Speyer Fast schon ein Meisterstück

Knittelsheim. Er ist der beste Nachwuchssteinmetz Deutschlands: Der Knittelsheimer Marius Hoffmann hat den Bundeswettbewerb in Mainz gewonnen. Bundespräsident Joachim Gauck wird ihm deshalb bei der Bundessiegerehrung am Samstag im Mannheimer Rosengarten eine Urkunde überreichen.

Dass der 23-Jährige, der seit eineinhalb Jahren in Bellheim wohnt, handwerklich begabt ist, zeigte sich schon in seiner Kindheit und setzte sich in der Jugendzeit fort: Werken war sein Lieblingsfach. Neben Latein und Chemie belegte er am Eduard-Spranger-Gymnasium in Landau den Leistungskurs Kunst. Einen anderen Beruf als Steinmetz gab es für ihn nicht. Denn: Er wollte in die Fußstapfen seines Vaters Stephan treten, der in Knittelsheim einen Steinmetzbetrieb führt. Hoffmann weiß, dass sich ein Steinmetz nicht nur um Grabsteine kümmert, sondern auch Figuren, Skulpturen und Treppen herstellt und restauriert – der Beruf also kreativ ist. Seine dreijährige Ausbildung im Natursteinwerk Holz im badischen Eppingen-Mühlbach schloss Hoffmann Ende Juli erfolgreich ab – mit 98,91 von 100 möglichen Punkten. Die Punktzahl wurde aber auf 98 Punkte abgerundet. So sieht es die Prüfungsordnung der Handwerkskammer Freiburg vor: „Bei jeder anderen Kammer hätte ich 99 Punkte erhalten.“ Dennoch: Er war damit Prüfungsbester aller Junghandwerker der Kreishandwerkerschaft Heilbronn-Öhringen. Die Punktzahl ergibt sich aus der Theorienote, dem Gesellenstück und einer Arbeitsprobe. Für das Gesellenstück hatte der junge Mann zwar 52 Stunden Zeit, war aber nach 49 Stunden bereits fertig – ein „Maßwerkmittelstück aus Heilbronner Sandstein“. Ein solches findet sich in Fenstern meist gotischer Kirchen. Es ist ein „Knotenpunkt, an dem die Verglasung zusammenläuft“. Mit der Arbeitsprobe, für die sechs Stunden anberaumt sind, sollte überprüft werden, ob der Lehrling das Gesellenstück auch tatsächlich selbst angefertigt hat. Der 23-Jährige qualifizierte sich für die Kammerebene und wurde im September Sieger der Handwerkskammer Heilbronn-Franken. Im Oktober wurde Hoffmann dann Landessieger Baden-Württemberg und qualifizierte sich somit für den Bundeswettbewerb im November in Mainz. Die Besonderheit: Nicht alle Bundesländer stellen Landessieger, weil diese, um sich zu qualifizieren, mindestens 89 Punkte erreichen müssen. Hoffmann traf auf weitere vier Steinmetz- und vier Bildhauer-Landessieger. Die Regeln auf Bundesebene: Das Gesellenstück geht mit zehn Prozent in die Bewertung ein. Entscheidend ist aber die Arbeitsprobe, die in sechseinhalb Stunden zu absolvieren ist. Die einheitliche Aufgabe: aus einem Steinblock ein nicht verglastes Maßwerk, ein Zierelement, zu fertigen. Der Junghandwerker muss dabei verschiedene Fähigkeiten unter Beweis stellen, zeigen, ob er geforderte Techniken beherrscht. Die Aufgabe ist also „extra kompliziert“ und hat „einen künstlichen Schwierigkeitsgrad“. Hoffmann räumt ein „sehr nervös“ nach Mainz gefahren zu sein: „Man steht unter großem Leistungsdruck, und hofft, in diesem Moment auch die Leistung abrufen zu können.“ Die Aufgabe kam dem 23-Jährigen entgegen: „Die war sehr gut für mich, weil sie meinem Gesellenstück recht ähnlich war.“ Die Nervosität schwand. „Nach fünfeinhalb Stunden habe ich abgegeben. Ich war der Erste.“ Nachdem er seinen fachmännischen Blick über die Werke der anderen schweifen lassen hatte, räumte er sich „zumindest gute Chancen“ ein. 45 Minuten später kürte ihn die fünfköpfige Prüfungskommission mit 98,3 von 100 möglichen Punkten zum Sieger. „Ich war natürlich total erleichtert und habe mich sehr gefreut“, erinnert er sich. Seit September besucht Hoffmann, der in seiner Freizeit Fußball und Tischtennis spielt, die Meisterschule für Handwerker in Kaiserslautern. Sein Ziel: Steinmetz- und Steinbildhauermeister zu werden. Und: in den Familienbetrieb einzusteigen. (nti)

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