Rhein-Pfalz Kreis „Wir wollen vorn dabei sein“

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Die Verbandsgemeinde will ihren eigenen Weg gehen, unabhängig von der Kreisverwaltung Bad Dürkheim, die für die Breitbandversorgung aller Kommunen im Kreis die Federführung übernommen hat. „Wir sehen das als Plan B, falls es sich nach Abschluss der Kreis-Aktivitäten herausstellen sollte, dass die VG Grünstadt-Land nicht förderfähig ist“, formuliert es Bürgermeister Reinhold Niederhöfer im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Der erste Schritt: In der nächsten Sitzung soll der VG-Rat der Verwaltung einen konkreten Planungsauftrag „für die nächste Stufe der Breitbandversorgung“ geben. Rückblende: Ursprünglich wollte man diesen Schritt in die Zukunft gemeinsam mit den Verbandsgemeinden Hettenleidelheim, Göllheim und Monsheim gehen. „Wir haben alle den gleichen Ausbaustand, nachdem Inexio hier vor Jahren die Grundversorgung geschaffen hat“, sagt Niederhöfer. Doch in Mainz erhielten die vier Kommunen eine Absage: Nach EU-Richtlinien werden Untersuchungen, Planungen und der Ausbau der Breitbandversorgung nur gefördert, wenn die Landkreise vorangehen, wenn sogenannte Kreis-Cluster gebildet werden. Deshalb laufen die Befragung von Netzbetreibern, eine Machbarkeitsstudie und eine Markterkundung unter der Regie der Kreisverwaltung Bad Dürkheim. Ziel ist es, in allen Gebieten eine Versorgung mit einer Übertragungsrate von mindestens 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s), besser 50 Mbit/s, zu erreichen. Die Ergebnisse der vom Tüv Rheinland erstellten Studie werden vermutlich im Januar/Februar vorgestellt. In der nächsten Stufe sollen mehrere Kommunen jeweils eine Fördergemeinschaft bilden, damit die Netzbetreiber sich nicht die Rosinen herauspicken, sondern auch abgelegene Ortschaften mit einer akzeptablen Kapazität anschließen. Aber: Sollte sich herausstellen, dass 80 Prozent der Haushalte (einer Kommune) wenigstens mit 30 Mbit/s surfen können, wird es vermutlich keine Förderung geben. Die Verwaltung Grünstadt-Land sieht aus zwei Gründen Handlungsbedarf: Immer mehr Menschen nutzten die bestehenden Anschlüsse für immer mehr und umfangreichere Transaktionen, erläutern Bürgermeister Niederhöfer und Bauamtsleiter Erwin Fuchs. Der Effekt: Die Leistung sinkt. Vor allem am Abend dauerten Datenübertragungen sehr, sehr lange – falls der PC nicht gar komplett abschmiere. Der Grund: Die Kupferkabel seien überfordert – je länger die Leitung, desto schwächer das Signal. Auch wenn die Anbieter „bis zu 100 Mbit/s versprechen: Die Realität sieht anders aus“, sagt Niederhöfer mit Verweis auf Probleme, die zum Beispiel Obersülzen und Obrigheim mit Kabel Deutschland haben. Auch Lösungen per Funk (LTE) könnten letztlich nicht überzeugen. Die Zukunft gehöre dem Hochgeschwindigkeitsnetz mit Glasfaserkabeln, sind Niederhöfer und Fuchs überzeugt. Das Zauberwort sei FTTH (Fiber To The Home), also der Anschluss jedes Gebäudes, jeder einzelnen Wohnung an Glasfaserkabel. In Kleinkarlbach, Laumersheim und Kirchheim will der Landesbetrieb Mobilität die Ortsstraßen sanieren. In der Regel lassen dann die Gemeinden die Gehwege gleich mit erneuern. Deshalb sieht die Verwaltung einen gewissen Zeitdruck: Denn in die offenen Gräben könnten Leerrohre für Glasfaserkabel verlegt werden. Möglicherweise sei dieses Vorgehen sogar wirtschaftlicher als das Warten auf Zuschüsse, sagt Niederhöfer. Daher möchte die Verwaltung vom Verbandsgemeinderat den Auftrag erhalten, den Breitbandausbau zu planen. „Wir müssen das nicht tun“, stellt Niederhöfer mit Blick auf die Arbeit des Kreises klar. „Wir wollen aber den Anschluss nicht verlieren und deshalb nicht abwarten.“ Und wenn der Ausbau in Grünstadt-Land – bald VG Leiningerland – gefördert werden könne, dann sei eine weitgehend fertige Planung sicher kein Nachteil.

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