Rhein-Pfalz Kreis Narren übernehmen das Zepter

Schifferstadt/Limburgerhof. Der 11. 11., 11.11 Uhr – das närrische Datum hat auch im Rhein-Pfalz-Kreis die Fasnachter auf den Plan gerufen. Pünktlich zum Start der Kampagne haben die Narren gestern in Schifferstadt und in Limburgerhof die Rathäuser erobert.

Fasnacht ist kein Zuckerschlecken, die Erstürmung eines Rathauses schon gar nicht. Diese Erfahrung haben die Spaßmacher von der Karneval- und Tanzsportgesellschaft Schlotte (KGS) in Schifferstadt gemacht. Trotz mehrerer Salven der Schützengesellschaft der Forst- und Jagdfreunde Schifferstadt und der Böllerschützen des Sportschützenvereins Otterstadt weigerte sich Bürgermeisterin Ilona Volk (Grüne) zunächst hartnäckig, die Rathauspforten zu öffnen. Mehr noch: Wie in antiken Sagen stellte sie der Narrenschar Aufgaben, die diese erfüllen musste, um Einlass zu finden. Immerhin fielen diese nicht ganz so schwierig und umfangreich aus wie einst für den Helden Herkules. So sollten die Schlotten der Schultheißin zeigen, was in ihnen steckt, den ersten Satz der zweiten Strophe des Rettichlieds aufsagen und drei Rettiche schälen, um den daraus gewonnenen Rettichsaft sogleich zu verköstigen. Darauf waren die Schifferstadter Fasnachter jedoch nicht vorbereitet, was Volk gnadenlos ausnutzte. Sie gewährte ihnen zwar ein wenig Hilfe, verlangte dafür aber Gegenleistungen: einmal ihr Auto waschen und dreimal morgens frische Brötchen ins Haus liefern. Das Hantieren mit den zwischenzeitlich zur Verfügung gestellten Rettichen einschließlich aufgetriebenem Schäler und Salz dauerte einem Zuschauer ein wenig zu lange. „Kochen die jetzt oder stürmen sie das Rathaus?“ Derweil meisterten die Karnevalisten die Aufgaben unter Aufbieten all ihres Könnens. Als Lohn ihrer unerwarteten Mühen ließ die Bürgermeisterin die Schlotten doch noch ins Rathaus ein, um ihnen bis zum Aschermittwoch die Macht abzutreten. „Tür defekt – bitte Hintereingang benutzen“ stand in großen Lettern am Eingang des Rathauses von Limburgerhof. Gerade wollten die Narren des Ersten Karnevalvereins (KV) und der Limburger Hofnarren (LiHoNa) mit vereinten Kräften die Burg des Schultheißen erobern. „Tür auf! Tür auf!“, skandierte Michele Lanotte, einer der Rädelsführer des Narrenaufstands und Präsident der LiHoNa. Conny Langohr, die Anführerin der KV-Schar, führte die Truppen zur Rückseite. Dort jedoch hatten die Verteidiger des Rathauses Barrikaden errichtet. Peter Kern (SPD), der Schultheiß, weilte wegen wichtiger Termine in Chenôve, hatte seinen Feldmarschall und Beigeordneten Willi Dörfler (SPD) beauftragt, die Burg zu halten. Dafür stellte sich Dörfler höchstselbst ins Kreuzfeuer: In einem Fußballtor versuchte er, die Schüsse der beiden Prinzessinnen Martina I. (LiHoNa) und Isabelle I. (KV) abzuwehren. Doch die beiden Lieblichkeiten kannten kein Erbarmen. Dörfler musste sich zurückziehen. Die Narren mussten nun noch einen Wall aus Luftballons überwinden – ein Kommandounternehmen, bei dem vor allem die Nachwuchskräfte vollen Einsatz zeigten. Schließlich wurde Dörfler im Foyer des Rathauses umstellt und versuchte, zu verhandeln. Doch dann tanzte die Purzelgarde des KV mit solcher Anmut, dass der Widerstand des Recken bröckelte. Vollends die Waffen strecken musste er, als LiHoNa-Tanzmariechen Selina Tischer (6) ihn und alle Anwesenden mit ihrem Solotanz verzauberte. Dörfler überreichte die Schlüssel für Vorder- und Hintereingang. Die Schatzkammer, so gestand er, sei allerdings leer. Mit der Eroberung des Rathauses beginnt nun die 17. Kampagne der beiden Fasnachtsvereine. Die freuen sich schon auf die Rückkehr des Bürgermeisters. Der sei nämlich immer noch „mit der Fasnacht verheiratet“, wie Conny Langohr der RHEINPFALZ erklärte.

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