Rhein-Pfalz Kreis Nazis und Wein

«»„Saufen für den Führer“ nannte der Volksmund vor rund 80 Jahren jene groß angelegte Weinwerbeaktion, mit der es den Nationalsozialisten gelang, den Weinkonsum zu steigern. Christof Krieger, Historiker und Museumsleiter in Traben-Trarbach, hat seine Forschungen dazu in einem Buch veröffentlicht.

Krieger rüttelt an gängigen Thesen. Zum Beispiel an jener, dass die pfälzische Weinkönigin in den 1930er-Jahren als „Deutsche Weinkönigin“ bezeichnet wurde, weil es die einzige im Deutschen Reich gewesen sei. „Das stimmt nicht“, sagt Krieger. Er verweist auf ein Foto vom reichsweiten „Fest der deutschen Traube und des deutschen Weins“ 1935 in Berlin mit einer Weinkönigin von der Mosel. Über dieses Fest sei in der Pfalz kaum berichtet worden. Denn in der Hauptstadt Berlin „dominierten die Moselaner“, sagt Krieger. Die hätten bei den „Weinpatenschaften“ deutscher Städte die Nase vorne gehabt. Das stieß beim pfälzischen Gauleiter Joseph Bürckel auf wenig Begeisterung. Der habe darauf mit einem „Überraschungscoup“ auf die Absatzkrise in der Weinbranche reagiert: mit der Gründung der „Deutschen Weinstraße“. „Das war ein bewusster Affront Bürckels gegen den Moselland-Gauleiter Gustav Simon“, so Christof Krieger. Damit war dies keine Idee, die nur zufällig geboren wurde. Doch ein Konzept habe es nie gegeben. Und Versprechungen aus der Zeit vor 1933 – den Wein-Import zu stoppen oder die Gemeindegetränkesteuer aufzuheben – seien gebrochen worden. Info Christof Krieger, „Wein ist Volksgetränk. Weinpropaganda im Dritten Reich“, Rhein-Mosel-Verlag, 512 Seiten, ISBN: 9783898013550.

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