posten nicht so ausfüllen können, wie ich es eigentlich wollte“, merkt er in der Versammlung an. Die zu große Hürde auch hier: der Beruf. Zu wenig Zeit für Freiwilligkeit. Das gleiche gilt für Schwarz. „Das Problem sind die vielen Präsenztermine“, nennt er den größten Brocken, den er nicht mehr stemmen kann. Denn: „Wenn ich was mache, dann zu 100 Prozent.“ Nicht aus Verärgerung geschehe der Rückzug, macht Schwarz in der Versammlung deutlich. Zuvor haben nahezu alle Verantwortlichen aus den Abteilungen an die Gemeinschaft ASV und den Wunsch nach Beständigkeit in der Zukunft appelliert. Gymnastik-Sprecherin Christel Hofmann unterstreicht: „Seit Januar läuft vieles schief. Ich würde mir wünschen, dass man nicht alles gleich hinwirft, auch wenn man sich mal ärgert.“ Fußballtrainer René Radler, der sich aus familiären Gründen ebenfalls zurückziehen wird, betont: „Es wäre schade, wenn ein so aktiver Verein peu à peu zugrunde geht.“ Immerhin, darauf weist Ortsbürgermeister Löffler hin, ist der ASV der größte Verein in Harthausen. Bei dem geht es folglich auch um Summen, wie Schwarz weiß. „Die Vorgänger aus der Vergangenheit haben ihre Arbeit vorbildlich gemacht“, denkt er zurück. Von den 100.000 Euro, die 2010 ins Vereinsheim gesteckt wurden, seien gerade mal noch gut 10.000 Euro Schulden übrig. „Alle haben diese Arbeit respektiert – jetzt scheut man die Verantwortung“, sagt Schwarz. Die Emotionen kochen hoch bei dem Zusammentreffen. „Wir werden auch in den drei Wochen bis zur nächsten Versammlung keine Lösung finden“, sagt Schwarz drinnen. „Es wird einer kommen, der das Amt übernimmt, ganz sicher“, sagt er nach Sitzungsschluss draußen auf Nachfrage. Zur außerordentlichen Mitgliederversammlung soll rechtzeitig eingeladen werden. Und die Sache mit dem angesprochenen Auflösungsantrag des ASV, sollte sich kein Vorstand finden? Schwarz schüttelt den Kopf: „Nein, auflösen möchte ich den Verein nicht. Mir ist nicht egal, wie es hier weiter geht. Der ASV liegt mir am Herzen.“

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