Speyer Schwelbrand als Warnung

Das US-Depot Germersheim in einer Luftaufnahme vom Juni 2018: Das Gebäude 7983, in dem es zum Brand der Photovoltaik-Anlage kam,
Das US-Depot Germersheim in einer Luftaufnahme vom Juni 2018: Das Gebäude 7983, in dem es zum Brand der Photovoltaik-Anlage kam, ist das längliche helle Gebäude oben in der Mitte.

«Germersheim/Lingenfeld.»Es klingt harmlos: Schwelbrand im Wechselrichter einer Photovoltaikanlage auf dem Dach eines Bürogebäudes. So gemeldet am 9. Juli. Nach Ansicht von Vertretern der Bürgerinitiative „Kein Gefahrstofflager im US Depot Germersheim/Lingenfeld“ (BI) war es allerdings eine harmlose Situation, die zur Katastrophe hätte werden können. Ein Teil des betroffenen Gebäudes 7983 wird auch als Gefahrstofflager genutzt. „Nur durch massiven Einsatz der kommunalen Feuerwehren konnte noch rechtzeitig der Brand unter Kontrolle gebracht werden“, schreibt BI-Sprecher Dietmar Bytzek (Germersheim) in einer Stellungnahme. Die vorhandenen Brandabschottungen seien bei einem Feuer von oben wirkungslos. Der Wehrleiter der Verbandsgemeinde Lingenfeld, Steffen Andres, bestätigt den Einsatz an dem mehrfach genutzten Gebäude. „Das Gebäude ist in mehrere Brandabschnitte mit Brandschutzmauern unterteilt“, sagte Andres auf RHEINPFALZ-Nachfrage. Deshalb sei für den akuten Feuerwehreinsatz nur der Bürotrakt mit den Wechselrichtern relevant gewesen. Die Feuerwehr habe aber gewusst, dass im selben Gebäude auch Gefahrstoffe sind, so Andres. Er sei von US-Depot-Seite informiert worden, dass in einem Teil des Gebäudes als Gefahrstoffe klassifizierte Materialien kommissioniert und auf Paletten gepackt werden. „Das eigentliche Gefahrstofflager ist in einem anderen Gebäude ohne Photovoltaikanlage“, so der Feuerwehrchef. Falsch sei die in der Öffentlichkeit aufgetauchte Formulierung, der Brand habe eine „Vollalarmierung“ ausgelöst. Von der Germersheimer Feuerwehr sei nur der Hubrettungswagen (für mögliche Einsätze auf dem Dach) angefordert worden. Dass alle Feuerwehren der Verbandsgemeinde Lingenfeld ausrückten, nehme er auf seine Kappe, das sei zu viel des Guten gewesen. Andres: „Die Einsatzgemeinschaft Lingenfeld/Westheim und eine weitere Ortsfeuerwehr hätten gereicht.“ Auch damit wäre die Absicherung des Gebäudes gegen ein Übergreifen des Feuers über das Dach problemlos gewährleistet gewesen. Andres räumt aber auch ein, dass nicht von Anfang an ganz klar gewesen sei, was passiert. Erst vor Ort habe sich herausgestellt, dass es ein relativ einfacher Einsatz sei. BI-Mann Bytzek, der selbst in der Nachbarschaft des US Depots wohnt, ist ganz froh drum, dass nichts Ernsthafteres passiert ist. Er sieht den Vorfall aber als Beleg, dass es nicht um fiktive Gefahren gehe, wenn die Bürgerinitiative vor dem Gefahrstofflager warne. Gerald Seibel (Germersheim) aus dem BI-Vorstand hofft, „dass die Warnungen der BI nach dem Brand in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen werden“. Gestern hat Bytzek mit Unterstützung der Bürgerinitiative „Kein Gefahrstofflager im US-Depot Germersheim/Lingenfeld“ Widerspruch gegen die Genehmigung des Lagers im Gebäude 7915 des US Depots eingereicht und bei der Kreisverwaltung Antrag auf Stilllegung gestellt. In diesem Gebäude als Nebengebäude des genehmigten Gefahrstofflagers bis 1200 Tonnen (siehe „Zur Sache“) dürfen bis zu 70 Tonnen brennbare und sehr giftige Stoffe gelagert werden. Es soll auf 1900 Tonnen erweitert werden. Bytzek bemängelt, dass das Lager ohne Beteiligung der Öffentlichkeit und damit rechtswidrig genehmigt worden sei. Deshalb der Antrag auf Stilllegung. Bei allen Aktivitäten gegen den Betrieb des bestehenden Gefahrstofflagers und die beantragte Genehmigung der Erweiterung auf 1900 Tonnen, weisen Bytzek und die BI-Vertreter immer wieder darauf hin, dass es der Bürgerinitiative nicht um die Verhinderung des Projektes gehe: „Wir wollen, dass das Gefahrstofflager im US Depot nach denselben Sicherheitsstandards betrieben und kontrolliert wird wie ein ziviles Gefahrstofflager.“ Als Beispiel nennt Bytzek das Gefahrstofflager im Germersheimer Containerhafen. Das werde von der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd regelmäßig und unangemeldet kontrolliert und es gebe einen öffentlich einsehbaren Katastrophenschutzplan für den Fall der Fälle. Bytzek: „Genau das wollen wir auch für das Lager im US Depot.“

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