Speyer Herztöne und Virtuosenstreiche

Bei wenigstens subtropischen Temperaturen herrschten Jubel und eitel Freude im Rathausinnenhof bei den beiden Serenaden des Speyerer Beethovenfestes. Zu hören gab es, in vorbildlichen Aufführungen, Kammermusik aus der frühen Schaffensperiode von Beethoven, dem Titelhelden der zweiten staatsphilharmonischen Sommerresidenz, am zweiten Abend Musiken aus seinem Umfeld, Werken von Mozart und Louis Spohr, gegenübergestellt. Für 2016 ist ein Schubert-Programm geplant.

Unter einem günstigen Stern standen die beiden Serenaden von vornherein, da sie von den Absagen Karl-Heinz Steffens’ und Michal Friedlanders unbeeinträchtigt blieben. Das ursprünglich festgelegte Programm ging daher planmäßig mit den vorgesehenen Ausführenden über die Bühne. Letztere freilich, allesamt Philharmoniker, haben mit durchweg imponierenden, exzellenten Leistungen aufgewartet. Als höchst erfreuliches Fazit der beiden Konzerte im Speyerer Rathausinnenhof drängt sich also zuerst jenes einer eloquenten Demonstration der gegenwärtig mehr als bemerkenswerten instrumentalistischen und musikalischen Niveaus der Staatsphilharmonie auf. Wie bei ähnlichen Anlässen an dieser Stelle gelegentlich schon festgestellt, die Darbietungen hätten jedem traditionsreichen Abonnementzyklus zur Ehre gereicht. Es fing beim spielerischen Potential an. Wo Virtuosität verlangt worden war, wurde sie diesmal stets überlegen und wirkungsvoll geliefert. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an Avidine Konstantin Boschs bravourösen konzertanten Zugriff bei den exponierten Violinkadenzen und -passagen von Beethovens Septett in Es-Dur, einem Hauptwerk der kammermusikalischen Literatur. Und am folgenden Abend stand dann Konzertmeister Nikolaus Boewer in Spohrs F-Dur-Nonett nachgerade für eine Sternstunde geigerischen Wohllauts und instrumentalistischer Brillanz ein. Der waren die ebenfalls beeindruckend virtuosen Beiträge der Kolleginnen Johanna Lastein und Felicitas Villalón in Mozarts D-Dur-Divertimento und Beethovens Sextett in Es-Dur vorausgegangen, wobei die beiden Violinistinnen durch verfeinerte Phrasierungskünste und Sensibilität bei Übergängen besonders für sich einnahmen. Von Wohllaut und kostbaren Tönen war soeben die Rede: Die wurden großzügig serviert von Klarinettist Gerhard Kraßnitzer und Oboist Rainer Schick. Letzterer profilierte sich außerdem mit überaus plastischen Formulierungen. Schließlich – so hieß es im Programmheft – habe Beethoven im Es-Dur-Sextett sein Know-how im Umgang mit dem Horn perfektioniert. Was bravourös geläufige Behandlung dieses heiklen Instruments bedeutet, hatten bei den beiden Speyerer Serenaden Cong Gu und Sjön Scott mit Nachdruck demonstriert. Wenige geringfügige Unklarheiten beim Tonansatz waren einfach der Natur des Horns geschuldet. Wertvolle Leistungen lassen sich auch den weiteren Mitwirkenden bescheinigen, die sich ebenfalls als erstklassige Kammermusiker profilierten. Die Rede ist von Christiane Palmen (Flöte), Regina Wolf (Oboe), Anne Scheffel und Julius Kircher (Klarinette), Antonia Zimmermann und Dieter Zick (Fagott), Stefan Wolfert (Horn), Friederike Bauer und Stella Sykora-Nawri (Viola), Friedrich-Martin Voigt und Rut Bantay (Cello) sowie dem vorzüglichen Kontrabassisten Wolfgang Güntner. Das Wichtigste freilich waren der Feinschliff und die Eleganz der Klangrede, die die Wiedergaben der Philharmoniker durchgehend prägten. Diese gerieten ebenso differenziert wie lebendig und beredt, erhielten Prägnanz durch fein ausgehörte dynamische Abstufungen mit subtilen Piano- und Pianissimo-Wirkungen und andererseits durch markante Akzentuierungen. Kurz: die Aufführungen wurden der musikalischen Substanz der Stücke ohne jegliche Einschränkung gerecht.

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