Speyer „Eigenständiges, eigenverantwortliches Leben“

Wichern-Werkstatt: Leiter Holger Paul (links) in Speyerer Filiale.
Wichern-Werkstatt: Leiter Holger Paul (links) in Speyerer Filiale.

50 Jahre Evangelische Heimstiftung der Pfalz – das wird am Freitag, 26. Oktober, rund um die Gedächtniskirche gefeiert. Beginn ist mit einem Gottesdienst um 11.30 Uhr, danach folgt ein Festakt (12.30 Uhr) und ein „Heimstiftungsmarkt“. Die Verwaltungszentrale des rund 1050 Mitarbeiter zählenden diakonischen Trägers ist in Speyer – im St.-Klara-Kloster-Weg 7. Die 14 Einrichtungen sitzen in anderen Orten. Eine davon, die Wichern-Werkstätten, hat jedoch zwei Zweigstellen in Speyer.

Das Wort „Diakonie“ kommt von „dienen“, und in diakonischen Trägern sind die sozialen Aktivitäten der protestantischen Kirche zusammengefasst. In der pfälzischen Landeskirche gehören die Diakonissen dazu, der Landesverein für Innere Mission oder auch das Diakonische Werk. Mit Letztgenanntem ist die Geburtsstunde der Heimstiftung verbunden: Im November 1967 fasste die Landessynode den Beschluss, die sozialen Aktivitäten in der Diakonie als Spitzenverband zu bündeln, aber dieser sollte nicht zugleich mit der Trägerschaft von Heimen belastet sein. Es wurde parallel eine Stiftung gegründet. Das Diakonische Werk wie die Heimstiftung nahmen 1968 ihre Arbeit auf. Es gehe stets darum, Menschen zu einem „eigenständigen, eigenverantwortlichen Leben zu befähigen“ – so umreißt Manfred Sutter, der als Oberkirchenrat den Stiftungsrat führt, die wesentliche Aufgabe. Von Anfang an ging es um Kinder-, Jugend- sowie Suchtkrankenhilfe. In den 1970er Jahren kam die Integration behinderter Menschen hinzu, von 1988 bis 2005 waren Aus- und Übersiedler ein weiterer Schwerpunkt. Um sechs Einrichtungen mit 324 Betreuungsplätzen ging es laut Heimstiftung im Gründungsjahr. 50 Jahre später steuert der Träger 14 Einrichtungen mit rund 1400 Plätzen an etwa 70 Standorten in der Pfalz und in Rheinhessen. „Die Stiftung ist stetig angewachsen und hat sich wirtschaftlich weiter gefestigt“, sagt Joachim Scheib, Geschäftsführer seit 2012. Den Jahresumsatz beziffert er auf 61 Millionen Euro, das Bilanzvolumen liege bei 92 Millionen. Der Blick auf die Finanzen ist unerlässlich, wenn man Hilfen leistet und auf staatliche Erstattungen angewiesen ist. Das hat die Heimstiftung immer wieder erfahren. Auch damit hat es zu tun, dass ihre Dienstleistungspalette immer wieder geändert worden ist. 1998 gab es finanzielle Nöte, die die Verantwortlichen auf „Sparbeschlüsse von Bundesregierung und Versicherungsträgern“ zurückführen. Mitarbeiter mussten Einschnitte hinnehmen. Im Jahr darauf schloss nach 38 Jahren die Fachklinik Hermersbergerhof für alkoholkranke Männer wegen Unterbelegung. Deutlich gewachsen sind mit dem Bedarf an Arbeitsplätzen für Behinderte die Wichern-Werkstätten. In deren Speyerer Zweigstelle soll im kommenden Jahr ebenso der Umbau abgeschlossen sein wie in der Geschäftsstelle. Termin Am Freitag beginnt nach dem Gottesdienst in der Gedächtniskirche ein Festakt mit Landessozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Danach geht es in die Zelte vor der Kirche. Dort präsentieren sich bis 16 Uhr die Einrichtungen der Heimstiftungen allen Interessierten.

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