Frankenthaler Umland Walken, Tennis, Line Dance: Bei diesen Vereinen wird wieder Sport gemacht
In der Pandemie ist für die Sportarten – und damit auch die Sportvereine – vor allem eine Frage entscheidend: Welche Disziplin birgt welche Risiken für die Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus? Von dieser Frage lassen sich viele Vereine leiten bei der Entscheidung, welche Abteilungen zuerst geöffnet werden. Ein wichtiges Kriterium ist dabei , ob die Sportarten im Freien ausgeübt werden können. Für die Walker ist das kein Problem: Im MTSV Beindersheim drehen sie seit dem 13. Mai ihre Runden, berichtet der erste Vorsitzende Hartmut Stutzmann, „am Sportgelände wärmen sie sich auf und dann walken sie mit Sicherheitsabstand in die Natur“. Hallentraining könnte in Beindersheim wieder ab dem 27. Mai beginnen, so Stutzmann. Der Verein warte nur noch auf grünes Licht von der Verbandsgemeinde (VG) Lambsheim-Heßheim.
Schulkinder bleiben im gleichen Team
Bei Kontaktsportarten wie Volleyball und Indiaca hat Stutzmann dagegen noch keine Idee für ein Corona-sicheres Training. Dafür macht sich der MTSV stark, dass die jüngsten Fußballer möglichst bald wieder loslegen dürfen. Ein knappes Drittel der über 600 Mitglieder ist laut Stutzmann unter 18 Jahre alt. „Wir verschicken gerade eine Einverständniserklärung an die Eltern. Sie müssen bei der Einhaltung aller Regeln mit uns an einem Strang ziehen, sonst funktioniert es nicht“, so Stutzmann. Gekickt wird frühestens ab Montag in vier Kleingruppen im Freien. Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, sollen die Kinder einer Schulklasse in jeweils eine Gruppe.
Auch während der Schließzeit hatten die Kicker Kontakt zum Verein: Die Trainer hatten eine Challenge ins Leben gerufen, bei der die Kinder daheim witzige Ideen zum Kicken im Garten und Haus filmen sollten. „Unsere Betreuer sind da sehr kreativ, fast alle Kicker bis zwölf Jahre haben mitgemacht“, freut sich Stutzmann über die positiven Rückmeldungen.
Volleyball auf dem Tennisplatz
Im TuS Laumersheim hingegen wird die Sportjugend noch eine Weile auf ihre Übungsstunden warten müssen. „Erst müssen die Kitas und Schulen wieder im Regelbetrieb laufen“, sagt der erste Vorsitzende Arno Schuhmann. Solange das Bürgerhaus noch nicht freigegeben ist, ruhe auch der Breitensport für die Erwachsenen. Für Gymnastik im Freien hat Schuhmann zwar den Parkplatz am Bürgerhaus ins Auge gefasst, „aber der ist noch gesperrt“. Fast jeder zweite Laumersheimer ist nach seinen Angaben Mitglied im Verein und trotz der Corona-Krise dem TuS treu geblieben. Auf die Hilfe der Aktiven setzt der Vorstand, wenn weitere Lockerungen in Sicht sind: Dann soll ein Tennisplatz in einen Sandplatz für Volley- und Handball umgebaut werden.
Im ASV Heßheim schwingt man bereits fleißig unter freiem Himmel die Gliedmaßen: Am Montag eröffneten die Zumbatänzerinnen und eine Herrenriege mit Gymnastik die Sportsaison auf dem Fußballplatz. Am Dienstag folgte die Damengymnastik, am Mittwoch dann die Line-Dance-Gruppe. „Ob wir mit Fußball für die Jugend und die Bambini noch vor den Ferien loslegen, ist fraglich. Das Zeitfenster ist ja sehr klein“, sagt Thorsten Hick, erster Vorsitzender. Voraussetzung für jedes wieder aufgenommene Angebot sei, „dass die Abteilungsleiter und Trainer das auch wollen. Die Entscheidung überlassen wir ihnen“.
Vereinsaustritte wegen ausgefallener Kurse hat Hick nicht beobachtet. Sorgen bereitet dem Chef des mit knapp 600 Mitgliedern größten Vereins der Ortsgemeinde, dass in diesem Jahr ein fünfstelliger Betrag in der Vereinskasse fehlen wird. „Vor kurzem hätte das kulinarische Heßheim stattgefunden. Die Kerwe fällt aus und auch die Pachteinnahmen von zwei Monaten für Gaststätte und anliegender Wohnung.“ Der ASV wird daher bei der Landesregierung einen Antrag für Soforthilfe stellen.
Senioren sind zurückhaltend
Im SC Bobenheim-Roxheim wagen sich die Mitglieder im mittleren Alter als erste auf den Kunstrasenplatz. „Unsere Best Ager haben am Montag in vier Gymnastikgruppen den Anfang gemacht“, berichtet der erste Vorsitzende Christian Reber. Dieser Auftakt sei ein „sehr freudiges Ereignis“ gewesen, „die Leute wollen wieder was machen“. Zurückhaltung registriert Reber seitens der Senioren. Beim Nachwuchs wiederum ist der Vorstand zurückhaltend: „Da warten wir weitere Lockerungsmaßnahmen ab.“ Disziplinen mit viel Körperkontakt, etwa Paartanz, Aikido und Taekwondo sind vorerst nicht realisierbar.
„Wenn wir alle Angebote laufen lassen würden, hätten wir nicht genügend Platz“, verweist Reber zudem auf die Vorgaben zu reduzierten Gruppengrößen. Außerdem sei der Spielbetrieb auch von der Öffnung der Turnhallen von Pestalozzi- und Rheinschule sowie der Jahnhalle abhängig. Bei den Mannschaftssportarten geht es in der Altrheingemeinde ab Ende Mai wieder schrittweise los, wobei die Fußballer und Handballer keine Spielsituationen üben dürfen.
In finanzielle Turbulenzen kam der SC als einer der größten Sportvereine in Rheinland-Pfalz nicht: Laut Reber hat der Verein rund 1600 Mitglieder. Spürbar seien aber auch hier die Verluste in der Kasse. „Aber was uns am meisten fehlt, sind der Sport und die Gemeinschaft“, meint Reber.
Kurse in den Sommerferien
Die ersten Bälle flogen im TV 1864/04 Lambsheim bereits am 21. April auf den Tennisplätzen. Die erste Vereinsvorsitzende Ingeborg Krauß beobachtet, dass sich Spieler ab 70 Jahren noch nicht auf die Plätze wagen. Insgesamt sei die Resonanz „sehr verhalten“. Krauß vermutet, dass sich im Zuge weiterer Lockerungen auch die Nachfrage erhöht.
Gymnastik im Freien sei angedacht. „Im Gesundheitssport wird das schwierig, er findet auf Matten statt.“ Am einfachsten seien die Hygienemaßnahmen bei der Sitzgymnastik umzusetzen, „die Stühle lassen sich gut desinfizieren“. Ein finanzielles Standbein des über 1000 Köpfe zählenden größten Sportvereins von Lambsheim ist der Reha-Sport, den die Krankenkassen zahlen. Von deren Seite bekam der Vorstand laut Krauß bereits das Okay für die Wiederaufnahme. „Aber wir wollen uns noch mit den Ärzten abstimmen, wie wir diesen Sport umsetzen, schließlich handelt es sich hier um Risikogruppen.“ In den Sommerferien möchte der Verein einige Kurse wie Wirbelsäulengymnastik anbieten, die sonst pausiert hätten – als Ersatz für die ausgefallenen Kursstunden.