Speyer freistoss:

Der Speyerer ist leidenschaftlicher Sammler von Fußballschals. Was ihm noch in seiner Sammlung fehlt, ist der Stoff des früheren Süd-Zweitligisten KSV Baunatal. Schon in der vergangenen Saison scheiterte der Versuch, über eine vor Ort weilende Kontaktperson an das begehrte Stück zu gelangen. Denn einfach übers Internet bestellen, zählt nicht. Es zählt wie im wirklichen Fußballleben das Live-Erlebnis vor Ort. Dem Mann kann geholfen werden. Denn vor kurzem ergab sich die nächste Gelegenheit, brachen doch erneut zwei Speyerer gen Baunatal im Nordhessischen kurz vor Kassel gelegen auf, um das Regionalligaspiel der zweiten Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern beim KSV zu verfolgen, sei es nun aus beruflichen oder privaten Gründen. Also bricht der eine Teil des Duos zum vereinbarten Schlachtenbummler-Treffpunkt mit dem anderen Teil des Duos in Kaiserslautern auf. Auf dem Weg zum Speyerer Bahnhof überholt ihn noch ein Kollege auf dem Fahrrad, der sich wundert, dass jemand freitags frei haben kann, dann aber seine Tour zu einem Sportgeschäft im Norden der Stadt fortsetzt. Währenddessen wundert sich der Bahn-Kunde, dass ein Ticket in die Barbarossastadt nur unwesentlich mehr kostet als ein selbiges ins doch viel näher gelegene Mannheim. Das Treffen an einem Verkehrskreisel in Lautern kommt zustande. Die Tour beginnt und stockt bald darauf im Stau. „Gemeinsam in Bewegung“, steht auf einem Lastkraftwagen – sehr witzig. Vorbei geht’s an Lich, den Speyerer Basketballern von TSV und BIS seit vielen Jahren aus den Vergleichen mit dem einheimischen TV, heute Basketbären genannt, bekannt. An einem Kreisel in Baunatal hat sich die Verkehrssituation im Vergleich zum Vorjahr entspannt, weiß die baunatalerfahrene Reisende. Noch eine Stunde vor dem Anpfiff herrscht im Parkstadion gähnende Leere. Die Zugänge sind verschlossen, ganz zu schweigen von einem Stand, einer Geschäftsstelle oder einem Vereinsheim, das einen Schal anbietet. Unverrichteter Schaldinge, aber wenigstens mit einem FCK-Sieg und einer dicken Stadionzeitschrift als Trost im Gepäck, tritt das Duo die nächtliche Rückkehr an, durchquert etwas unfreiwillig das Schwalmtal. Dort hielten sich just an diesem Wochenende auch Speyerer Grün-Gold-Tänzer zu einem Turnier auf. Doch während Michael Birkelbach und Nicole Rauhfuß erfolgreich abschnitten, muss dem Speyerer Schalsammler weiter geholfen werden. Wieder tritt eine Speyerer Fußballschal-Jäger-Gemeinschaft eine Reise zu einem der Plätze der weiteren Umgebung an, auch um eines der begehrten Stücke zu erhaschen und nicht zuletzt, um einen Daheimgebliebenen mit selbigem zu bedienen, der beim jüngsten Versuch schon beim KSV Baunatal leer ausgegangen ist. Diesmal führt die Reise zum FC Nöttingen, für den der frühere Speyerer Bundesligaspieler Ralf Schmitt (Eintracht Frankfurt) einst die Stiefel schnürte. Grund genug, uns umzuschauen, ob es Schmitt damals schön dort hatte. Also drauf auf die Autobahn und bei Karlsruhe auf die A8 Richtung Stuttgart, erste Abfahrt Karlsbad nehmen, ein paar Hügel in idyllischer Landschaft rauf und runter, um ein paar Ecken, und wir sind schon fast da. An der Wegstrecke liegt Keltern. Ah, da ist also der Ort, dessen Basketballerinnen, die so genannten Grünen Sterne, seit Jahren gegen die Damen des TSV Towers Speyer-Schifferstadt spielen. Auch Korbjägerinnen aus Keltern gingen schon für Speyer auf Korbjagd. Das Stadion heißt Panoramastadion, weil’s auf dem Berg liegt. Auf und neben dem Rasen tummelt sich ein Who’s who der Bundesliga: Rainer Krieg und Michael Wittwer, ein Duo aus besten Tagen des Karlsruher SC, betreut die Nöttinger. Zum Stab der Lauterer gehören Assistenz-Coach Holger Grimm (Bayern München) und der langjährige Bundesligaspieler Marco Haber als Betreuer. Alexander Bugera läuft noch immer als Außenverteidiger auf. Im Vereinsheim hängen Fotos und Zeitungsausschnitte an den Wänden, hinter Glas und eingerahmt die Trikots berühmter Gegner wie Bayern München, Schalke 04, FSV Mainz, Hannover 96, VfL Wolfsburg und VfR Aalen, samt Eintrittskarten. Und endlich: ein Schild weist darauf hin, dass gerade eine Ladung neuer Fanschals eingetroffen ist. Der Speyerer fragt nach und wird enttäuscht: schon wieder ausverkauft. Lediglich den Freundschaftsschal mit Hannover 96, den gibt’s noch. Der Domstädter lehnt dankend ab. Und der in Speyer Zurückgebliebene bleibt oben ohne.

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