Speyer Meerjungfrauen und Zauberer

Cosplay-Workshop: von links Marie Walberg, Sebastian Hör, Martin Krause, Leonard Ebermann und Stefanie Hör mit ihren Kostümen.
Cosplay-Workshop: von links Marie Walberg, Sebastian Hör, Martin Krause, Leonard Ebermann und Stefanie Hör mit ihren Kostümen.

Was es mit dem japanischen Verkleidungstrend „Cosplay“ auf sich hat, müsste seit Samstag auch in Speyer kein Buch mit sieben Siegeln mehr sein. Doch die Einblicke über japanische Popkultur, die der Verein „Kopf hoch Japan“ zum Auftakt der Interkulturellen Woche in der Villa Ecarius geboten hat, sind nur auf einen kleinen Kreis Interessierter gestoßen.

Cosplay-Fans sind bunt und fröhlich – das zeigt Dozentin Stefanie Hör. Sie ist als „Arielle“ gekommen, die Meerjungfrau ist die Superheldin ihrer Kindheit. Ihr Ehemann Sebastian tritt als Protagonist aus dem legendären Videospiel „Super Mario“ auf. Die Hörs sind die einzigen, die sich zum Anlass kostümiert haben. Ein paar Cosplayer in Sweatshirts und Turnschuhen betrachten das Zubehör, das die Dozentin mitgebracht hat. Es gilt, am Ende ein Superheldenfoto mit nach Hause zu nehmen. Für Dimitra ist das keine Option. Sie näht konzentriert an einer in Japan produzierten Zeichentrickszene. „Anime ist das Wort dafür“, hilft sie Cosplay-Laien weiter. Immer wieder vergleicht sie ihre Fortschritte mit der Originalvorlage in ihrem Mobiltelefon. Das fertige Stück Stoff soll ihre Wohnungstür schmücken, erklärt Dimitra auf Englisch. Sie ist Brasilianerin, Freund Leonard hat sie in Japan kennengelernt. „Jetzt leben wir hier zusammen“, strahlt sie über ihrer winzigen Handarbeit. Leonard ist konsequenter Cosplayer. Sein nächstes Kostüm will er aus Messing, Glas und Leder gestalten, erzählt er. Marie fühlt sich magisch im Zaubermantel von Harry Potter. Sie schwärmt von Cosplay-Treffen in Ludwigshafen und auf der Frankfurter Buchmesse. „Die Atmosphäre ist so schön“, sagt sie. Das bestätigt die Dozentin sofort. Es gelte, Figuren aus Manga, Anime, Comic, Film oder Videospiel möglichst originalgetreu darzustellen, erzählt sie vom Anspruch der Trendsetter. „Dazu gehört Kostümierung und Verhalten.“ Vergleichbar sei die Cosplay- mit der Mittelalterszene, erklärt Hör. „Wir schlüpfen in unserer Freizeit einfach gerne in eine andere Haut.“ Dafür nähmen echte Fans manchmal mehrere Jahre Vorbereitung in Kauf. Je nach Anspruch an die Verkleidung könne das ziemlich teuer werden. Dimitra ist schon weit gekommen mit ihrem Türschmuck. „Das ist eine gute Übung für mein erstes großes Kostüm“, sagt sie. Freund Leonard diskutiert mit Sebastian Hör über das richtige Zubehör für das „Foto-Shooting“. Perücken, Zauberstäbe, Kragen und Waffen stehen zur Auswahl. Tomoko Moser, Vorsitzende von „Kopf hoch Japan“, erzählt von einer schon etwas älteren Schneiderin, die gleich nach Öffnung des Workshops in die Villa Ecarius gekommen sei. Cosplay habe sie nicht gekannt, sich aber schnell für den Trend begeistert. „Cosplay ist eben etwas für alle Generationen“, sagt Moser. Das sieht die Dozentin genauso. „Cosplay ist so wie durch eine Pforte eine andere Welt zu betreten“, beschreibt sie ihr Hobby. Sie nimmt Harry Potters Zauberstab in die Hand. „Vielleicht hilft er dabei, auch mehr Speyerer dafür zu begeistern“, sagt sie lachend.

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