Speyer Drei Helden schwitzen auf dem Weg nach Berlin

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Sportgeist ist gefragt, wenn sich drei Sozialdemokraten um die Bundestagskandidatur für den Wahlkreis Neustadt-Speyer bewerben. Die Voraussetzungen dafür waren am Donnerstagabend im Heim des Athletenvereins gegeben. Rund 80 Besucher drängten sich um Johannes Seither (34), Isabel Mackensen (29) und Paul Barbig (21). Das politische Schaulaufen dauerte so lange wie ein Fußballspiel – Halbzeitpause inklusive. Als Schiedsrichter war SPD-Unterbezirksvorsitzender Martin Wegner aus Ludwigshafen gut beschäftigt. Unterstützt von Christoph Glogger (Neustadt-Bad Dürkheim) hatte der Funktionär die Moderation des zweiten von vier Bewerber-Testspielen in die Hand genommen. „Drei Helden“ stellte Wegner den Genossen vor. Einer von ihnen soll den Christdemokraten im kommenden Jahr den Pokal abnehmen. „Gemeinsam schaffen wir das Direktmandat“, erklärte Lokalmatador Seither kämpferisch. Und meinte nicht seine Mitbewerber. Denn für Seither war es ein Heimspiel. Er will unbedingt nach Berlin. Sozialdemokratische Werte verteidigen. Soziale Gerechtigkeit einfordern. Zurück zu den Wurzeln seiner Arbeiter-Partei. Im schweißgetränkten Karo-Hemd beschwor der „Herzblut“-Lehrer am Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasium sein Verständnis von Chancengleichheit, Teilhabe, Solidarität und den Einsatz für alle, die ehrlich arbeiten. „Das kommt nie aus der Mode.“ Das alles und auch, dass er berufserfahren genug und genau im richtigen Alter für den Einzug in den Bundestag sei, erklärte Seither in freier Rede. Und die Genossen dankten es ihm mit frenetischem Beifall. Darin fühlte sich auch Mitbewerber Barbig zu Hause. Ihm scheint das Politiker-Gen in die Wiege gelegt worden zu sein. In dunklem Jackett, astreinem Hochdeutsch und unverblümtem Selbstbewusstsein warf der Grünstadter seine Jugend, seine politischen Erfolge und seine Bundestags-Visionen in den Ring. Er könne junge Wähler und alte Hasen überzeugen, war er sicher. Seine Zuhörer zweifelten kaum daran. Denn Barbig brachte alles mit, was dazugehört. Souveränität, Entschlossenheit, Schlagfertigkeit. Ganz im Stil eines alten Hasen bewegte sich der Grünstadter im Frage-und-Antwort-Spiel um politische Inhalte und Positionen. Die Genossen könnten sich darauf verlassen, dass er sein BWL-Studium bis zur Bundestagswahl beendet habe, wischte er eventuelle Minuspunkte vom Tisch. Ungeduld sei seine größte Schwäche, räumte Barbig ein und betonte den in seinen Augen größten Vorteil: „Ich bin zehn Jahre jünger als meine Mitbewerber.“ Der Jüngste der Runde wagte sich mit der Absicht, sich für Mindestlohn-Erhöhung und radikale Rentenreform einzusetzen, am weitesten vor. Wechselstimmung will er erzeugen und den CDU-Kandidaten Johannes Steiniger (29) rechts hinter sich lassen. Nachzulesen sei das alles auf www.paul-nach-berlin.de, seiner gerade eingerichteten Internetseite. Mackensen verlegte sich auf Kritik am CDU-Kandidaten und an den Medien. Die Niederkirchener Mitarbeiterin der Neustadter Geschäftsstelle der SPD Pfalz hielt sich eng an ihre Aufzeichnungen. Die gerieten immer wieder durcheinander und brachten die Politikwissenschaftlerin aus dem Konzept. Sie betonte ihre Erfahrung im Politik-Zirkus, wies auf ihr Herz hin, dass „auf dem rechten linken Fleck“ schlage und auf 120-prozentigen Einsatz für die SPD. Sie wird es dennoch schwer haben, eine Runde weiter zu kommen. Auch wenn sie fest daran glaubt, dass der Wahlkreis der CDU „nicht von Gott gegeben“ ist. Am Donnerstag beim AV 03 hatte Mackensen die schlechteste Ausgangsposition für einen Etappensieg.

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