Rhein-Pfalz Kreis Platz da!

Radfahrer teilen sich Wege mit Traktoren – das weisen auch die Schilder aus. Doch auf den Wegen kann es auch schnell mal zu Konf
Radfahrer teilen sich Wege mit Traktoren – das weisen auch die Schilder aus. Doch auf den Wegen kann es auch schnell mal zu Konflikten kommen.

«Mutterstadt/Schifferstadt.» „Es ist, wie überall: Es gibt gute und böse“, sagt Franz-Josef Mayer und meint die Radfahrer. Mayer ist der Leiter der Logistik des Pfalzmarkts Mutterstadt und hat täglich mit den Landwirten zu tun, die sich ihre Wege mit den Radfahrern teilen müssen. „Im Großen und Ganzen klappt das ja, es gibt aber auch eine Minderheit unter den Radlern, die sich übel benehmen“, berichtet Mayer. Die RHEINPFALZ radelt mit Dieter Wagner Richtung Pfalzmarkt und später ein Stück um Schifferstadt herum. Wagner und seine Frau Helga haben schon vor Jahren Rad-Rundwege ausfindig gemacht und mit Karte und Beschreibung in der Image-Broschüre Schifferstadt veröffentlicht. Die Strecken verlaufen dabei größtenteils auf asphaltierten Wirtschaftswegen, die von den Landwirten genutzt werden. „Es gibt Radler, die meinen, sie seien auf einem Radweg und hätten deshalb Vorfahrt“, sagt Wagner und fügt hinzu: „Das ist ein Missverständnis.“ Radler können Bauern nämlich viel Stress machen. „Es gibt Leute, die fahren demonstrativ so nebeneinander, dass der Schlepper nicht daran vorbei kommt“, berichtet Mayer. Sein Kollege Klaus Selinger erzählt: „Ich bin mal nachts um halb eins mit dem Schlepper vom Acker gekommen und musste heftig bremsen, weil hinter einer Ecke ein Mann mit Hund mitten auf dem Weg stand.“ Selinger ist beim Pfalzmarkt zuständig für Ernteprognosen und Qualitätskontrollen auf den Feldern und selber Landwirt. Der nächtliche Spaziergänger habe ihn sofort wüst beschimpft, weil er mitten in der Nacht draußen herumfahre. Es hat gute Gründe, dass die Schlepper bis tief in die Nacht und auch an Wochenenden unterwegs sind: „Die Leute wollen immer frisches Gemüse, auch am Montagmorgen“, sagt Selinger. Logistik-Chef Mayer erklärt, dass Geschwindigkeit beim Ernten wichtig sei, um gute Ware in ausreichender Menge zu liefern. Trotzdem seien alle Zulieferer angewiesen, auf Radler und Spaziergänger Rücksicht zu nehmen. Wir fahren laut Wagner gerade auf dem Kaiser-Konrad-Radweg Richtung Dannstadt. Auch dieser Weg ist meist ein Wirtschaftsweg. Hinter uns kommt ein Auto angefahren. Wir bemerken es erst spät und machen Platz. Der Fahrer steuert den Wagen in einen Bogen um uns herum, mit so viel Abstand wie der Weg zulässt und fährt auch langsam. Er arbeitet hier, das sieht man an dem völlig zugestaubten Wagen. Im Kreis Südliche Weinstraße hat man versucht, das Miteinander auf den Feldwegen zu regeln. „Wir hatten zuerst Schilder aufgestellt, dass Landwirtschaft Vorfahrt habe“, berichtet Hans Müller, Zweiter Beigeordneter der Gemeinde Herxheim. Das kam bei allen anderen nicht gut an. Dann haben sich laut Müller die organisierten Radler des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) und die Bauern zusammengesetzt und beschlossen, auf das Miteinander zu setzen. Die Schilder zeigen nun einen Radler und einen Schlepper und den Text „Gemeinsam geht’s besser“. Im Rhein-Pfalz-Kreis zeigen an den Feldwegen weiße Schilder mit rotem Kreis ein Verbot für Fahrzeuge aller Art. Darunter steht dann „Landwirtschaftlicher Verkehr frei“ und „Radfahrer frei“. Der Vorsitzende der örtlichen ADFC-Gruppe hält eine andere Beschilderung für nicht nötig. „Das kostet Geld und wird kaum wahrgenommen. Mehr bringt ein Artikel in der Presse“, meint Hans Peter Eckert, der Vorsitzende des ADFC Ludwigshafen und Rhein-Pfalz-Kreis. Dass es schwarze Schafe unter den Radlern gebe, kann er bestätigen. Auch das Missverständnis „Radler haben Vorfahrt“, höre er immer mal wieder. Insgesamt komme man ganz gut miteinander aus, wichtig sei vor allem gegenseitige Rücksicht und miteinander zu reden. Eher problematisch für Radfahrer werde manchmal die Verschmutzung der Wege. „Ich verstehe, dass die Bauern das nicht immer gleich erledigen können, aber wenn manche Wege über Wochen verschmutzen, sollte man da mal nachhaken“, meint Eckert. „Wir ziehen die Wege mit einem Wegehobel ab, so einen hat fast jeder Landwirt“, erklärt Selinger. Nicht immer könne man das zügig schaffen. Die Landwirte und ihre Mitarbeiter geben sich Mühe im Umgang mit Radlern und Spaziergängern und das möge man auch anerkennen, anstatt ärgerlich zu reagieren. „Wenn ich mit Schlepper und zwei Hängern so weit ich kann rechts ran fahre, freue ich mich auch über eine nette Geste, anstatt genervte Blicke.“

Der Landesbauernverband Niedersachen verleiht Schablonen an Bauern, damit die Wege für alle Verkehrsteilnehmer gut sichtbar mark
Der Landesbauernverband Niedersachen verleiht Schablonen an Bauern, damit die Wege für alle Verkehrsteilnehmer gut sichtbar markiert sind.
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