Rhein-Pfalz Kreis Problemzone Ortskern

„Obst & Wein – typisch Laumersheim“ steht auf dem Logo der kleinen Ortsgemeinde im Osten der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land. Das klingt nach ländlichem Idyll, kann aber auch die Frage aufwerfen, ob Laumersheim außer Obstbaubetrieben und sechs zum Teil international bekannten Weingütern sowie einer Winzergenossenschaft sonst noch etwas zu bieten hat. In der Tat ist es etwas schwierig, das Dörfchen mit seinem kleinen Schloss und der Barockkirche zu porträtieren, selbst wenn man die Internetseiten der Orts- und der Verbandsgemeinde studiert. „Die Gemeinde verfügt über Kindergarten, Grundschule, Dorfgemeinschaftshaus und Raiffeisenbank“, heißt es kurz und knapp an der Stelle, die Grundstücksuchende informiert und noch den Autobahnanschluss in Grünstadt erwähnt. Ansonsten: eine Hand voll Vereine und Ferienwohnungen, nur noch eine Gaststätte ( gehobene Küche), etwas Handwerks- und Dienstleistungsgewerbe. Kein Arzt, keine Apotheke, kein Bäcker oder Metzger, kein Lebensmittelgeschäft. Die fehlende Nahversorgung war es, die den Laumersheimer Gemeinderat vor etwa zweieinhalb Jahren dazu trieb, sich bei den Nachbarn in Dirmstein und bei der Verbandsgemeindeverwaltung unbeliebt zu machen. Hartnäckig hofften vor allem Bürgermeister Thomas Diehl (SPD) und seine Fraktion, dass sich das Unternehmen Netto mit einem Supermarkt am Ortsrand niederlassen würde. Deshalb wollte man partout die Bedingung der Landesplaner nicht akzeptieren, die verkürzt lautet: In Dirmstein darf ein Vollsortimenter nur dann neu und größer bauen, wenn Laumersheim und Gerolsheim bis zu einem gewissen Grad Verzicht üben. Das Ende vom Lied war allerdings, dass sich die SPD schwer mit FWG und CDU in den Haaren lag und Netto dann doch keine Lust hatte, in den Standort Laumersheim zu investieren. Das Fehlen von Versorgungseinrichtungen macht sich vor allem im alten Ortskern bemerkbar, wo sich Leerstand und Sanierungsbedarf breit macht. Wegen der belebten Durchgangsstraßen ist der Verkauf von Häusern schwierig. So scheint das Leben in die Neubaugebiete abgewandert zu sein, die Laumersheim trotz des genannten Problems in den vergangenen Jahren Zuzug beschert haben. Wenn man die Zweitwohnsitze mitzählt, kommt das Dorf auf rund 950 Einwohner. Allerdings ist das Verhältnis Jung zu Alt etwas ungünstiger als beispielsweise in Gerolsheim und Dirmstein. Um Wachstum und Nachwuchs ist die Ortsgemeinde sehr bemüht. Zum Beispiel wird der Kindergarten bald erweitert, damit mehr Ganztagsplätze geboten werden können. Und Käufern gemeindeeigener Grundstücke im Baugebiet Burggarten wurde ein Nachlass von 5000 Euro gewährt, wenn sie mindestens ein Kind hatten oder innerhalb von vier Jahren nach dem Kauf ein oder mehrere Kinder bekamen. Jetzt sind dort alle gemeindlichen Bauplätze weg, und alle warten darauf, dass es mit der privaten Erschließung des fünf Hektar großen Gebiets Hornungsfleck losgeht. Spätestens dann muss der Gemeinderat aber etwas für die Struktur im Ortskern tun – nicht nur für die Einwohner, sondern auch für Pfalztouristen, sofern Laumersheim dem Beispiel anderer Weindörfer im Leiningerland folgen will. Ins Stocken geraten ist der Plan, mit dem die Parteien in die Kommunalwahl 2009 gingen: den nahen Palmberg gemeinsam mit Gerolsheim zu einem Naherholungsgebiet mit einer Hütte und Wanderwegen zu machen. Laut Bürgermeister Diehl ist der Grunderwerb jetzt abgeschlossen, das Projekt könnte starten. Die letzte große Investition der Gemeinde war die Umrüstung von Straßenlampen auf LED-Technik, was bald ansteht, ist der Neubau der Friedhofsmauer. Zum Schluss ein Blick auf die Finanzen: Die Gemeinde wird ihren Haushalt für 2014 erst am 14. Mai verabschieden, aber der Vorbericht dazu zeigt das Problem: Die Einnahmen müssten um etwa ein Fünftel höher sein, um die Ausgaben bestreiten zu können. Die Summe der Investitionskredite liegt laut Verwaltung derzeit bei fast 247.000 Euro.

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