Rhein-Pfalz Kreis Junge Menschen für Ausbildung begeistern

Schüler in Worms sollen möglichst früh die örtlichen Unternehmen kennenlernen, gleichzeitig soll bei ihnen die Lust auf Ausbildung oder ein duales Studium geweckt werden. Mit diesem Ziel haben auf Anregung der Stadt sowie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rheinhessen Firmen und Schulen am Donnerstag eine Bildungspartnerschaft ins Leben gerufen.

Die beteiligten Unternehmen gewähren jungen Menschen Einblicke in die praktische Arbeitswelt. Dazu bieten sie Schülerpraktika, Betriebsführungen und Arbeitsplatzerkundungen an. Einige Firmen vermitteln ein Bewerbungstraining, manche bieten sogar zusätzlich Praktika für Lehrer an. „Wer Wissen vermittelt, muss auch wissen, wie es in der Wirtschaft aussieht“, erläuterte Michael Kundel am Donnerstag in einem Pressegespräch. Im Prinzip sei die Initiative nichts Neues, sagte der Vizepräsident der IHK Rheinhessen und Vorstandsvorsitzende des Wormser Spezialfolienherstellers Renolit. Wobei es sich hier nicht um eine zweiseitige Kooperation zwischen einer Schule und einem Unternehmen handele, sondern um eine Partnerschaft aller Wormser Schulen sowie der Realschulen plus in Flomborn, Flörsheim-Dalsheim, Eich und Westhofen und der Integrierten Gesamtschule Osthofen. Insgesamt seien derzeit 14 Schulen und 27 Wormser Unternehmen beteiligt, die für 40 Ausbildungsberufe und duale Studiengänge stehen, so Kundel. Für weitere Firmen stehe die Partnerschaft offen. Kleinere Betriebe könnten sich mit einzelnen Modulen beteiligen. Als Gründe für die Initiative nannte Kundel den demografischen Wandel und den prognostizierten Rückgang an Facharbeitern. Wormser Unternehmen werden im Jahr 2016 rund 44 Millionen Euro Gewerbesteuer erwirtschaften, berichtete Oberbürgermeister Michael Kissel (SPD). Allein die Hälfte davon sei auf die zehn großen Firmen zurückzuführen. Auch sollte der zunehmenden Akademisierung entgegengewirkt werden, sagte Kundel: „100.000 Studienabbrecher jährlich zeigen, dass ein Studium nicht allein der richtige Weg ist.“ Er empfiehlt duale Studiengänge, die Hochschulausbildung und Praxis miteinander verbinden – ähnlich der dualen Berufsausbildung. Margit Zebitz als Vertreterin der Schulen begrüßte das Konzept. Sie gab zu, „auch Lehrer haben Wissenslücken. Ausbildung und Beruf sind nicht so präsent, wie es sein könnte.“ Schüler informierten in einer Gesprächsrunde, wie sie sich auf die Suche nach ihrem Traumberuf machten. Praktika, persönliches Kennenlernen und Gespräche seien begehrte Wege. Über Firmen informiere man sich vor allem im Internet, meinten sie. Die Geschäftsführerin der VSK-Technik Kübler GmbH, Susanne Gremm, gab einen Einblick in die Bewerbersituation und verglich sie mit der vor zehn Jahren. Damals habe es in ihrer Firma – einem Dienstleister in den Bereichen Antriebstechnik, Automatisierung, Elektrotechnik und Mechanik – gut 60 Bewerbungen gegeben, ein Ausbildungsvertrag sei meist gleich beim Vorstellungsgespräch zustande gekommen. Von den schlechteren Aspiranten hätten 80 Prozent einen Eignungstest bestanden. In diesem Jahr sei man auf 160 Bewerbungen gekommen. Doch bis zuletzt müsse man bangen, ob die Jugendlichen ihre Ausbildung auch tatsächlich antreten. Den Eignungstest bestünden nur noch 65 bis 70 Prozent der Bewerber. Viele würden ein Studium der Lehre vorziehen, so Gremm. Für die Geschäftsführerin ist die Bildungspartnerschaft „Eigennutz, das eigene Unternehmen bekannter zu machen und mit jungen Leuten in Kontakt zu kommen“. Sie rät Schülern mit schlechteren Noten zu einer sofortigen Ausbildung, anstatt ein weiteres Schuljahr anzuhängen, um einen besseren Notenschnitt zu erzielen. (cei)

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