Rhein-Pfalz Kreis Metronom mit Schnittstelle

Für Musiker reicht es nicht, eine Note korrekt zu spielen – sie muss auch zum richtigen Zeitpunkt kommen. Um das zu üben, gibt es Taktgeber (Metronome). An der Hochschule Worms haben Studenten eine App entwickelt, die nicht nur den Takt schlägt. Beat-Zapp kann rhythmische Muster wiedergeben und das im Jazz wichtige Swinggefühl abbilden. Projektleiter Ralf Keidel und seine Studenten haben große Pläne: Sie wollen den Markt aufrollen.

Dabei wissen sie genau, dass das App-Angebot bereits riesengroß ist. Für Tablet-PCs und Smartphones gibt es etliche Applikationen, die Metronome mit Zusatzfunktionen bieten. Klar ist deshalb: Beat-Zapp muss Sachen können, die es so noch nicht gab. Die RHEINPFALZ hat die Version 1.0 bei ihrer Vorstellung in der Hochschule ausprobiert. Sie läuft auf dem Android-System. Es gibt eine kostenfreie Version mit einer begrenzten Anzahl von Speicherplätzen; die kostenpflichtige Premiumversion bietet unbegrenzte Speicherkapazität. Tatsächlich stecken in Beat-Zapp einige neue Ideen. Es gibt eine Schnittstelle zur Kommunikation mit anderen Mobilgeräten, die die App heruntergeladen haben. Über sie können Nutzer programmierte Rhythmen und Figuren austauschen. Das kann für Lehrer und Schüler praktisch sein. Die Programmierer Thomas Zynitzki und Thomas Heckmann haben das Softwaremodul entwickelt. Die zu übenden Muster werden auf den Geräten gespeichert. Das einstellbare Tempo reicht von zehn Schlägen pro Minute bis zu 350. Die extrem langsamen Tempi sind im Vergleich zu den Mitbewerbern ungewöhnlich. Sie können als Einstieg in besonders komplizierte Figuren sehr hilfreich sein. Die Taktarten reichen von Ein-Viertel bis 15-Viertel. Auch das findet man so nicht. Bis zu 32 Takte können Nutzer aneinanderreihen – das reicht für die meisten Liedformen aus. Jeder Takt wird zuerst in Achteln dargestellt. Auf welche Achtel ein Schlag zu hören ist, kann man durch einfaches Drauftippen festlegen: Eine Note zeigt den Schlag, ansonsten sieht man ein Pausenzeichen. Die App kann alle Viertel schlagen, aber auch jede beliebige andere Kombination. Und die Kombinationen können in jedem der 32 Takte anders sein. Die Programmierung ist für Nutzer auch leicht und intuitiv zu lernen. Für Jazzer gibt es noch etwas Besonderes: das „Feel“. So heißt die Funktion, die bei Swing-Phrasierungen das Verhältnis von erster zu zweiter Achtel festlegt. In mittlerem Tempo ist das Verhältnis ungefähr zwei zu eins. Je schneller das Tempo wird, desto mehr gleicht sich das Verhältnis den geraden gleichwertigen Achteln an. Diese Phrasierung ist sehr individuell und hängt stark von Gefühl und Geschmack der Musiker ab. Beat-Zapp trägt dem Rechnung, indem das Verhältnis der Achtel stufenlos eingestellt werden kann. Die Softwareentwickler haben sich Rat von einem Profimusiker geholt. Pianist Uli Partheil hat seine Erfahrung als Musiker und Lehrer eingebracht. Der Kontakt zu Partheil kam über Projektleiter Keidel zustande. Der Professor spielt Jazz auf der Querflöte und arbeitet musikalisch mit dem Pianisten zusammen. Die Softwareentwicklung bis zur fertigen Veröffentlichung habe gut zwei Jahre gedauert, berichtet Keidel. Dabei wurden auch Module entwickelt, die für den Datenaustausch von Mobilgeräten grundsätzliche Bedeutung haben. Beat-Zapp steht derzeit nur für das Android-Betriebssystem zur Verfügung, Eine IOS-Version soll folgen. Mögliche weitere musikalische Apps könnten folgen. Der musikalische Hochschullehrer hat noch Ideen für Apps zum Gehörtraining – auch das ist für Musiker immer nützlich.

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