Speyer Der Traum vom Olympia-Ehepaar

SPEYER. Ob es klappt mit Olympia in Rio de Janeiro oder nicht: Julia Schwarzbach, wieder erblondete Hantel-Heldin des AV Speyer, will 2016 mit dem Gewichtheben aufhören – und zwar nicht nur mit internationalen Einsätzen, sondern generell, wie sie bei einer RHEINPFALZ-Nachfrage bestätigte.

Der Grund: „Im nächsten Jahr werde ich 27, und das ist für eine Frau in diesem Sport viel.“ Julia Schwarzbach und ihr Mann Tom – beide wohnen samt zwei Hunden in Leimen, dem Ort des Hauptstützpunktes des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber – streben aber erst noch an, im nächsten Jahr als weltweit erstes Ehepaar gemeinsam bei einem olympischen Gewichtheber-Turnier anzutreten. Die Möglichkeit dazu sei aber wegen der Quotenregelung nicht günstig. Die von Bundestrainer Oliver Caruso hoch gelobte Schwarzbach („Ihre Leistung motiviert für weitere Arbeit“) startet seit einem Jahr für Speyer und trug im Mai 2015 in Obrigheim mit 150 Kilopunkten (81 kg Reißen, 104 kg Stoßen = 185 kg Zweikampf) maßgeblich zu dessen zweitem deutschen Titelgewinn bei. Dass sie ihr Leistungsvermögen – bei der EM vor vier Monaten in Tiflis/Georgen glänzte die Mittzwanzigerin in der 53-kg-Klasse mit einer Silbermedaille im Zweikampf/186 kg und jeweils Bronze im Reißen/83 kg und Stoßen/103 kg – bei nationalen Wettkämpfen nicht für den AV beweist, sondern nach wie vor für den NSAC Görlitz, ärgert die Speyerer ein bisschen und auch das Land Rheinland-Pfalz. Das begründet seine finanzielle Sportförderung mit der Aussicht auf internationale Erfolge. Damit wartet Schwarzbach auf, sammelte sie doch viele deutsche Meisterschaften der Jugend, Junioren und Aktiven sowie seit 2008 bei EM und WM Medaillen verschiedener Gewichtsklassen. Chancen für weitere bestehen. Aber im Gegensatz zu ihrem Mann, der vom Chemnitzer AC mit Einzel- und Mannschaftsstartrecht an den Rhein stieß, bleibt sie dem Klub ihrer Geburtsstadt treu. „Dass ich den Verein wechsele, kann ich Görlitz und Sachsen nicht antun“, sagt sie. Denn Schwarzbach, die als elfjährige Turniertänzerin Julia Rhode beim heimischen Niederschlesischen Athletenclub (NSAC) im Görlitzer Ortsteil Rauschwalde zum Gewichtheben fand, nimmt in ihrer Heimat so etwas wie eine Vorbildfunktion ein. Und die will sie behalten. AV-Ehrenvorsitzender Friedel Hinderberger dazu: „Klar, wäre es uns lieber, wenn sie für uns antreten würde. Aber ich kann sie verstehen.“ Was ihre weiteren Einsätze für die Speyerer und ihre gerade überstandene Blinddarm-Operation betrifft, gibt sie sich vor der am 26. September mit dem Heimderby gegen AC Mutterstadt beginnenden Bundesliga-Runde zuversichtlich. Sie trainiere wieder voll. Das heißt, so ausgiebig, wie es sich mit ihrer Arbeit als Auszubildende zur Fachassistentin in einer Heidelberger Klinik vereinbaren lasse. Übrig geblieben sei nur die Hälfte des Pensums, das sie früher als Soldatin der Sportfördergruppe Bruchsal fast täglich in Leimen absolvierte.

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