Speyer Doch kein Kunstrasenplatz

Wird nun doch nicht zum Kunstrasenplatz umgebaut: der Trainingsplatz des FV Heiligenstein.
Wird nun doch nicht zum Kunstrasenplatz umgebaut: der Trainingsplatz des FV Heiligenstein.

Die Pläne, in Römerberg einen Kunstrasenplatz zur Nutzung für alle Fußballvereine anzulegen, werden überraschend ad acta gelegt. Dafür sprach sich der Ortsgemeinderat Römerberg in seiner Sitzung am Dienstagabend aus. Am Plan für eine neue Trainingshalle wird festgehalten. Er soll aber erst weiterverfolgt werden, wenn klar ist, ob auch eine neue Kindertagesstätte auf das Gelände neben der Grundschule Berghausen gebaut werden darf.

Im vergangenen Jahr waren Ortsbürgermeister, Fraktionsvorsitzende und Vereinsvertreter in einer gemeinsamen Sitzung übereingekommen, dass die vorhandenen Sportstätten in Römerberg nicht ausreichen. Neben einer Trainingshalle für die Hallensportvereine sollte auch ein Kunstrasenplatz gebaut werden, den alle Römerberg Fußballvereine nutzen können. Vor rund einem Monat präsentierte das beauftragte Architekturbüro den Trainingsplatz des FV Heiligenstein als am besten geeigneten Standort (wir berichteten). Bei einem Ortstermin äußerten Bau- und Hauptausschuss zwar Bedenken wegen des zu befürchtenden Druckwassers, empfahlen dem Ortsgemeinderat aber, den Plan weiterzuverfolgen. Doch mittlerweile sind die Bauchschmerzen bei den politisch Verantwortlichen gewachsen und offenbar so groß geworden, dass der gesamte Plan eines Kunstrasenplatzes aufgegeben wird. „Wir sind nicht so glücklich aus der Sitzung des Hauptausschusses herausgegangen“, sagte CDU-Sprecher Mathias Müller am Dienstagabend in der Sitzung des Ortsgemeinderats. Seine Fraktion sehe angesichts der voraussichtlichen Kosten von rund einer Million Euro und der Finanzlage der Ortsgemeinde größeren Bedarf bei anderen Projekten. So müsse die Kommune eine neue Kita bauen (wir berichteten), und auch eine Übungshalle, die wahrscheinlich teurer wird als ursprünglich geplant, werde dringender gebraucht. Hinzu käme das Problem des Druckwassers am vorgesehenen Standort in Heiligenstein. „Der Architekt konnte uns nicht ganz überzeugen, dass der Platz keinen Schaden nimmt“, sagte Müller. Als weiteres Argument führte er an, dass durch den Umbau des bestehenden Rasen-Trainingsgeländes des FV Heiligenstein kein zusätzlicher Platz entstehe. Jürgen Schall (Grüne) ergänzte dazu, dass der bestehende Platz in einem sehr guten Zustand sei. Trotz dieser Argumente erkannte Müller „eine gewisse Ungleichbehandlung“ von Vereinen, die eine kommunale Halle nutzen können, und Vereinen, die einen Rasenplatz selbst pflegen müssen, an. „Es wäre gerecht, hier einen Ausgleich zu schaffen“, sagte Müller. Sein Vorschlag daher: „Wir sollten uns noch mal über die Zuschussrichtlinien unterhalten.“ Konkret: Es solle einen höheren jährlichen Zuschuss der Ortsgemeinde geben für Vereine, die Plätze unterhalten müssen. Aktuell erhalten die Fußballvereine 3500 Euro für die Rasenpflege, Vereine mit Tennishartplätzen 1750 Euro. Der Argumentation schlossen sich auch Grüne und SPD an. Matthias Hoffmann (Grüne) konnte sich vorstellen, langfristig einen anderen Standort auf einem Gelände in Gemeindebesitz als Trainingsplatz „sukzessive zu entwickeln“. Suche nach Sparpotenzial für Halle Festgehalten werden soll am Projekt neue Übungshalle. Allerdings haben die Ratsmitglieder auch hier Bedenken angesichts der zu erwartenden Kosten. Hatten die Verantwortlichen anfangs die Hoffnung gehegt, eine neue Halle zu einem ähnlichen Preis wie jene in Waldsee – 1,9 Millionen Euro – zu bekommen, war bei einem Ortstermin am geplanten Standort hinter der Grundschul-Turnhalle in Berghausen im September bereits von mehr als vier Millionen Euro die Rede. Dies war insbesondere den Grünen deutlich zu viel. Den Vorbehalten schloss sich in der Ratssitzung nun auch die CDU an: „Die geschätzten Kosten übersteigen bei Weitem die Vorstellung, die wir ursprünglich hatten“, sagte Mathias Müller. Der CDU-Sprecher stellte daher für seine Fraktion den Antrag zu prüfen, wie der Bau der Halle und der geplanten siebten Kita in Römerberg optimiert werden könnten. Müllers Vorschlag: Die neue Kita soll doch hinter die Grundschule und nicht ins Baugebiet W3. Diese Variante war aufgrund des begrenzten Platzes hinter der Schule zunächst verworfen worden. Müllers im Antrag formulierte Idee: Würde die Übungshalle um 90 Grad gegenüber der ursprünglichen Planung gedreht, bliebe noch genug Platz für ein Kleinspielfeld für die Grundschule und eine Fläche von rund 2000 Quadratmetern für eine Kita mit Außengelände. Letzteres sei vergleichbar mit dem in W3 vorgesehenen Gelände, das verkauft werden könnte, um so die Bauprojekte teilweise zu finanzieren. Rund um W3 seien außerdem bereits drei Kitas vorhanden, während es in Berghausen nur eine gebe. Einer kleineren Halle, die für Handballtraining, nicht aber für Punktspiele geeignet wäre, wie von den Grünen vorgeschlagen, erteilte Müller eine Absage: „Optimierungspotenzial sehe ich eher im sanitären Bereich.“ Es solle nach Einsparmöglichkeiten gesucht werden. Letzter Vorschlag im CDU-Antrag: Es soll geprüft werden, ob im Zuge der Bauarbeiten, der Brandschutz für die Grundschul-Sporthalle verbessert werden kann, sodass diese für Veranstaltungen genutzt werden könnte, um die Rhein-Pfalz-Halle zu entlasten. Jürgen Schall hält ein verkleinerte Halle weiterhin für eine Option. Damit könne ein Drittel der Kosten eingespart werden. Matthias Hoffmann brachte ins Spiel, nicht nur die Kita in Modulbauweise zu errichten, sondern auch zu prüfen, ob ähnliches für die Halle möglich sei. Zweifel an der energetischen Effizienz und der Lärmisolierung solcher Module äußerte Volker Hartmann (SPD). Der CDU-Antrag wurde letztlich einstimmig vom Ortsgemeinderat unterstützt. Die Planungen für die Halle sollen erst dann weiter vorangetrieben werden, wenn mit Kreis und Landesjugendamt geklärt ist, ob eine Kita auf dem Gelände genehmigungsfähig und baurechtlich möglich ist.

CDU-Vorschlag: neue Trainingshalle (blau), Kleinspielfeld für die Grundschule (grün) und Gelände für neue Kita (orange).
CDU-Vorschlag: neue Trainingshalle (blau), Kleinspielfeld für die Grundschule (grün) und Gelände für neue Kita (orange).
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