Rhein-Pfalz Kreis „Mein Schulleben war sehr intensiv“

Schifferstadt. Heute starten die Schüler in Rheinland-Pfalz wieder in den Schulalltag. Die Jungs und Mädels der siebten Klassen des Schifferstadter Paul-von-Denis-Gymnasiums können sich gleich am ersten Schultag nach den Herbstferien über Besuch freuen. Der Kinder- und Jugendbuchautor Jochen Till stellt heute Auszüge aus seinen Werken vor. Im RHEINPFALZ-Gespräch plaudert der 48-Jährige über seine Schulzeit, seinen Weg zum Autor und über Comics.

Herr Till, Sie lesen in Schifferstadt vor Schülern. Waren Sie denn gerne in der Schule?

Ja, ich war gerne Schüler und ich habe das Schulleben auch sehr ausgekostet, denn ich habe 16 Jahre dort verbracht. Ich habe dreimal die achte und zweimal die elfte Klasse gemacht. Mein Schulleben war schon sehr intensiv. Woran lag es denn, dass Sie diese vielen „Ehrenrunden“ gedreht haben? Das lag nicht an mangelnder Intelligenz, sondern vielmehr daran, dass mich in dieser Zeit andere Sachen interessiert haben. Das war auch meine wildeste Punkzeit, die ich ausgekostet habe. Da bin ich eben oft nicht in die Schule gegangen. Aber mein Abitur habe ich dann mit 22 Jahren doch noch gekriegt. Das heißt, Sie sind an keinem speziellen Fach gescheitert? Nein. Aber in Deutsch hatte ich immer eine Vier. Das ist ja eher ungewöhnlich, wenn man Schriftsteller wird. Hat der Deutschunterricht aus Ihrer Sicht etwas falsch gemacht? Hauptsächlich lag es an den Büchern, die wir lesen sollten. Die haben eben meist wenig mit dem eigenen Leben zu tun. Werke von Friedrich Schiller oder Heinrich Mann gingen gar nicht an mich, die habe ich meistens auch nicht gelesen. Die Klassiker stehen heute auch noch auf dem Lehrplan. Sollte man Ihrer Meinung nach aktuelle Bücher stärker in den Deutschunterricht an den Schulen integrieren? Das passiert heute schon mehr als damals. Es werden zum Beispiel ja auch meine Bücher an Schulen durchgenommen. Da hätte ich mir früher vielleicht auch mal gesagt: Ah, da geht es um eine Punkband! Das hätte ich dann vielleicht auch eher mal gelesen. Es passiert da schon etwas. Die Klassiker sind grundsätzlich auch nicht falsch, aber man sollte doch zwischendurch ab und an vielleicht mal was Aktuelleres lesen. Bedenken Sie bei Ihrer Stoffauswahl, ob diese sich für eine Lektüre im Unterricht eignet? Nein, das ist bei mir eher Zufall. Es gibt so ein paar Bücher, die es geschafft haben. Aber ich setze mich jetzt nicht hin und nehme mir vor, ein Buch zu schreiben, das sich für Schulen eignet. Ich setze mich hin und schreibe ein Buch, das ich gerne lesen möchte. Wie kamen Sie in das Kinder- und Jugendbuchgenre? Sie hätten ja auch Krimis schreiben können ... Das war Zufall. Ich wollte eigentlich Rockstar werden (lacht). Und warum hat das nicht geklappt? Keine Ahnung, aber dieser Weg war wohl nicht für mich bestimmt. Meine Ex-Freundin ist eigentlich schuld daran, dass ich dann Schriftsteller geworden bin. Sie stand auf alles, was mit Lesen zu tun hat. Ihr größter Traum war, dass jemand mal für sie ein Buch schreibt, und das habe ich dann im Alter von 29 Jahren gemacht. So ist mein erstes Buch „Der Junge Sonnenschein“ entstanden, das bei einem kleinen Verlag erschien und auch kein Jugendbuch war. Erst als ein großer Verlag darauf aufmerksam wurde, hat dieser es dann als Jugendbuch deklariert. Wie kam das Buch bei Ihrer damaligen Freundin an? Das kam gut an, aber kurz nachdem es fertig war, hat sie Schluss gemacht. Ihr Traum war ja dann erfüllt. Das lag aber nicht am Buch, das muss an mir gelegen haben (lacht). Sie hat Sie aber immerhin auf Ihre berufliche Bahn gelenkt ... Ja, ich bin ihr auch nicht böse. So bin ich jetzt Schriftsteller und habe mehr als 25 Bücher veröffentlicht. Sie haben lange auch in einem Comicladen gearbeitet. Ist das unterschätzte Literatur? In Deutschland haben Comics immer noch den Ruf, Schund zu sein, leider. In Frankreich und Belgien ist das ganz anders. Da gehört das mit zur Kultur. In letzter Zeit wurde das bei uns durch die Comicromane, zum Beispiel „Gregs Tagebuch“, etwas aufgebrochen. Seitdem ist es auch mal möglich, einen Comicroman zu schreiben, was ich auch gemacht habe. Das wollte ich vor ein paar Jahren schon einmal machen, aber da war das noch nicht möglich, weil die Verlage das nicht wollten. Sie schreiben eine Reihe, die sich „Spackos in Space“ nennt – ein Titel, der auffällt, aber vielleicht auch etwas abschreckt. Wie kamen Sie auf die Idee? Das war grundsätzlich nicht meine Idee, sondern die meines Illustrators, der gerne mal Aliens und Roboter malen wollte. Ich bin gar nicht so der große Science-Fiction-Fan. Da wird immer viel rumgekämpft, das ist bei mir nicht so, da geht es eher lustig zu. Jugendliche, besonders Jungs, sind teilweise schwer fürs Lesen zu begeistern. Haben Sie einen Tipp, wie man das ändern kann? Einfach mal ein Buch von mir geben (lacht). Klar ist es schwierig, wenn jemand überhaupt nicht liest. Zwingen hat da gar keinen Sinn. Dafür machen wir ja auch die Lesungen an den Schulen, denn freiwillig kommt meine Zielgruppe nicht. Da sitzen viele Jungs auch eher gelangweilt drin. Aber ich gestalte Lesungen etwas anders, habe zum Beispiel einen Vorleser dabei, der nicht nur aus einem, sondern aus mehreren Büchern vorliest. Da merken sie dann: Oh, es lachen ein paar, da ist ja vielleicht doch was dran. Damit kriege ich viele Jungs, die vorher noch kein einziges Buch gelesen haben. Man muss denen einfach zeigen, dass Lesen Spaß machen kann.

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