Speyer Julia Jentsch tritt wieder im Dom zu Speyer auf

Julia Jentsch
Julia Jentsch

Am 7. Oktober wird im Dom zu Speyer Helge Burggrabes Friedensoratorium „Lux in Tenebris“ aufgeführt. Die Rolle des Sprecherin übernimmt die bekannte Schauspielerin Julia Jentsch. Ein Interview.

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihren Auftritt 2018 im Speyerer Dom bei Burggrabes „Stella Maris“? Welche an das Ambiente, welche an das Konzert, welche an die Zusammenarbeit mit dem Komponisten und mit Domkapellmeister Markus Melchiori?
Ich habe nur gute Erinnerungen, sowohl an den Ort, den Dom und die Menschen. Ich weiß, dass ich mich direkt wohl gefühlt habe. Der Dom hat mich beeindruckt und ein besonderes Geschenk war die Begegnung mit dem Domkapellmeister Markus Melchiori und dem Komponisten Helge Burggrabe, auch hoch in dem Dom mit großartiger Aussicht. Ich habe es genossen, den Dom gefüllt zu erleben, in mitten der eindrucksvollen Musik, aber auch leer spät am Abend, als wir noch einzelne Tonaufnahmen machen durften für die CD von „Stella Maris“.

Wie erlebten Sie Ihren Auftritt als Teil eines derartigen Gesamtkunstwerks?
Teil eines solchen Gesamtkunstwerks sein zu dürfen ist ein großer Genuss für mich. Als Schauspielerin ist es eine Ausnahme mit so vielen Musikern, Chören und Sängerinnen zusammenarbeiten zu können.

Ist Ihr Part in „Lux in Tenebris“ anders akzentuiert als in Stella maris?
Bei „Stella Maris“ war mein Part, eine Stimme Marias zu sein, ich habe also dazu beigetragen das vielschichtige Bild Marias in unterschiedlichen Lebensabschnitten lebendig zu machen.

Bei „Lux in Tenebris“ spreche ich dagegen nicht Texte als eine Figur, sondern Texte, die Gedanken verschiedener, aller Menschen sein können.

Ist der Part der Sprecherin in Burggrabes Werk gleichsam Teil des musikalischen Apparats oder steht er eher außerhalb?
Der Part der Sprecherin ist verwoben mit der Musik, so empfinde ich es. Manchmal wird zur Musik gesprochen, aber auch wenn die Sprache oft für sich steht, gibt es den Nachhall der Musik oder der Sprache im jeweils anderen. So empfinde ich es.

Ist es Ihre erste Aufführung dieses Stücks?
Ich durfte im Stück schon in Stendal und in Oldenburg mitwirken.

Ist es reiner Sprechtext oder gibt es eine fixierte Sprechmelodie?
Es gibt keine fixierte Sprechmelodie.

Hat das Werk eine Botschaft? Wenn ja, wie würden Sie diese beschreiben?
Eine Botschaft wäre vielleicht, das Untrennbare von Dunkelheit und Licht, die positiven und negativen Kräfte in beidem zu finden. Und in der Sehnsucht nach Frieden, im anderen/ in der anderen die Schwester/ den Bruder zu sehen damit Frieden sein kann.

Haben Sie schon andere Sprachparts in großen Musikwerken übernommen („Pierrot lunaire“ oder „Gurre-Lieder“)?
Vor einigen Jahren Ariadne auf Naxos und Belkis.

Sie spielen viel Theater, drehen Filme und sind oft in Fernsehen zu sehen? Welche Rolle spielen für Sie Rezitationen wie in dem Speyerer Konzert?
Es ist ein großes Geschenk, da ich als Schauspielerin nicht so oft Gelegenheit habe, wie eine Sängerin, mit Chor und Orchester zusammenzuarbeiten und dann noch in solch einem Raum.

Zum Schluss eine ganz andere Frage: Wie sehen Sie die Zukunft von Theater, Film und TV? Wird sich tendenziell alles in die digitale Welt (Netflix oder ähnliches) verlagern?
Das hoffe und glaube ich nicht.

Termin

Samstag, 7. Oktober, 19.30 Uhr, Dom, Abschlusskonzert der Internationalen Musiktage Dom zu Speyer, „Lux in Tenebris“ von Helge Burggrabe, Friedensoratorium für Soli, Sprechstimme, Streichorchester, Bläsertrio, Schlagwerk, Orgel, Schola und Chöre. Mit Julia Jentsch, Sprecherin, Hanna Zumsande, Sopran, Anne Bierwirth, Alt, Georg Poplutz, Tenor, Konstantin Panganetti, Bass, Mädchenchor am Dom zu Speyer, Speyerer Domsingknaben, Domchor Speyer, Domorchester Speyer, Domorganist Markus Eichenlaub, Orgel, Michael Suhr, Lichtinszenierung. Die Leitung hat Domkapellmeister Markus Melchiori. Weitere Info gibt es auf der Seite der Dommusik: https://www.dom-zu-speyer.de/dommusik/konzerte/internationale-musiktage/. Tickets für alle Konzerte online und in allen Reservix-Vorverkaufsstellen sowie vor Ort in der Dom-Info erhältlich.

Zur Person

Julia Jentsch: Die 1978 geborene Berlinerin absolvierte nach dem Abitur eine Schauspielausbildung in ihrer Heimatstadt. Von 2001 bis 2006 war sie Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele. Größere Bekanntheit erlangte sie mit der deutsch-österreichischen Filmproduktion „Die fetten Jahre sind vorbei“ (2004). Für die Titelrolle in „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ erhielt Jentsch den Europäischen Filmpreis 2005. Im vergangenen Jahr gehörte sie zur Jury der Berliner Filmfestspiele.
Julia Jentsch ist seit 2012 mit dem Schweizer Künstler Christian Hablützel verheiratet. Das Ehepaar lebt zusammen mit seiner gemeinsamen Tochter in einem Dorf in der Nähe von Zürich.

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