Rhein-Pfalz Kreis Zwei Seiten des Wassers

Manches Gemüse gedeiht in gleichbleibender Qualität nur mithilfe einer zentralen Beregung, sagen die Landwirte.
Manches Gemüse gedeiht in gleichbleibender Qualität nur mithilfe einer zentralen Beregung, sagen die Landwirte.

Kritik gegenüber dem in Mutterstadt ansässigen Beregnungsverband spricht der Beindersheimer Bürgermeister Thomas Wey (CDU) schon bei seinem Neujahrsempfang aus. „Man lässt uns mit unseren Sorgen im Regen stehen“, sagt Wey. Im März zeigt sich auch der Gemeinderat von Bobenheim-Roxheim skeptisch und verlangt vor dem Bau der Hauptwasserleitung im nördlichen Rhein-Pfalz-Kreis ein Gutachten zu den Folgen fürs Grundwasser. Wenn die Bauern dieses nicht mehr aus den jetzigen Brunnen auf ihre Felder holen, dann steigt der Pegel noch weiter an und macht Keller in so mancher Ortsrandlage nass. Das ist die Befürchtung, auch in Teilen Großniedesheims. Die Dorfchefs und Gemeinderatsmitglieder wollen sich später mal nicht nachsagen lassen, dass sie nichts dagegen unternommen hätten. Nur: Die Informationen zu dem Projekt fließen spärlich. Der Beregnungsverband stellt sich gegenüber den Gemeinden weitgehend taub und stumm. Im August genehmigt die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd in Neustadt den Bau der fast fünf Kilometer langen Hauptleitung, der vom Land mit 5,8 Millionen Euro bezuschusst wird. Die Behörde, bei der auch die regionale Wasserwirtschaft angesiedelt ist, argumentiert so: Was sich nach dem Abschalten der Brunnen im Erdreich tue, sei die Rückkehr zum natürlichen Grundwasserstand in dem 720 Hektar großen Gebiet. In der Tat: Die Landwirte sind ja nicht zur Entnahme von Wasser verpflichtet. Demnach dürfe sich niemand beschweren, der sein Haus nicht wasserdicht gebaut habe. Die Dorfpolitiker geben sich damit nicht zufrieden, zumal ein Ingenieurbüro in seinem Gutachten zu dem Schluss kommt, dass der Pegel in den drei betreffenden Ortslagen um fünf, 15 und 20 Zentimeter steigen werde, wenn die landwirtschaftlichen Brunnen abgeschaltet sind. Sie verlangen mit Nachdruck eine Einwohnerversammlung, in welcher der Verband, die Fachleute und Behörden den besorgten Bürgern Rede und Antwort stehen sollen. Das passiert tatsächlich Ende November im Beindersheimer Sängerheim vor ziemlich großem Publikum, zu dem allerdings auch Landwirte gehören, die eine andere Sicht auf das Projekt haben: Eine gleichbleibende Qualität bei bestimmten Gemüsekulturen sei ohne den Einsatz von gezielter Beregnung zu genau definierten Zeiten nicht zu haben. Genau das aber forderten die Abnehmer der Feldfrüchte. Die drei kritischen Gemeinden haben gegen die Genehmigung der Hauptwasserleitung vor dem Verwaltungsgericht in Neustadt eine Klage eingereicht. Das Jahr 2018 wird zeigen, was daraus wird.

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