Speyer Heiterer Herbst

Einen stimmungsvollen Gesangsabend zum Herbstbeginn servierte am Sonntag die Sopranistin Almut-Maie Fingerle mit ihrem Klavierbegleiter Alexander Levental in der Speyerer Synagoge.

In der Paarung von Heiterem und Melancholischem von Mendelssohn, Mahler, Wolf und Schönberg dominierte das Helle. Auch die Uraufführung der Lied-Impression „Auf dem Weg zum Glück“ der in der Kurpfalz lebenden Tamara Ibragimova bewegte sich im Lebensbejahenden. „Heiter durch den Herbst“ überschrieb Protagonistin Fingerle ihren bestens besuchten Liederabend mit Werken von Komponisten mit jüdischen Wurzeln. Ihr heller, oft vital ausfahrender Sopran konnte positives Lebensgefühl immer wieder kraftvoll ausmalen. Melancholische Stimmungen waren schon einmal programmatisch eher weniger vertreten und wären im profilierten, anschlagsdominanten Klavierspiel Leventals auch eher untergegangen. Fingerle mutete sich mit ihrem leuchtkräftigen Gesang viel zu und riskierte dabei einerseits einige Schärfen in der Tonbildung und ein paar Ausrutscher ins Gutturale. Andererseits stieß sie in Schönbergs kabarettistischen Brettl-Liedern dann auch zur elektrisierenden Knister-Spannung der Diseuse vor. Kraftvoll ausladend und mit drängenden Impulsen sang sie von der umschwärmten Galathea. Leichter Witz und pointierte Ironie schwangen im „Genügsamen Liebhaber“ mit, bevor „Gigerlette“ in spritziger Heiterkeit aufleuchtete. Die Beredsamkeit der Sängerin war zuvor schon in ihren Vorträgen von drei Mahler-Liedern spürbar. Prägnant rhythmisiert und voller Elan gestaltete Fingerle die „Wunderhorn“-Lieder vom „Erdachten Liedlein“, vom Rheinlegendchen und vom Kuckucksverstand: Frisch bewegt, kraftvoll ländlernd und charmant abgetönt servierte die Sopranistin ihren Mahler-Block. Schöne, tragende Melodie-Expositionen erlebte man eingangs in drei Mendelssohn-Liedern. Dann tauchte die versierte Solistin nochmals innig in die liebliche Gefühlswelt von drei Nummern aus Wolfs „Italienischem Liederbuch“ ein, die sie am Ende zu einer triumphalen Steigerung aufputzte. Tonmalerisch ließen sich auch die Liedfolgen der in Ketsch ansässigen russischen Komponistin Ibragimova an. Im Hauptprogramm hörte man fünf zwischen Heiterkeit und Nachdenklichkeit changierende Hesse-„Lieder aus dem Stadtgarten“: Aus den ruhigen, fast statischen, von Levental ebenmäßig angeschlagenen Klaviertönen schwang sich Fingerles Sopran immer wieder in luftige Motionen und liebliche Traumbilder. Ähnlich fuhr ihre Stimme am Ende in der in jüdischer Sprache uraufgeführten Impression „Auf dem Weg zum Glück“ in passionierten Vokalisen und aufleuchtenden Spitzentönen mit diesmal Ibragimova selbst am Flügel zu expressiven Kulminationen aus. Die aufmerksamen Zuhörer spendeten starken Beifall.

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