Rhein-Pfalz Kreis Nimmermüder nächtlicher Sänger

Musik liegt in der Luft: Wer derzeit mit dem Rad im Rhein-Pfalz-Kreis unterwegs ist, kann vor allem abends im Heidewald von Birkenheide und Maxdorf dem kräftigen Nachtigallenschlag lauschen. Der schöne Gesang erklingt überall dort, wo es passende Biotope gibt. „Bei Bobenheim-Roxheim hat man sie vor allem nachts im Mai gehört“, weiß Vogelexperte Thomas Dolich.

Strophen dicht gereihter Einzel- oder Doppeltöne – das geht vom späten Abend bis zum Morgen. „Das ist eben ganz typisch für die Nachtigall“, sagt Dolich. „Bei uns in Neuhofen sitzt am Rehbach alle 50 Meter ein Nachtigallenmännchen.“ Er und seine Kollegen gehen davon aus, dass es in Rheinland-Pfalz zwischen 4400 und 11.000 Nachtigallreviere gibt. Aber nicht jeder schätzt die Nachbarschaft des sangesfreudigen Vogels. „Es gab schon Beschwerden wegen der Nachtigallen im Neuhofener Erlenbruch“, erzählt Dolich. Auf den gellenden Gesang des nachtaktiven Vogels weist nicht nur dessen deutsche Bezeichnung, sondern auch der wissenschaftliche Artname Megarhynchos hin, was „Großer Schnabel“ heißt. Nach einem Bestandseinbruch vor 40 Jahren gab es ab 1990 einen steilen Anstieg der Nachtigallenpopulation, bis sich der Bestand Ende der 90er-Jahre auf hohem Niveau eingependelt hat. Von 100 Prozent im Jahr 1990 ausgehend, waren es im Jahr 2005 gut 270 Prozent: Das entspricht fast einer Verdreifachung der Population innerhalb von 15 Jahren. „Ganz gut im Bestand“, urteilt auch Thomas Dolich über den unscheinbaren braunen Vogel, den man kaum einmal zu Gesicht bekommt, der im Frühjahr aber einfach unüberhörbar ist. Ein offenes Ohr fand der einzigartige Gesang des mit Rot-, Braun- und Schwarzkehlchen verwandten Vogels bei vielen Komponisten. Ludwig van Beethoven zum Beispiel wählte in seiner Sinfonie Nr. 6, der berühmten „Pastorale“, die Flöte, um mit einem Instrument die Nachtigallen-Stimme nachzuahmen. Aber auch Frederic Chopin mit seiner „Nachtigallen-Mazurka“, Johann Strauß mit der „Nachtigallen-Polka“ und Igor Strawinsky mit dem „Lied der Nachtigall“ waren dem Zauber des nimmermüden Sängers erlegen. „Die Nachtigall, sie war entfernt, der Frühling lockt sie wieder; was Neues hat sie nicht gelernt, singt alte, liebe Lieder“, reimte einst Johann Wolfgang von Goethe. Aber warum singt das Tier überhaupt so beharrlich? Nach der Rückkehr aus den Überwinterungsgebieten in Afrika stecken die Nachtigallenhähne ihre Reviere per Gesang ab, lassen ihn sowohl in trockeneren als auch in feuchteren Lebensräumen erschallen. Der Vogel ist dabei nicht sonderlich wählerisch. Zur Verteidigung ihrer Reviere singen die Männchen tagein, tagaus – auch während die Weibchen noch brüten. An der Aufzucht der Jugend beteiligen sich dann beide Altvögel. „Dann singen nur noch die Junggesellen. Für sie ist es etwas stressiger“, erklärt Vogelexperte Thomas Dolich schmunzelnd. Meist sind es dann unverpaarte Männchen, die nachts lauthals singen. Irgendwie ist das aber auch wieder sympathisch: Man kennt das ja vom Menschen her ...

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