Rhein-Pfalz Kreis Vom Tabak bis zur Tiefkühlpizza

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„Aus vier mach eins“ lautete gestern Mittag das Motto der Feier zur Eröffnung des Logistikzentrums in Bobenheim-Roxheim. Denn das Großhandelsunternehmen Lekkerland bündelt in dem Neubau im Gewerbegebiet Auf dem Wörth Lager- und Transportkapazitäten, die zuvor auf vier Standorte verteilt waren. Damit spare man im Jahr 90.000 Kilometer firmeninternen Lkw-Verkehr, sagte Vorstandsmitglied Kay Schiebur und hob die Verdienste der Gemeinde an dem Projekt hervor.

Seit etwa vier Wochen ist das schon mehr als 40 Jahre in Bobenheim-Roxheim ansässige Logistikzentrum am neuen Standort in Betrieb. Auf 22.000 Quadratmetern und in 28 Fahrzeugen sorgen 200 Mitarbeiter dafür, dass 4000 Tankstellen, Kioske und Kantinen im Rhein-Main-Neckar-Gebiet mit Konsumware für unterwegs beliefert werden. Das heißt mit Tabakwaren, Süßigkeiten und Getränken, aber auch mit Tiefkühlpizza und Zutaten für belegte Brötchen, und zwar bis hin zum einzelnen Salatblatt. Der Außer-Haus-Konsum in Deutschland steige, und die „Superfrische“ sei in den Tankstellen-Shops mittlerweile Normalität. Darauf habe sich Lekkerland einstellen müssen, sagte Logistikvorstand Kay Schiebur bei einem Rundgang durch die hochmoderne Niederlassung. Mit Bobenheim-Roxheim gebe es bundesweit nun fünf Vollsortimentslager mit rund 7500 Artikeln, aus denen heraus die einzelnen Lieferungen zusammengestellt und in der jeweiligen Region ausgeliefert würden. So gut wie geräuschlos fahren die „Kommissionierer“ genannten Mitarbeiter zwischen den hohen Regalen hin und her, um nach einem ausgeklügelten System die Bestellungen zu bearbeiten. Kay Schiebur erläutert, warum die Staplerfahrer mit Headsets ausgestattet sind: „Die Aufträge kommen elektronisch herein und werden in sprachliche Anweisungen umgewandelt.“ Die Mitarbeiter führten dann einen echten Bearbeitungsdialog mit einer Automatenstimme namens Lydia. So wird beispielsweise gleich erfasst, wenn ein „Pickplatz“ (unterstes Regal) leer ist. Umgehend sorgt dann ein spezieller „Schubmaststapler“ für Nachschub aus den oberen Regalen. Stolz ist die Lekkerland Deutschland GmbH & Co. KG (2760 Mitarbeiter, 7,7 Milliarden Euro Jahresumsatz) auf ihren Umweltstandard in der Bobenheim-Roxheimer Niederlassung. Schiebur: „Für die Kühlung von Waren verwenden wir mit Strom und Gas betriebene Kühlungsmotoren, deren Abwärme sich wieder für die Kälteproduktion verwenden lässt.“ Für die Stromerzeugung würden Solarmodule genutzt, und zum Stromsparen LED-Leuchten, die sich automatisch dimmen, wenn sich in den Lagergängen nichts bewegt. Die 25 Millionen Euro teure Investition in den dorfinternen Standortwechsel bedeute für die 200 Mitarbeiter auch „eine deutlich verbesserte Arbeitsumgebung“, so Schiebur. Immer wieder war gestern vor rund 120 Gästen, darunter der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP), davon die Rede, wie hart Bürgermeister Michael Müller (SPD) und seine Mitarbeiter gegen die Abwanderung von Lekkerland gekämpft hatten. Wie mehrfach berichtet, hatte das Unternehmen im Mai 2014 vorgehabt, ins Eppsteiner Gewerbegebiet Am Römig zu ziehen, weil es in Bobenheim-Roxheim kein geeignetes Erweiterungsgelände gab. Müller und der Gemeinderat änderten daraufhin – sozusagen im Eilverfahren und gegen den Widerstand von Naturschützern, aber letztlich mit Billigung der Behörden – den Bebauungsplan für den Wörth im Südosten des Dorfs. So bekam Lekkerland ein maßgeschneidertes Gelände, das innerhalb von neun Monaten bebaut wurde. Bauträger und Verpächter ist die VGP Industriebau GmbH. Minister Wissing würdigte das Projekt und auch das Bemühen der Gemeinde. „So stellen wir uns das vor mit der Förderung unseres Wirtschaftsstandorts“, sagte er. Als Dank für die gute Zusammenarbeit bekam Michael Müller von Lekkerland-Geschäftsführer Peter Spitlbauer einen Scheck über 2200 Euro für die Jugendfeuerwehr. |ww

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