Speyer Ein Loblied auf die weiße Stange

Die „Halbzeit-Spargelzeit“ ist gestern in Dudenhofen über die Bühne gegangen. Für den Spargelanstich hatte sich die Pfalz-Touristik das Großdorf Haßloch ausgesucht. Aber was soll’s: der zarteste, beste, bekömmlichste Asparagus wächst sowieso im Dudenhofener Sandboden.

Für Janina Huhn, die Pfälzische Weinkönigin aus Bad Dürkheim, die gestern mit den Ruderweltmeister-Zwillingen Jochen und Martin Kühner aus Römerberg Ehrengast der Halbzeit-Spargelzeit war, sind Spargel und Wein „der perfekte Schulterschluss“. Der Anbau der Trauben und der Anbau des edlen Gemüses sei sehr aufwendig. Janina Huhn: „Hut ab vor der Bückleistung der Spargelbauern.“ Winzer würden sich da mit den Vollerntern etwas leichter tun. Dennoch gab sie dem Wein zwölf, auf der lukullischen Richterskala dem Spargel elfdreiviertel Punkte. Ihr Tipp: „Zu leichteren Spargelgerichten einen Weißburgunder oder Silvaner, zu schwereren mit hellen Soßen Chardonnay oder Grauburgunder.“ Jochen und Martin Kühner waren 2009 Weltmeister im Leichtgewicht-Vierer ohne Steuermann, 2010 im Achter, 2012 Teilnehmer der Olympischen Spiele. Jochen schätzt den Spargel als gesundes, kalorienarmes Gemüse. Mit ein Grund, dass die Brüder ihr „Leichtgewicht“ durch die Aktiven-Zeit halten konnten. Heute sind sie Kommissare bei der saarländischen Polizei. Zum Aufwiegen nahmen sie die Weinkönigin auf dem Arm mit auf die Waage. Ortsbürgermeister Peter Eberhard (CDU) zum Modus: „Die Zahl wird mit dem aktuellen Euro-Preis für die erste Sorte Spargel verrechnet.“ Was als Summe rauskam, verteilte Martin zur Hälfte an die Lebenshilfe und das Kinderhospiz. Eberhard, Bürgermeister „einer kleinen Spargelmetropole von 100 Hektar“, ist „stolz auf das Produkt“. Machten die weißen Stangen die Verbandsgemeinde – noch ohne Römerberg – doch lebens- und liebenswert. Auch sonst habe Dudenhofen einiges zu bieten: „Eine vielfältige, herrliche Natur- und Kulturlandschaft, gute Infrastruktur, Bürger die sich einbringen und gerne feiern.“ Mithin „ein Paradiesgarten“, in dem die Römer bereits vor 2000 Jahren Spargel anbauten. Der in seiner „wilden Form“ selbst im Wald gedeihe. Allerdings etwas weiter weg, beispielsweise in Andalusien. Was gibt’s noch werbewirksames über „das weiße Gold“ zu sagen? Dass sein Genuss, in welcher Form auch immer, „manches nach sich ziehe“, Glückshormone aktiviere, zu Höhenflügen inspiriere, die Liebesfähigkeit fördere. Ab welcher Menge behielt der Bürgermeister für sich. Ein Kilogramm Asparagus entspreche lediglich 250 Kalorien. Wer es zurzeit ohne allzu stopfende Beilagen öfters esse, lebe gesund, reduziere nebenbei sein Gewicht. Eberhards Selbstversuch: „Seit der Spargelzeit habe ich fünf Kilo abgenommen.“ Trotz eines stets guten Tropfens zur Leibspeise. Zum Thema Spargel war für die einheimischen Anbauer danach alles gesagt. Von Roni Zürker nur noch die Anmerkung: „In Dudenhofen und Hanhofen bekommen sie ihn preiswert und in bester Qualität.“ Zur Begrüßung jeder Menge Gäste auf dem Martinshof besangen und betanzten die Mädchen und Buben der Kindertagesstätte St. Kunigunde das Edelgemüse. Damit Huhn, die Kühners und Florian Lickteig, deutscher Spitzenläufer im Hürdensprint, den „Anstich“ nicht lange suchen mussten, sich bei dem saukalten Wind gestern morgen überhaupt einige Köpfe aus dem Boden trauten, hatte Spargelbauer Theo Beck auf einem Feld ein paar Sprossen vom Vortag stehen lassen. Außerdem waren sie zugedeckt. Da hatten Lars und Patricia Hoffmann vom Restaurant „Lavendel“ (Goldenes Lamm in Dudenhofen) schon längst volle Körbe, waren dabei, den Spargel in der Chorscheune des MGV Harthausen für die Gäste als Suppe, Salat, Risotto, Mus, aufgespießt vorzubereiten. Sonja Merkel vom Weingut Merkel in Kleinniedesheim hatte dazu Rivaner und Syrah Blanc de Noir – „mit 50 Hektar ist der Syrah in der Pfalz ein Exot“ – kalt gestellt. Fabian und Oliver Schreiber begleiteten das Menü musikalisch. (län)

x