Speyer Die Magie(r)

Sie sind einfach unwiderstehlich sympathisch, die vier Männer in Kilts: Rapalje. Die vom Mittelalterlichen Phantasiespektakulum bekannten Spielleute aus Holland verwandelten die gut gefüllte Halle 101 in Speyer am Freitagabend in eine schottische Taverne. Oder ein irisches Pub. Oder ein Schlachtfeld in den Highlands. Oder eine mittelalterliche Burg.

Für einige war die Celtic Folk Night beim Rockmusikerverein eine gute Gelegenheit, mal wieder die Gewandung aus dem Schrank zu holen. Doch längst nicht nur die Mittelalterszene hatte sich versammelt. Die Zuschauerkulisse reichte vom Rocker bis zum Rockabilly, vom Gothic bis zum Santiano-Anhänger, vom Abiturienten bis zum Rentner. Und mit dem ersten Flötenton begann das lustige Treiben: Zu mitreißenden Jigs und Reels bewegten sich Hände und Füße wie von der Zauberhand eines Magiers gelenkt ganz von selbst. Mitklatschen, mitsingen und mittanzen: Dagegen kann sich bei Rapalje keiner wehren. Von ihren Anfängen in der Straßenmusik haben die Vier sich die Spontaneität, Spielfreude und völlig allürenfreie Nähe zu ihrem Publikum erhalten. Man könnte es auch so formulieren: Wenn William, Maceál, Dieb und der Halbschotte David auf der Bühne stehen, fühlt es sich vom ersten Flötenton bis zum letzten Dudelsackklang genauso familiär und heimelig an, als würde man gemeinsam mit Freunden bei Bier und Whisky ein bisschen Hausmusik machen. Songtitel werden da selbstredend keine angesagt. Auf die Frage nach der Setlist zeigt Maceál einen verkrumpelten Fresszettel, auf dem wild verstreut einzelne Stichwörter zu lesen sind. Wie die Lieder heißen, ist ja am Ende auch völlig egal. Auf die Stimmung kommt es an. Und die ist exzellent. Dafür sorgen neben Pyroeffekten nicht nur die teilweise in Dreiklang erschallenden Stimmen der markigen Kerls im Schottenkaro. Es sind auch die von den Multiinstrumentalisten gespielten traditionellen Instrumente wie Fiedel, Tin Whistle, Dudelsack, Bodhrán, Akkordeon und Mandoline. Und außerdem gibt es da noch den Teekistenbass und die Gitouki, eine Mischung aus irischer Bouzouki und Gitarre. Ein Instrument, das die Bandmitglieder übrigens selbst entwickelt haben. Und manchmal sind auch bekannte Lieder wie „Whisky In The Jar“ oder die holländisch gesungene Version von „Was sollen wir trinken“ dabei. Zu den Höhepunkten des Abends gehören auch immer wieder die von William inbrünstig gefühlvoll vorgetragenen Balladen. Seine tiefe kraftvolle Stimme malt dabei Bilder von grünen irischen Wiesen, dem schottischen Hochland und der Liebe zwischen hübschen Maiden und mutigen Kriegern. Der erste Auftritt von Rapalje in der Halle 101 im Dezember 2013 sei ein Experiment mit ungewissem Ausgang gewesen, blickte Maceál zurück. Doch nach dem großen Erfolg habe sich die Gruppe sehr gefreut, Speyer wiederzusehen. Als Dankeschön an den gastgebenden Rockmusikerverein wagten sich die Spielleute mit ihrer sehr speziellen Coverversion des Heavy-Metal-Songs „Heart Of Steel“ von Manowar auf unvertrautes Terrain. Es klang wie die Filmmusik zu einer mittelalterlichen Schlacht, als würden tapfere Recken gerade in den Krieg ziehen. Mit Kampfgeist, aber auch mit ein bisschen Furcht unterm Kilt. Die ganze Bandbreite der Gefühle sichtbar machen zu können, auch das gehört zur Magie von Rapalje. Wunderschön.

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