Speyer Druckwasser in Speyer: Gegenmaßnahmen von Stadt gefordert

Gift für Gemüse, Rasen, Blumen und Bäume: etwa knöchelhohes Wasser im Sommer 2016 in einer Parzelle des Kleingartenreviers Kugel
Gift für Gemüse, Rasen, Blumen und Bäume: etwa knöchelhohes Wasser im Sommer 2016 in einer Parzelle des Kleingartenreviers Kugelfang.

Mehr als 900 Parzellen zählen die sieben Reviere des Kleingärtnervereins Speyer. Schon zweimal hieß es im Sommer wegen Druckwassers „Land unter“ in der zweitgrößten Anlage Kugelfang. Vereinsvorsitzender Klaus-Jürgen Magdolen fordert zügige Gegenmaßnahmen von der Stadt als Geländeeigentümer. Die Verwaltung verweist auf ein geplantes Abhilfe-Projekt.

Bei den jüngsten Hochwassern des Rheins Anfang und Ende Januar hatte Klaus-Jürgen Magdolen sich schon gesorgt, zahlreiche der circa 200 Parzellen im Kugelfang würden wieder vom Druckwasser aus dem Untergrund geflutet. Dass es doch nicht so schlimm kam – Anfang des Jahres stand nur in einigen Gärten stellenweise Wasser, zwei Wochen später stoppte es am Zaun der Anlage –, vermag den Chef von insgesamt fast 1000 Kleingärtnern nicht zu beruhigen. „Im Juni könnte es wieder dick kommen, so wie 2013 und 2016“, fürchtet er. Vor bald fünf Jahren hieß es in ungefähr 160 Parzellen der etwa acht Hektar (80.000 Quadratmeter) großen Anlage im Speyerer Süden „Land unter“, vor knapp zwei Jahren waren rund 60 Gärten betroffen, wie Magdolen erinnert. „Damals war praktisch die gesamte Ernte hinüber. Außerdem wurden Gartenhäuschen schwer beschädigt. Einige Pächter haben deshalb schon aufgegeben“, informiert er. Nicht ganz so stark betroffen gewesen sei das Revier Rheinhäuser Straße (6,5 Hektar), aber auch dort habe es Seenlandschaften in einigen Parzellen gegeben, teilt Magdolen mit. „Wir leisten einen Beitrag zu einem gesunden Stadtklima. Unsere Anlagen sind Grünflächen, die unsere Mitglieder pflegen. Müssten Mitarbeiter der Stadt alles in Schuss halten, würde das viel Geld kosten“, sieht der Vereinsvorsitzende die Stadt in der Pflicht, etwas gegen das Druckwasser-Problem im Kugelfang zu unternehmen. „Das Revier gibt es schon seit den 1930er Jahren, doch so viel Wasser in den Gärten gab es bis 2013 nie“, sagt er. Ein Gutachten im Auftrag der Stadt habe als Ursachen ergeben: Stilllegung zweier Flachbrunnen zur Trinkwassergewinnung, mehr Oberflächenwasser aus Römerberg und vernachlässigte Entwässerungsgräben. Barbara Fresenius, Sprecherin der Stadtverwaltung, verweist auf Anfrage auf die Erstellung besagten Gutachtens sowie den Beschluss des Bau- und Planungsausschusses vom Januar 2017, dass eine mobile Pumpe zur Entwässerung des Gebiets, in dem das Revier Kugelfang liegt, angeschafft werden soll. „Je nach Wirksamkeit der Pumpe müsste als zweite Stufe ein binnenseitiger Grabenausbau über circa 2,7 Kilometer umgesetzt werden. Da es sich um einen Zwei-Stufen-Plan handelt, muss das Gesamtpaket geplant und planungsrechtlich beantragt werden“, teilt sie mit. Da ein Plangenehmigungsverfahren für das Projekt nötig sei, habe zunächst ein detailliertes Angebot erarbeitet werden müssen, so Fresenius. Dieses liege seit Ende 2017 der Verwaltung zur internen Abstimmung sowie für Gespräche mit der Verbandsgemeinde (VG) Römerberg wegen Kostenteilung vor. Der Beginn der Umsetzung des Vorhabens soll zügig noch in diesem Jahr erfolgen, informiert sie. Allein die Pumpe an der Berghäuser Schließe könnte circa 500.000 Euro kosten, heißt es in den Planungsunterlagen. Fresenius erwähnt zudem eine Sofortmaßnahme zur Lageverbesserung im Revier Rheinhäuser Straße. Demnach wurde im jüngsten Spätsommer die Sohle des Fischergrabens gemäht. „Der gute Wasserabzug im Januar hat gezeigt, dass die Maßnahme erfolgreich war. Die Kleingartenanlage wurde nicht überschwemmt“, teilt sie mit. Grünflächenplaner Steffen Schwendy erklärt, dass dafür eine Sondergenehmigung der Oberen Naturschutzbehörde eingeholt wurde. „Wir nehmen die Sorgen der Kleingärtner ernst“, sagt er. Umweltdezernentin Stefanie Seiler habe sich 2016 selbst ein Bild vom Druckwasserproblem gemacht und besagte Maßnahme eingeleitet, wie sie sagt. Seit Kurzem ist Schwendy für die Grabenpflege zuständig. Der Erste VG-Beigeordnete Harald Flörchinger sagt, dass er möglichst bald mit der Stadt über das Thema sprechen wolle. Wegen des komplexen Verwaltungsverfahrens könne es fünf Jahre dauern, bis die Pumpe läuft, meint er. Schwendy hält das für realistisch.

Zugewuchert: Entwässerungsgraben in Speyers Süden. Auch dieses Bild entstand im vorvergangenen Sommer.
Zugewuchert: Entwässerungsgraben in Speyers Süden. Auch dieses Bild entstand im vorvergangenen Sommer.
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