Speyer freistoss:

Für die Allgemeinwissenschaft und angrenzende Fächer mag es unerheblich sein, wie oft sich jemand das Betrachten von Fußball-Spielen antut – für Richard Martin nicht. Für den Speyerer ist der Gang „uff de Platz“ eine Gewohnheit, der er seit über 65 Jahren nachkommt und die ihn stets bei Laune hält, ganz gleich, ob ihn die Ballerei nun erfreut oder er sie eher durchleidet. „Egal, ob frieher uff’m Roßsprung oder jetzt im Sportpark“ – die Heimpartien der ehemaligen FV- und aktuellen FC-Kicker sind ein Teil des Martin’schen Lebens. Nur wenige Spiele habe er in den vielen Jahrzehnten versäumt, sagt der 92-Jährige und es klingt, als entschuldige er sich dafür. Längst ist Richard Martin der vermutlich älteste Dauerzuschauer des gesamten Speyerer Sportgeschehens. Der Judosportverein bedachte ihn allein deswegen vor Jahren mit der Ehrenmitgliedschaft. Das ist im Fall des FC Speyer insofern bemerkenswert, als der es bisher nicht tat – schade. Die 921 Clubmitglieder hätten gewiss nichts dagegen, und der Vorstand samt Schatzmeister könnten sicher sein, dass ihr treues Mitglied weiterhin „ab und zu e bissel was außer de Reih’ in die Vereinskass’ dut“. (wk) Der Tennisclub richtet sein alljährliches Jugendturnier aus. Organisatorin Alexandra Kaspar mit dem bayrischen oder doch österreichischen Zungenschlag hat alles im Griff, übernimmt die Ausschreibung, erstellt die Spielpläne, tippt die Ergebnisse ins Internet ein, reagiert schnell und zuverlässig auf Regenunterbrechungen, weiß auf alles eine Antwort und ist für die Presse stets erreichbar, ob bei Tageslicht oder Dunkelheit, per E-Mail oder live vor Ort, über Handy oder Festnetz. Die Dunkelheit ist über der Anlage des TCR hereingebrochen – Zeit, die Ergebnisse einzuholen. Also die Seite mybigpoint.de im Internet, die die aktuellen Resultate herausspuckt, anwählen. Rheinland-Pfalz als Verband und Pfalz als Bezirk eingeben, suchen anklicken. Diesmal erscheinen auf den ersten Versuch die entsprechenden Turniere und nicht wie meistens, wenn der User zu schnell sucht, eine Auswahl aus der ganzen Republik. Doch dann trat das nicht für möglich Gehaltene ein. Ein, zwei Endstände fehlten. Was tun? Um die Turnierchefin, Frau Kaspar, anzurufen, war es gegen 21.30 Uhr fast schon zu spät. Doch die Internet-Seite hält Infos zum Gastgeber bereit. Telefon 1 mit Rufnummer heißt es da. Das muss das Vereinsheim sein. 85 ... gewählt. „Oberländer“, meldet sich eine Stimme. Es ist schon spät am Abend, und wir verstehen „Bohlender“. Schließlich ist auch Hubert Bohlender ein wichtiger Mann im Verein und dazu berechtigt, Telefonate im Vereinsheim entgegenzunehmen. Und da wir per du sind, sagen wir: „Hallo Hubert.“ „Hier ist nicht Hubert, sondern Oberländer“, kommt es vom Vorsitzenden Richard Oberländer zurück. „Oh, Entschuldigung. Ich habe Bohlender verstanden.“ Zum Glück zeigt Herr Oberländer Verständnis und meint, im Clubheim sei nun sowie so niemand mehr anzutreffen. Es erfolgt der Griff zum guten alten Telefonbuch auf der Suche nach der Vereinsheim-Nummer: 8 wie so oft für Römerberg, 2 ... „Kaspar“, meldet sich eine Stimme: „Wir müssen ja noch da sein“, sagt sie. Das abschließende Spiel des Tages habe bis zum Anbruch der Dunkelheit gedauert. Frau Kaspar findet die Oberländer-Bohlender-Verwechslungsgeschichte lustig und will sie gleich weitererzählen. Und Vereinschef Oberländer kann sich sicher sein, eine funktionierende Mannschaft hinter sich zu haben. (mer)

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