Speyer „Feindschaften nicht im Sinne der Bürger“

Peter Goldschmidt beim Spaziergang mit seinem Hund Naomi: Der Bau des Bürgerhauses im Hintergrund war eines der Projekte, die in
Peter Goldschmidt beim Spaziergang mit seinem Hund Naomi: Der Bau des Bürgerhauses im Hintergrund war eines der Projekte, die in seiner Amtszeit als Ortsbürgermeister umgesetzt wurden.

«SCHWEGENHEIM.» Eigentlich wollte Peter Goldschmidt schon 2014 als Ortsbürgermeister aufhören. Seine Partei bat ihn damals aber, nochmals anzutreten – mit Erfolg. Dass 2019 definitiv Schluss ist, war für ihn klar: „Man wird nicht jünger. Und wie lange man gesund bleibt, weiß man auch nicht“, sagt der 71-Jährige. Die Reaktionen der Bürger? Einige hätten ihn gebeten, nochmals anzutreten. „Und die, die froh sind, dass ich aufhöre, sprechen einen nicht groß an.“ Seine aktuelle Gefühlslage? „Im Widerstreit!“ Einerseits sei er froh, dass er „bald ohne Kalender leben kann“. Aber: Alle Veranstaltungen, die noch anstünden, seien auch die jeweils letzten. Sein Resümee: „Ich habe es die ganzen Jahre gerne gemacht – auch wenn politisch nicht alles so gelaufen ist, wie ich mir die Zusammenarbeit im Rat vorstelle. Wenn ich abwäge, fällt es mir aber eher schwer.“ Gerne erinnert sich Goldschmidt an den mit Eltern und Kindern gemeinsam gestalteten Spielplatz am Hainbach, „an die ganzen Veranstaltungen im Ort“ und die Patenschaftstreffen mit der Bundeswehr zurück: „Ich hatte nie das Gefühl, nicht gerne gesehen zu sein“, sagt er. Als wichtige Projekte in seiner Amtszeit nennt er den Bau des Bürgerhauses und des Horts, die Erweiterung der Kindertagesstätte und die Erschließung von Baugebieten. Froh ist er über die gute Nahversorgung – darüber, dass es „nach harten Verhandlungen gelungen“ sei, Gelände für Betriebe im Breiten Pfuhl bereitzustellen. Bis Juni soll dort auch der geplante Drogeriemarkt der Kette dm errichtet sein. „Wir sind sehr gut versorgt. Und das hat auch Auftrieb für die Einzelhändler gegeben“, freut sich Goldschmidt. Apropos freuen: „Es hat mir immer Spaß gemacht, wenn ich Leuten helfen konnte – auch wenn es nicht immer leicht war“, betont er. Oft seien Bürger mit Anliegen zu ihm gekommen: „Ich habe dann immer versucht, mich in deren Lage zu versetzen.“ Dass es noch nicht gelungen sei, den Radweg Schwegenheim-Harthausen zu bauen, bedauert Goldschmidt. Das Vorhaben habe ihn seine gesamte Amtszeit begleitet, stehe nun aber bevor. Die Zusammenarbeit im Ortsgemeinderat sei von 1999 bis 2009 „ganz gut“ gewesen: „Wir haben uns auseinandergesetzt, aber anschließend miteinander ein Bier trinken können.“ Aber: „Seit 2009 geht das nicht mehr.“ Seitdem gebe es auch kein gemeinsames Weihnachtsessen mehr: „2009 bis 2019 waren schwierige Jahre“, gesteht Goldschmidt. „Man muss sich sachlich miteinander auseinandersetzen können, kann über alles gegensätzlich diskutieren, aber es sollte über der Gürtellinie und auf Augenhöhe sein. Persönliche Feindschaften sind nicht im Sinne der Bürger, nicht das, wofür ich angetreten bin“, stellt der Ortsbürgermeister klar. Und fügt an: „Das ist auch nicht mein Verständnis von Politik.“ Dennoch seien die Sitzungen, „bis auf zwei, drei, die ausgeartet sind“, größtenteils „ganz gut gelaufen“. Meist seien einstimmige Beschlüsse gefasst worden, weil es „zu über 90 Prozent um Sachentscheidungen gegangen“ sei, bei denen auch Vorgaben beachtet werden mussten. Dennoch hofft Goldschmidt, dass sich das Miteinander im Rat künftig bessert. Hoffnung macht ihm dabei, dass viele junge Bürger kandidieren – abhängig vom Wählerwillen, vielleicht eine neue Generation ins Gremium einziehe. Ob sich etwas ändere, hänge aber auch von der künftigen Ortsgemeindespitze ab. Dass er sich SPD-Kandidatin Anne Jäger als Nachfolgerin wünscht, ist klar. Weil aber drei Personen (neben Jäger auch Bodo Lutzke/FWG und Cornelia Wolff/parteilos) für das Ortsbürgermeisteramt kandidieren, geht Goldschmidt davon aus, dass es erst bei einer Stichwahl am 16. Juni zu einer Entscheidung kommt. Neues werde bis zu den Wahlen nicht mehr begonnen: „Jetzt geht es nur noch darum, Dinge zu erhalten.“ Beispiel: Im Bürgerhaus seien Elektroarbeiten notwendig. Bis 16. August bleibt Goldschmidt im Amt. Wenn es die Fraktion wünsche, sei er gerne bereit, auch künftig Ratschläge zu erteilen: „Ich biete es an, dränge mich aber nicht auf.“ Das Umschalten auf den künftigen Nicht-Bürgermeister-Modus werde wohl nicht ganz so schnell gehen: „Ich werde sicher manchmal aufwachen und in den Kalender gucken, was ich zu tun habe“, glaubt Goldschmidt. Was er künftig tun werde, weiß er aber schon genau: mehr Zeit seiner Familie widmen, Krimis lesen, von seiner Terrasse Richtung Haardt blicken und öfter nach Spanien reisen.

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