Speyer freistoss

Eine Speyererin interessiert sich für den 1. FC Kaiserslautern und guckt auch viele Spiele vor Ort im Stadion an. Das ist natürlich nicht immer so einfach. Privatleben und Beruf spielen auch eine Rolle. Doch zum Glück gibt es auch die zweite Mannschaft der Lauterer. Die spielt zum Teil zu Hause, wenn es die erste nach Cottbus, Berlin oder Dresden, also in die weite Ferne zieht. So geschehen auch dieser Tage: FCK I bei 1860 München, FCK II daheim gegen Koblenz. Unsere Speyerer FCK-Besucherin verfolgte live die Roten Teufel II. Die Partien gehen vorüber. Die Ergebnisse sind bekannt. Doch vom Rasen zurück, interessiert sie, wie’s denn wirklich war mit dem 1:0 in München. Zum Glück hält die Technik 2014 Hilfsmittel bereit, jedes Match nochmals als Aufzeichnung zu sehen. Richtige Saison, richtiges Duell auswählen, und der Anstoß erfolgt. FCK in der bayerischen Landeshauptstadt läuft. 0:0, 0:0, 0:0, der Kommentator erzählt etwas von Trainergerüchten, obwohl Kosta Runjaic bei den Roten Teufeln doch fest im Sattel zu sitzen scheint. Ein bisschen wundern sich die Speyererin und ihr Nebenmann schon. Aber weiter geht’s 0:0, 0:... Dann die Minute, in der das FCK-Tor fallen sollte, aber nichts dergleichen. Gut, Betze-Fan kann ja mal irren. Aber auch Sekunden später: kein 1:0. Denn unsere Fußballfans haben sich aus Versehen 60 gegen FCK aus der vergangenen Saison ausgewählt, und damals blieb’s bis kurz vor Abpfiff torlos. Vorsicht ihr zwei: Das kann 2014/2015 wieder geschehen, oder steigt Kaiserslautern doch noch auf? Ein Speyerer fährt mit dem Zug gen Leipzig. Ein Berliner sitzt schon im Abteil und beginnt zu plaudern. Hannover sei keine schöne Stadt, erzählt er, Kassel auch nicht, Speyer aber schon, auch wenn er noch nicht da war. Das weiß Berliner ja: Der Dom, und die Römer waren auch schon da. Nur eines wundert den Mann: ein anscheinend alleingelassener Koffer im Abteil, seit er in Karlsruhe zugestiegen ist. Nun nähern wir uns schon Frankfurt. Der Berliner frühstückt, aber keinen selbigen, philosophiert dennoch über Vorteile der Deutschen Bahn und Nachteile des Fliegens. Die Quasselstrippe informiert das Zugpersonal über das alleingelassene Koffer-Objekt. Die Uniformierten nehmen’s gelassen – nicht der erste Fall an diesem Tag. Nächstes Thema: hessischer und badischer Dialekt. Das Pfälzische kommt dem Hauptstädter dazwischen liegend vor. Ein Mann öffnet die Tür, niederländischer Zungenschlag: der Herr des Koffers. „Ist das ein Problem?“, fragt er und lacht. Weiter gehen Fahrt und Unterhaltung: Fußball. Der Berliner weiß: Cottbus steigt ab. Er ist Hertha-BSC-Fan, geht aber gegen die Bayern nicht ins Stadion, weil sie da immer verlieren. Nur, wann und wie oft das Fachblatt kicker rauskommt, das weiß er nicht, aber, dass es in Italien täglich erscheinende Sportzeitungen gibt. Ohnehin, noch besser kennt sich sein Sohn aus. Der braucht zu Saisonbeginn immer das Sonderheft und lernt es dann fast auswendig. Und weiter geht’s: Stadtrivale Union ist kein Traditionsverein, Manchester City auch nicht. Doch dann kommt der Speyerer von der Reservebank. „Für Berlin spielt ein gebürtiger Speyerer“, sagt er. Jäh stoppt der Redeschwall des Gegenübers. „Sebastian Langkamp“, spielt der Domstädter die Steilvorlage zum nächsten Redeschwall: „Das ist ein guter Verteidiger. Aber jetzt ist er verletzt ...“

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