Rhein-Pfalz Kreis Vom Lehrer zum Ortschef

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Mutterstadt. Das Palatinum und der Sportpark sind wohl die Dinge, die Kommunalpolitiker mit dem Namen Ewald Ledig verbinden. Pfälzer Herzlichkeit, Zuverlässigkeit und Humor würden wohl seine Freunde und politischen Weggefährten ergänzen. Von 1992 bis 2007 war der 73-Jährige Bürgermeister von Mutterstadt. Heute engagiert er sich ehrenamtlich in Vereinen und für Senioren.

Ewald Ledig ist immer noch äußerst beliebt bei den Mutterstadtern. Auch knapp zehn Jahre nach seinem freiwilligen Rücktritt kennt fast jeder im Ort den kleinen Mann mit der Brille. Ledig ist „Ur-Mutterstädter“, wie er sagt. Er wurde 1943 in Ludwigshafen geboren, aufgewachsen ist er aber hier im Ort, wo man ihn immer noch oft trifft: auf dem Markt, im Orchester des Handharmonika Clubs (HHC), beim Tastentreffen des HHC, bei Stammtischen oder gar beim Fasnachtsumzug. Dort ist der Rentner schon mit seiner großen Quetschkommod mit den alten Herrschaften der Seniorenresidenz Pro Seniore im Zug mitgelaufen. Nein, Ledig lebt nicht selbst im Altenheim, er spielt und singt aber jeden Samstagvormittag den Bewohnern Lieder vor. Das ist eines seiner Ehrenämter. Musik war und ist seine Leidenschaft – „und der Sport“, ergänzt er. Seit 1954 hält er seinem Fußballverein FG 08 die Treue. Als Fußballer hatte der junge Volksschullehrer Ewald Ledig bei seinen Schülern sofort einen Stein im Brett. Die kamen zum Teil aus schwierigen Verhältnissen. Seine erste Anstellung fand der damals 24-Jährige in der Hemshof-Schule: „52 Buben in einer Klasse, vorwiegend aus der Arbeiterklasse.“ Ledig erinnert sich noch genau an seinen ersten Tag: „Der Direktor stellte mich kurz vor, dann war er verschwunden. Zum Glück hatten die Klassenzimmer früher vorne ein Podest, da konnten die mich wenigstens sehen“, erzählt er und schmunzelt. Ledigs Lehrer-Karriere führte ihn über Oppau in seinen Heimatort, wo er 1983 Direktor an der damaligen Hauptschule wurde. Keine zehn Jahre später wurde er zum Bürgermeister gewählt. Das sei aber nie sein Plan gewesen: „Ich fühlte mich eigentlich als der geborene Erzieher.“ Für Politik habe er sich aber schon immer interessiert. Doch damals konnten ihn weder die CDU- noch die SPD-Politiker vor Ort überzeugen. 1974 wurde dann die Freie Wähler Gemeinschaft (FWG) Mutterstadt aus der Taufe gehoben, vor allem um die starren Mehrheitsverhältnisse aufzubrechen. Ledig schloss sich ihnen an, saß ab 1979 im Gemeinderat, wurde Fraktionsvorsitzender und bewarb sich schließlich 1992 fürs Bürgermeisteramt. Mit 14 zu 13 Stimmen (damals wählte noch der Gemeinderat den Bürgermeister) setze er sich gegen seinen Konkurrenten von der SPD durch. 2001 wählten die Mutterstadter ihn wieder und gaben ihm 79 Prozent der Stimmen, der FDP-Kandidat war chancenlos. Auf zwei Projekte, die in seiner Ägide umgesetzt wurden, ist Ledig besonders stolz: die Sport- und Kulturstätte Palatinum und der Sportpark im Gewerbegebiet Fohlenweide. Er war bei beiden von der Planung über den ersten Spatenstich bis zur Eröffnung dabei. Trotz kritischer Stimmen ist der Altbürgermeister noch heute überzeugt, dass beide Projekte Mutterstadt weitergebracht haben. „Die großen Vereine wie MGV Frohsinn, Gesangverein Germania und HHC brauchten dringend eine Spielstätte“, erinnert er sich. Rund 800 Besucher kann das Palatinum aufnehmen. Außerdem erhielt der größte Sportverein Mutterstadts, die TSG, eine neue Turnhalle. Alles in allem sei das Prestigeobjekt für Mutterstadt ein Gewinn. Buchhalterisch gesehen jedoch nicht, denn es ist ein Zuschuss-Betrieb. „Doch das sind der Sportpark, die Gemeindebibliothek oder die Kreisschwimmbäder auch“, hält er dagegen: „Kultur kostet eben Geld.“ Ledig blickt gern auf seine Bürgermeisterzeit zurück. Und sollte er sich mal an etwas nicht mehr genau erinnern, blättert er in dem großen Buch, das ihm die Gemeinde zu seinem Abschied geschenkt hat: „Darin sind alle Neujahrsreden, die ich in meiner Amtszeit gehalten habe“, erzählt er. Dort kann er nachlesen, was in all den Jahren in Mutterstadt passiert ist. Es sei eine intensive Zeit gewesen, doch seine Frau und Tochter haben ihn immer unterstützt. Leider konnte er nach dem Rücktritt seine neu gewonnene Zeit nicht lange mit seiner Frau verbringen. Kurz nach der Pensionierung erkrankte sie schwer und starb nach einem Jahr. Gut ein Jahr habe er danach gebraucht, bis es ihm wieder gut ging, sagt er. Heute ist er wieder glücklich – mit seiner Lebenspartnerin Rada. Glücklich ist er auch über die Entwicklung in Mutterstadt, insbesondere über den weiteren Meilenstein: die derzeitige Sanierung des Ortskerns. „Die ist sehr gut geplant“, meint er. Auch wenn er in der Kommunalpolitik nicht mehr aktiv mitmacht, sieht man ihn im Rathaus öfters. Mit Bürgermeister Hans-Dieter Schneider (SPD) ist er freundschaftlich verbunden. Und: Ledig ist im Redaktionsteam für die Chronik, die zur 1250-Jahr-Feier seines Heimatorts im kommenden Jahr entsteht.

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