Speyer freistoss:

Unser Mitarbeiter Hans Moster kümmert sich seit Jahrzehnten um die unteren Fußballklassen. Keine Anstoßzeit, kein Torschütze, keine Rote Karte entgeht ihm. Doch jetzt der Schock, am Tag der zweiten Runde im Rhein-Mittelhaardt-Cup feierte Hans Moster seinen 74. Geburtstag. Also griff die Redaktion selbst zu Telefonhörer, Papier und Kuli. Das sah dann so aus. Gegen 20.30 Uhr sollten die ersten Spiele beendet sein, also Anruf bei FV Dudenhofen II, dem höchstklassigen Vertreter. Martin Noel, Teil eins des Trainerduos, geht nicht ans Handy, Andre Gilbert, Teil zwei, auch nicht. Verlängerung? Vergessen einzuschalten? Versuchen wir es bei TSV Lingenfeld II, auch wichtig, weil im Derby gegen ASV Harthausen II. Spielleiter Christian Janiczek nimmt ab, weiß aber noch nicht alles: 1. gibt’s Elfmeterschießen, 2. weilt Janiczek nicht vor Ort, weil er lange arbeitete. Zum Glück gibt’s die Internet-Seite fußball.de mit meist aktuellen Ergebnissen und manchmal Spielberichten. ASV Speyer II 0:7 verloren, Dudenhofen 4:7 verloren, erscheint es. 4:7? War das Elfmeterschießen? Speyers stets zuverlässiger Coach Jiri Rysanek geht ans Handy, räumt die Schlappe ein. Anruf bei Übungsleiter Volker Winter von TuRa Otterstadt II – tote Hose. Die Nummer von Patrick Stahl, ASV Waldsee II, getippt: Mailbox. 6:0-Sieger René Greiner vom FV Berghausen II nimmt natürlich ab. Lingenfelds Janiczek löst sein Versprechen ein, ruft zurück, berichtet vom 4:5 nach Elfmeterschießen. Der Waldseer Endstand leuchtet im Internet auf: 2:3. Dudenhofens Gilbert meldet sich, korrigiert das Resultat auf fußball.de: „Die haben das falsch eingegeben, Wir haben 7:4 gewonnen.“ Warum Kollege Noel nicht dran ging? „Der duscht noch.“ Nächster Versuch bei Otterstadt – tote Hose. Das Netz meint, 1:7 unterlegen. Aber Waldsees Stahl ist nun erreichbar. Janiczek meldet sich einmal mehr, stellt das Ergebnis richtig: 6:7. RW Speyer hat eine Stunde später angefangen. Bei Wirtin Jutta Schuch erfahren wir, dass das Elfmeterschießen grad aus ist. Dafür ist der TuRa-Informant erreichbar, kurz darauf auch die Rot-Weißen. Um 21.52 Uhr ist alles im Block. Guten Morgen lieber Jean, wie Dich deine Freunde nennen und hm, wie Dein Kürzel heißt: Vielen Dank, dass Dir seit Jahrzehnten kein Trainerwechsel entgeht, keine Spielwertung am grünen Tisch, keine Auslosung. (mer) Das Wetter war gut, der Naturrasen ebenso und desgleichen die Stimmung der Zuschauer. Obendrein verbrachten der Schiedsrichter und sein Seitenduo eine verhältnismäßig angenehme Zeit an der Iggelheimer Straße in Dudenhofen. Dennoch stand die vom örtlichen Fußball-Verein in der Verlängerung mit 3:2 über VfR Kandel gewonnene Pokalpartie beinahe vor einem vorzeitigen Ende. „Des derf doch net wohr soi“, ereiferte sich Dudenhofens Sportlicher Leiter Gerd Fischer. „De Platzwart geht in Urlaub und nimmt de Schlissel mit! E Glick, dass ich aa äner hab.“ Diesen Schlüssel übergab der auch als Stadionsprecher und Musikbeschaller tätige Fischer einem Helfer. Der eilte von dannen – endlich wurde es über den Kickern samt ihrem Schiedsrichter und dessen Assistenten hell. Das Licht aus den zwölf Leuchten der vier Flutlichtmasten erstrahlte, und drei, vier Minuten nach der Pause blickten alle Beteiligten wieder voll durch. Vorher verhallten zwei Durchsagen („Bitte das Flutlicht einschalten“) ebenso erfolglos wie der Hinweis eines Linienrichters, selbiges umgehend zu veranlassen. Der als Schiedsrichter mit über 25 Jahren Praxis erfahrene Gerd Fischer: „In einem solchen Fall liegt es im Ermessen des Unparteiischen, ein Spiel vorzeitig zu beenden. Es hätte neu angesetzt werden müssen“. Aber „e Glick“, dass der FVD-Sportleiter einen Zweitschlüssel in der Tasche hatte. Ob dem urlaubenden Platzwart an diesem Abend die Ohren geklingelt haben? (wk)

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