Speyer Adventsklänge: Lieder auf Lyrik von Eichendorff mit Georg Poplutz

Im Oktober im Dom: Georg Poplutz als Solist in dem Friedensoratorium von Helge Burggrabe.
Im Oktober im Dom: Georg Poplutz als Solist in dem Friedensoratorium von Helge Burggrabe.

Georg Poplutz ist in Speyer kein Unbekannter. Er ist bei den Konzerten der Dommusik Stammgast. Er hat Lieder auf Lyrik von Eichendorff auf seiner neuen CD eingespielt.

„Markt und Straßen stehn verlassen, still erleuchtet jedes Haus ...“: Zumindest den Älteren ist dieses Weihnachtsgedicht wohl noch bekannt. Es gehört zu den populärsten und stimmungsvollsten Versen zum bevorstehenden Fest. Der Verfasser ist Joseph von Eichendorff, der berühmte Dichter der deutschen Romantik. Es gibt auch Vertonungen davon, zum Beispiel von Rolf Zuckowski. Na ja, von Schumann, Hugo Wolf oder Richard Strauss sind mir keine bekannt.

Andere Gedichte von Eichendorff aber wurden von großen Meistern in Musik gesetzt. Robert Schumann hat Eichendorff seinen Liederkreis op. 39 gewidmet, das Gegenstück zur Dichterliebe nach Heine. Die „Mondnacht“ aus op. 39 ist wohl eines der berühmtesten Kunstliedern überhaupt. Aber auch für Volkslieder „lieferte“ Eichendorff die Texte, für „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“ oder „In einem kühlen Grunde“. Die bekannten Melodien stammen hier von Friedrich Theodor Fröhlich und Friedrich Glück.

„Nur über uns die Linde rauscht“

Sowohl Schumanns Liederkreis als auch die beiden Volkslieder („Das zerbrochene Ringlein“ allerdings auch in einer Version von Friedrich Theodor Fröhlich) sind neben anderen Eichendorff-Vertonungen auf der neuen CD „Nur über uns die Linde rauscht“ zu hören, die der Tenor Georg Poplutz zusammen mit Rudolf Lutz am Klavier eingespielt hat. Erschienen ist sie bei dem Label Spektral als Koproduktion mit dem Deutschlandfunk, in dessen Kammermusiksaal die Aufnahme entstand.

Um es gleich zu sagen: Diese Lied-CD ist eine Sensation und steht für Liedkunst allerersten Ranges. Die Art und Weise, mit der Georg Poplutz die Textworte singend modelliert und ausdeutet und wie er dabei den Melodien folgt, ist überragend. Da gibt es in einem universellen Sinn keinen falschen Ton, wird vielmehr eine musikalische Poesie entfaltet, bei der der Text voll erfasst und zugleich auf eine höhere Ebene gestellt wird. Für jede Art der Komposition findet der Sänger eine eigene, passende Ausdrucksweise.

Große Fülle an Gestaltungsmittel

Die Bandbreite seiner Gestaltungsmittel reicht dabei von anrührender Schlichtheit in den Volksliedern bis zu einer kunstvollen und packenden Charakterisierung etwa im Zwielicht aus Schumanns op. 39. Neben Schumanns Liedern sind solche von Felix Mendelssohn, Hugo Wolf, Friedrich Kiel und Rudolf Lutz zu hören.

Ja, Rudolf Lutz, Georg Poplutz’ Partner am Klavier, hat eine ganze Reihe von Eichendorff-Liedern komponiert, zum Teil speziell für Poplutz.

Diese gehen sehr pointiert auf die Texte ein. Dass der Schweizer Musik sich mit Wort-Ton-Beziehungen auskennt, ist klar: Er ist der Leiter der Johann-Sebastian-Stiftung St. Gallen, gleich die Schweizer Antwort auf Bacharchiv und Bachakademie. Wie diese Aufnahme belegt, ist Rudolf Lutz auch ein aussagekräftiger Komponist und ein höchst einfühlsamer und differenziert agierender Liedbegleiter am Klavier.

„Star des Abends“

Sehr spannend ist auch der Vergleich verschiedener Vertonungen eines Textes bei dieser Einspielung.

Georg Poplutz ist in Speyer wahrlich kein Unbekannter. Er ist bei den Konzerten der Dommusik Stammgast und setzt hier immer wieder aufs Neue Zeichen. Bei Helge Burggrabe „Lux in tenebris“ im Oktober im Schlusskonzert der Dommusiktage war er – etwas salopp gesagt – der „Star des Abends“ bei seinem ersten Auftritt in diesem Stück.

Das Cover.
Das Cover.
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